Öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft

Öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783763935413
Untertitel:
Sozialethische Analysen
Genre:
Philosophie-Lexika
Autor:
Alexander Filipovic
Herausgeber:
wbv Media GmbH
Anzahl Seiten:
329
Erscheinungsdatum:
31.05.2007
ISBN:
978-3-7639-3541-3

Heute vermitteln die Medien das Wissen zwischen der Gesellschaft und den Individuen. So sprechen Soziologen von einer Wissensgesellschaft. Die individuellen Möglichkeiten, sich dieses Wissen anzueignen, sind maßgeblich für die Lebenschancen: Sie entscheiden über den Bildungsstand, die Möglichkeiten im Erwerbsleben und das Einkommen, über die Gestaltungsmöglichkeiten und die Teilnahme im gesellschaftlichen und politischen Leben.

Alexander Filipovic analysiert und bewertet gesellschaftliche Trends, Bildung und die Medien aus der Perspektive der Beteiligungsgerechtigkeit, wie die christliche Sozialethik sie vertritt. Daraus leitet er eine Medienethik ab, die eine gerechte Vermittlung und Aneignung von Wissen fordert.

Der Autor

Alexander Filipovic lehrt Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Universität Bamberg, wo er 2006 mit dieser Arbeit promovierte.


Zusammenfassung
Nicht nur wegen seines ungewöhnlich menschenfreundlichen, im ursprünglichen Sinne demokratischen Inhalts verdient das Buch Beachtung, sondern auch weil sein Autor begriffsgenau und sorgfältig gearbeitet hat und seinen Gedankengängen kulturgeschichtliche Tiefe zu geben versteht. Horst Pöttker, Literatur-Rundschau

Leseprobe
1 Wissensgesellschaft (S. 27-28)

Folgende Ausführungen zur Wissensgesellschaft orientieren sich an der eingangs entwickelten These, dass aus der Perspektive der Sozialethik die "Publizistik" im gesellschaftlichen Kontext von "Wissensvermittlung" problematisiert werden muss. Wissensvermittlung stellt dabei einen umfassenden normativen Problembegriff dar, der bereits Gerechtigkeitsfragen andeutet. Es reicht daher nicht aus, die Publizistik zu thematisieren und von dort aus zu einer sozialethischen Urteilsbildung zu kommen. Vielmehr gilt im Folgenden die Hypothese, dass Probleme, Bedingungen und Elemente des Begriffs der Wissensvermittlung nur anhand einer vorangehenden Gesellschaftsanalyse identifiziert werden können, die Probleme des Wissens heutiger Gesellschaft thematisiert. Dies soll in den folgenden Abschnitten der Studie durch eine Untersuchung der Debatten über den Begriff der Wissensgesellschaft geschehen.

1.1 Voraussetzungen

Für eine erste Annäherung an den Begriff der Wissensgesellschaft sind zunächst zwei Probleme zu behandeln, die in diesem Kontext unvermeidlich auftauchen: Wie verhält sich die Diagnose der Gesellschaft als Wissensgesellschaft zu anderen konkurrierenden Gesellschaftsbeschreibungen und welcher Wissensbegriff wird zu Grunde gelegt?

1.1.1 "Wissensgesellschaft" als zutreffende Selbstbeschreibung der Gesellschaft?

Der Soziologe Helmut Willke macht folgende Beobachtungen: Wissensbasierte Tätigkeiten nehmen gegenüber Landwirtschaft, industrieller Produktion und einfachen Dienstleistungen zu. Der Wertanteil von Produkten verschiebt sich: Nicht mehr Arbeit und Material erscheinen als knapp und daher kostbar, sondern der Wert des Produktes - etwa ein Mikroprozessor - besteht vorrangig in der "eingebauten Expertise ('embedded intelligence')" (Willke 1998: 163). Ökonomen haben errechnet (vgl. Bühl 1995: 18), dass Produkte der Computertechnologie durchschnittlich zu 1% ihrer Kosten aus Material, zu 5% aus unqualifizierter Arbeit und zu 94% aus "intelligentem Kapital", aus "eingelassener Expertise" (Vgl. Willke 1997a: 36) bestehen. Im sich ausdehnenden Finanzsektor (Banken, Versicherungen, Börsen etc.) sind die mathematischen Modelle und Computerprogramme, die unter anderem den internationalen Geldfluss regeln und Transaktionen berechnen und durchführen, so komplex, dass nur wenige Unternehmen damit umgehen können. Dies hat zur Folge, "daß Wissen längst höhere Investitionsrenditen abwirft als Kapital" .

Für Willke ist der in den 90er Jahren überstürzte Aufbau wissensbasierter Infrastrukturen "der wohl markanteste Indikator" (Willke 1997a: 24) für einen radikalen Umbruch der Gesellschaft. Für die Entwicklung der Leistungsfähigkeit der Manufakturen und der Fabriken der Ersten und Zweiten industriellen Revolution erwies sich als entscheidend, dass die öffentliche Infrastruktur, also z. B. Energieund andere Versorgungsleitungen, Straßen, Schienen und Wasserwege, ausgebaut wurde. Analog dazu beobachtet Willke den Aufbau einer "wissensbasierten Infrastruktur der 2. Generation ('intelligente Infrastruktur')" (Willke 1998: 163), die er als "Motor der Transformation der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft im Kontext eines globalen technologisch-ökonomischen Wettbewerbs der Nationen" (Willke 1998: 163) deutet. Diese intelligente Infrastruktur besteht aus "Netzwerken von Netzwerken (Datennetzen)" und soll örtlich ungebundene und ortsübergreifende Kommunikationen, also hier besonders den Austausch und Zugriff auf Informationen und Wissen, ermöglichen.

Willke gibt der von ihm ausgemachten Veränderung das Label der "Wissensgesellschaft". Rechtfertigt seine Beobachtung den Gebrauch dieses Begriffs zur Beschreibung unserer heutigen Gesellschaft? Gerade angesichts vieler konkurrierender Selbstbeschreibungstermini der Gesellschaft wie "Risikogesellschaft", "Informationsgesellschaft", "Erlebnisgesellscha

Inhalt
1.Einführung in die Untersuchung
1.1 Problemaufriss
1.2 Erkenntnisinteresse christlicher Sozialethik
1.3 Vorgehen: Ziel, Arbeitshypothese und Gedankengang der Untersuchung
2. Publizistik und Wissensvermittlung in der Wissensgesellschaft
2.1 Wissensgesellschaft
2.1.1Voraussetzungen
2.1.2 Frühere Problematisierung von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft
2.1.3 Die aktuelle Debatte über Wissensgesellschaft
2.1.4 Zusammenfassung: Wissensgesellschaft als experimentelle Gesellschaft
2.2 Literalität, Erziehung und Wissensvermittlung in der Gesellschaft
2.2.1 Literalität
2.2.2 Bildung und Kompetenzen in der Wissensgesellschaft
2.2.3 Funktionale Ausdifferenzierung des Pädagogischen in der Gegenwartsgesellschaft
2.2.4 Zwischenergebnis:"Wissensvermittlung"als Problem moderner Gesellschaft
2.3 Öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft
2.3.1 Voraussetzungen
2.3.2 Kommunikation und Öffentlichkeit als Kernbegriffe
2.3.3 Öffentliche Kommunikation in der Gegenwartsgesellschaft
2.3.4"Wissen"in publizistischen Prozessen
2.4 Zwischenergebnis: Die öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft
3. Normative Grundlagen einer Sozialethik öffentlicher Kommunikation in der Wissensgesellschaft
3.1 Christliche Sozialethik als Standort
3.1.1 Das Christliche und die Ethik
3.1.2 Christliche Ethik mit dem Fokus auf das Soziale und Normative
3.1.3 Christliche Sozialethik im Brennpunkt zwischen empirischen und normativen Problemstellungen
3.1.4 Öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft in christlich-sozialethischer Reflexion
3.2 Beteiligungsgerechtigkeit
3.2.1 Begriffliche und konzeptionelle Vorgaben
3.2.2 Beteiligung und Gerechtigkeit
3.2.3 Sozialethische Differenzierung: Beteiligung als Zentralbegriff"sozialer Gerechtigkeit"3.3 Zwischenergebnis: Das Konzept der Beteiligungsgerechtigkeit als Reaktion auf neue gesellschaftliche Problemlagen
4. Beteiligungsgerechtigkeit und Publizistik: Beteiligung an und durch Wissensvermittlung
4.1 Beteiligungsgerechtigkeit in der Wissensgesellschaft


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