Börsenfieber und Kaufrausch

Börsenfieber und Kaufrausch

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783895287565
Untertitel:
Ökonomie, Judentum und Weiblichkeit bei Theodor Fontane, Heinrich Mann, Thomas Mann, Arthur Schnitzler und Emile Zola
Genre:
Deutsche Sprach- & Literaturwissenschaft
Autor:
Franziska Schößler
Herausgeber:
Aisthesis Verlag
Auflage:
1., Auflage
Anzahl Seiten:
346
Erscheinungsdatum:
31.10.2009
ISBN:
978-3-89528-756-5

Die vorliegende Studie untersucht den Zusammenhang von Antikapitalismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit, wie er sich in literarischen und nicht-literarischen Texten der Jahrhundertwende abzeichnet. Avanciert die Ökonomie um 1900 zum Leitdiskurs der rasanten Modernisierung, so geraten allem voran die Börse und das Kaufhaus ins Zentrum der antikapitalistischen Kritik. Diese ordnet die spekulativen Finanztransaktionen sowie die neuartigen Konsumpraktiken bevorzugt Minoritäten zu, genauer: dem scheinbar korrupten jüdischen Börsianer, dessen nervöser Habitus dem volatilen Spekulationspapier zu entsprechen scheint, und der willensschwachen Käuferin. Auf diese Weise artikulieren die Texte ihre Vorbehalte gegen den schnöden Mammon und fixieren die Grenzziehungen der Mehrheitsgesellschaft. Auch die in Populärromanen beliebte Figur des Ingenieurs, der an der Schnittstelle von Ökonomie und Genie steht, folgt diesen Diskursregeln, denn er muss gemeinhin eine Schule der Askese durchlaufen, um sich gegen die Verlockungen des Geldes und die dubiosen Aktiengesellschaften zu wappnen. Die Studie untersucht die Börsen-, Geld- und Kaufhauskritik sowohl in kanonischen Texten (Theodor Fontane, Heinrich Mann, Thomas Mann etc.) als auch in Populärromanen und Essays. Sie rekonstruiert die Gegenentwürfe in deutsch-jüdischen Texten (Arthur Schnitzler, Salomon Kohn etc.) sowie die alternativen Konzeptionen der Börse in US-amerikanischen Romanen.

Autorentext
Franziska Schößler ist seit 2004 Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg (1984-1990). Studienaufenthalte in Paris, London, Brisbane. Dissertation über Adalbert Stifter (1994), Habilitation über Goethes Lehr- und Wanderjahre (2001) (Francke 2002), beides an der Universität Freiburg. 2002-2004 Oberassistentin an der Universität Bielefeld (am Lehrstuhl von Klaus-Michael Bogdal). Seit 2008 Teilprojektleiterin im SFB 600 Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart an der Universität Trier. Forschungsschwerpunkte: Ökonomie und Literatur (mit Schwerpunkt Antisemitismusforschung); Drama und Theater (mit Schwerpunkt Gegenwartsdramatik); kulturwissenschaftliche Literaturtheorie; Gender Studies. Publikationen (in Auswahl): Einführung in das Trauerspiel und das soziale Drama (Darmstadt 2. Auflage 2008); Augen-Blicke. Erinnerung, Zeit und Geschichte in Dramen der neunziger Jahre (Tübingen 2004, Forum Modernes Theater); Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Eine Einführung (Tübingen 2006, UTB); Einführung in die Gender Studies (Berlin 2008, Akademie Verlag).

Inhalt
Einleitung Feindliche Schwestern: Literatur und Ökonomie Selbstreferenz und Fiktion: Die Börse als Inbegriff der Moderne Minoritäten: Ökonomie, Race und Gender Methoden I: Kulturpoetik, Wissenspoetologie und Economic Criticism Methoden II: Antisemitismusforschung I Börse und Kredit: Spekulanten, Bankiers und Literaten Der jüdische Börsianer und das unmögliche Projekt der Assimilation: L'Adultera von Theodor Fontane Raub am Volkseigentum: Die Börse und das bürgerliche Produktivitätsethos Rastlosigkeit: Sesshaftigkeit versus Mobilität Der Wolf im Schafspelz: Die Aporien der Assimilation Intime Spekulationen: Die Ehe als Geschäft Theatralität und Spekulation: Im Schlaraffenland von Heinrich Mann Jüdische Begabungen: Presse und Börse Theatralität: Das Schauspiel und die Börse Möglichkeitsexistenz: Die Wandlungsfähigkeit von Geld und Unternehmer Zukunftsmusik: Ökonomische und dichterische Spekulationen Bleichröder und Strousberg: Bankier und Eisenbahngründer Mann und Sombart: Weiblichkeit, Judentum und Luxus Mann und Veblen: Stellvertretender Konsum und demonstrative Verschwendung Spekulation und die Willkür der Zeichen: Buddenbrooks von Thomas Mann Grenzziehungen: Internationaler Export versus nationaler Großhandel Betrug: Kreditwesen und Sprachspiele Simulierte Arbeit: Das Termingeschäft Dekadente Improvisationen: Kunst und Spekulation Das kalte Herz: Rationalität und Melancholie Faule Ehen: Weibliche Unproduktivität Kreditwürdigkeit und die Gefahr der Hermetik: Königliche Hoheit von Thomas Mann Hermetische Mathematik: Kredit und Schreiben Dampfdruckheizung: Fragliche Kreditwürdigkeit Volkstümliche Wärme: Populärliteratur Carnegie und Wagner: Der Aufstieg des Spekulanten als Untergang Kälte und Ehrgeiz: Das problematische Leistungsethos Intime Spekulationen und die Geheimnisse der Börse/der Frau: Fräulein Else von Arthur Schnitzler Die drei großen Rätsel: Geheimnis und Enthüllung Ökonomisches Erzählen: Inflationäre Preise und die Akkumulation von Geschichten Lyrische Geldpoeten: Der Rausch der Spekulation und des Erzählens Idealbilder des Börsianers: Ein Spiegel der Gegenwart von Salomon Kohn, Großstadtjuden von Adolf Dessauer und Werther, der Jude von Ludwig Jacobowski Distinktionen: Kompetenz, Rationalität und Genie Traditionen: Ehre, Mildtätigkeit und Glaube Gegenentwürfe: Christliche Korruption und integrative Arbeitsphantasien Der Unternehmer als Bauer: Walther Rathenau Gegenentwürfe I: Der Kampf gegen das goldne Gespenst Gegenentwürfe II: Assimilation und geistige Kultur Kraft und Herz: Der Unternehmer als Bauer Die Börse als Naturkraft und Medium nationaler Integration: The Pit von Frank Norris Naturkraft Börse: Integrative Metaphorisierungen Epos des Geldes: Ökonomie als Kunst Wertverfall: Volatile Liebesbeziehungen II Produktion und Konsumtion: Ingenieure, Unternehmer und Käuferinnen Der Ingenieur als Spieler und Spekulant: Cécile von Theodor Fontane Phantastische Eisenbahn: Die Aporien der technischen Vernunft Ein Spieler: Der Ingenieur als Erfinder Ein Naturkind: Der Ingenieur als Fremder Falsche Spekulationen: Die Unmöglichkeit der (technischen) Kommunikation Der Ingenieur als Kulturträger und Genie: Der Tunnel von Bernhard Kellermann, Die Alpenfee von E. Werner und Der Gewaltigste von Wilhelmine von Hillern Antijüdische Klassifikationen: Unternehmer, Eroberer und Händler Reklame: Kunst und Ökonomie Geld versus Genie: Populärromane um 1900 Kaufrausch und Kleptomanie: Au Bonheur des Dames von Émile Zola Kopflosigkeit: Hysterische Käuferinnen Demimonde: Die käufliche Frau Kriminalisierung: Das Pathogramm der Kleptomanie Weibliche Männer: Die Erosion der Geschlechterordnung Zirkularität: Weiblichkeit als Geld und Schrift Jüdische Kaufhausbesitzer: Warenhaus Berlin von Erich Köhrer und Der Warenhauskönig von Alexander Freund Destruktionsphantasien: Die Universalisierung des Kaufhauses und sein Untergang Sozialistische Zukunftsvisionen: Ehrbarer Kaufmann versus jüdischer Trust Schluss Literaturverzeichnis Dank


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