Einband:
Kartonierter Einband
Untertitel:
Studien zur Weltgesellschaft/World Society Studies 3
Genre:
Vergleichende & internationale Politikwissenschaft
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Erscheinungsdatum:
31.07.2017
Ob Welthandelsorganisation, Weltbank, die Vereinten Nationen oder die Europäische Union: Internationale Organisationen haben nicht nur Auswirkungen auf Staaten, sondern zunehmend auch auf die Gesellschaft. Dieses Buch zeigt, wie sich internationale Organisationen als Teil der Weltgesellschaft erforschen lassen, indem zwischen Weltsemantik, Innenwelt, Umweltbeziehung und Weltordnungsgenese unterschieden wird. Dazu geht es insbesondere auf die Dreiecksbeziehungen zwischen politischen Mitgliedern, Verwaltungsstäben und gesellschaftlicher Umwelt ein.
Autorentext
Martin Koch ist akademischer Rat an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Leseprobe
1. Einleitung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle internationaler Organisationen in der Weltgesellschaft und ihrem Beitrag zu globaler Ordnungsbildung. Es handelt sich hierbei vor allem um ein theoretisch-konzeptionelles Unterfangen mit dem Ziel, ein Konzept zu entwickeln, mit dem sich internationale Organisationen systematischer untersuchen und vergleichen lassen. Ein neuer theoretischer Zugang zur Untersuchung internationaler Organisationen ist notwendig, weil internationale Organisationen eine zentrale Position in der Weltpolitikforschung einnehmen und einen zunehmenden Beitrag zur globalen Ordnungsbildung leisten, der durch bestehende Theorieangebote nur eingeschränkt erfasst werden kann. In diesem einleitenden Kapitel soll dieser theoretische Zugang eingeführt werden, bevor die Struktur der Arbeit dargelegt und die Argumentation in den weiteren Kapiteln entfaltet wird. Internationale Organisationen sind in öffentlichen Debatten so präsent wie selten zuvor. Es scheint kein Politikfeld zu geben, in dem nicht min-destens eine internationale Organisation vertreten ist. Um nur einige Bei-spiele zu nennen: Internationale Organisationen formulieren konkrete Ziele, wie zum Beispiel die Bekämpfung von Armut, die sowohl in den Millennium als auch in den Sustainable Development Goals als Ziel formuliert werden. Sie warnen vor Konsequenzen staatlichen Versagens, so warnt der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR, United Nations High Commissioner for Refugees) vor den Folgen des Klimawandels und der dadurch bedingten Zunahme von Migration. Oder sie fordern zu Verhaltensveränderungen auf, indem sie beispielsweise Staaten und Nichtregierungsorganisationen zu mehr Zusammenarbeit drängen, um globale Partnerschaften zu fördern und sich gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung zu engagieren. Gleichzeitig sind sie Adressa-ten politischer Maßnahmen, wenn etwa Nichtregierungsorganisationen die Einhaltung von Klimazusagen oder ein koordiniertes Vorgehen gegen die Terrorfinanzierung einfordern. Neben der öffentlichen Präsenz setzt sich seit den 1990er Jahren auch in den Internationalen Beziehungen die Vorstellung durch, dass internatio-nale Organisationen einen zunehmend größeren Einfluss auf die Weltpoli-tik haben. Während in der Forschung bis in die 1980er Jahre die Rolle in-ternationaler Organisationen primär in der Unterstützung der Beziehungen zwischen Staaten gesehen wurde (kritisch hierzu: Kratochwil/Ruggie 1986), lässt sich seit dem Ende des Kalten Krieges eine Bedeutungszunahme und damit einhergehende Wiederbelebung des Forschungsfeldes ausmachen. Denn internationalen Organisationen wurden mehr und umfangreichere Aufgaben, Kompetenzen und Zuständigkeiten übertragen. In diesem Zuge hat sich der Aktionsrahmen internationaler Organisationen erweitert. Sie tragen beispielsweise zur Normengenese bei, unterstützen die Diffusion und Implementation von Normen, sie fungieren als Streitschlichter zwischen Staaten, dienen als Informationspool, etablieren Überwachungsmechanismen oder legitimieren beziehungsweise verhängen Sanktionen (ausführlicher hierzu in Kapitel 2.1.3). Diese Tätigkeiten haben nicht nur Konsequenzen für Staaten, deren Regierungen oder deren zwischenstaatlichen Beziehungen, sondern auch auf das weitere gesellschaftliche Umfeld, in dem internationale Organisationen agieren (Zürn 2010). Zu denken ist etwa an nicht-staatliche Organisationen, wie Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen, die sich zum Beispiel an den Normen in-ternationaler Organisationen orientieren, Staaten bei der Implementation beobachten oder die Verletzung von internationalen Vereinbarungen skandalisieren. Internationale Organisationen tragen somit in einem zunehmenden Maß zur globalen Ordnungsbildung bei, indem sie auf der Grundlage ihrer Entscheidungen Beobachtungsperspektiven konstituieren und verstetigen, die über den Staat beziehungsweise die Staatenwelt hin-ausreichen, in weitere gesellschaftliche Bereiche vordringen und dort einen Referenzrahmen für politisches Entscheiden erzeugen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, wie man internationale Organisationen und ihren Beitrag zur globalen Ord-nungsbildung theoretisch-konzeptionell untersuchen kann. Diese Frage impliziert zweierlei. Erstens geht es um die Untersuchung internationaler Organisationen als eigenständige Forschungsgegenstände, die zwar von Mitgliedstaaten ins Leben gerufen werden, die sich aber nicht auf die Be-ziehungen zu den Mitgliedstaaten reduzieren lassen. In diesem Kontext ist auch die Bezeichnung als internationale Organisation problematisch, da sie bereits semantisch nahelegt, dass es sich um Organisationen an Schnitt-stellen zwischen Staaten handelt. Zweitens wird damit dem Umstand Rechnung getragen, dass internationale Organisationen - ähnlich wie Staaten - in einen externen Kontext, eine weltgesellschaftliche Umwelt, eingebettet sind, die neben Staaten auch weitere nicht-staatliche Organisa-tionen umfasst. Mit dieser Umwelt stehen internationale Organisationen in wechselseitigen Beziehungen: Einerseits adressieren sie die Umwelt direkt oder indirekt durch politische Entscheidungen; andererseits werden aus der Umwelt Erwartungen an internationale Organisationen herangetragen. Da sich die Umwelt einer internationalen Organisation nicht a priori bestimmen oder auf eine bestimmte Region beziehungsweise ausgewählte Staaten oder nicht-staatliche Organisationen einschränken lässt, könnte man auch sagen, dass internationale Organisationen in die Weltgesellschaft eingebettet sind. Dadurch bleibt offen, wodurch die Weltgesellschaft internationaler Organisationen näher bestimmt ist. Die Arbeit schließt damit an zwei Forschungsdesiderata an, die bereits vor mehr als 25 Jahren formuliert, aber nur bedingt eingelöst wurden. Erstens haben Ness und Brechin (1988: 246) ihren Aufsatz mit folgender Problemdiagnose begonnen: "The gap between the study of international organizations and the sociology of organizations is deep and persistent". Ausgehend davon haben die beiden Autoren einen Vorschlag gemacht, wie sich internationale Organisationen soziologisch beschreiben lassen, indem sie unterschiedliche Merkmale (organisationale Umwelt, Technologie, Struktur und Ziele) in Anlehnung an Scott (1998: 17-23) differenzieren. An diese Überlegung der organisationssoziologischen Rekonzeptualisierung internationaler Organisationen haben in den Folgejahren unterschiedliche Autoren angeschlossen. Besondere Prominenz erlangte der Vorschlag von Barnett und Finnemore (Barnett/Finnemore 1999; 2004), internationale Organisationen als Bürokratien zu beschreiben. In Anlehnung an Webers Bürokratietheorie identifizieren sie bürokratische Merkmale internationaler Organisationen, die diesen Autorität und Autonomie gegenüber Staaten verleihen. Gleichzeitig gibt es auch von Seiten der Organisationssoziologie erste Anzeichen einer systematischen Beschäftigung mit internationalen Organisationen. So untersuchen Ahrne und Brunsson (2008; 2009; 2012) internationale Organisationen als eine Form von Meta-Organisation (mit Organisationen als ihren Mitgliedern, in diesem Fall Staaten). Kerwer (2013) hat daraufhin die Europäische Union als Meta-Organisation beschrieben. Insgesamt lässt sich in de…
Leider konnten wir für diesen Artikel keine Preise ermitteln ...
billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...
Die aktuellen Verkaufspreise von
6 Onlineshops werden
in Realtime abgefragt.
Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.
# |
Onlineshop |
Preis CHF |
Versand CHF |
Total CHF |
|
|
1 |
Seller |
0.00 |
0.00
|
0.00 |
|
|
Onlineshops ohne Resultate: