Festspiele in Niederösterreich 1945 bis heute

Festspiele in Niederösterreich 1945 bis heute

Einband:
Paperback
EAN:
9783205783008
Untertitel:
Panorama einer Festspiellandschaft
Genre:
Kulturgeschichte
Autor:
Doris Hotz
Herausgeber:
Böhlau Wien
Anzahl Seiten:
270
Erscheinungsdatum:
01.03.2010
ISBN:
978-3-205-78300-8

Im vorliegenden Band wird die Entwicklung der niederösterreichischen Sommerspiele in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext nachgezeichnet. Das Buch macht Spielpläne und Intendantenwechsel der niederösterreichischen Sommertheater seit 1945 zugänglich und berichtet über Programmschwerpunkte und Festspielorte. Es erläutert den Zusammenhang zum Ausflugstourismus und zeigt, mit welchen Marketingstrategien sich die konkurrierenden Sommerspiele nebeneinander behaupten. Auf anschauliche Weise vermittelt die Studie einen guten Überblick über 60 Jahre Festspielgeschehen in Niederösterreich. Die Festspiellandschaft Niederösterreichs seit 1945 im Überblick und folgenden Einzeldarstellungen: Altenburg Amstetten Asparn/Zaya Bad Deutsch-Altenburg Baden Berndorf Bromberg Bruck an der Leitha Emmersdorf Gars am Kamp Gföhl Gutenstein Haag Klosterneuburg Krems Langenlois Laxenburg Maria Enzersdorf Melk Mödling Neulengbach Perchtoldsdorf Petronell-Carnuntum Reichenau Reinsberg Retz Rosenburg-Mold St. Pölten Schwechat Sitzenberg-Reidling Staatz Stockerau Waidhofen/Ybbs Weißenkirchen Weitra Winzendorf-Muthmannsdorf.

Autorentext
Doris Hotz, geb. 1960 in Darmstadt, studierte Kunst, Anglistik, Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Kulturgeschichte in Kassel, New Brunswick NJ, und in Wien. Sie arbeitet als freie Dramaturgin und Kulturwissenschaftlerin in Wien.

Klappentext
Im vorliegenden Band wird die Entwicklung der niederösterreichischen Sommerspiele in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext nachgezeichnet. Das Buch macht Spielpläne und Intendantenwechsel der niederösterreichischen Sommertheater seit 1945 zugänglich und berichtet über Programmschwerpunkte und Festspielorte. Es erläutert den Zusammenhang zum Ausflugstourismus und zeigt, mit welchen Marketingstrategien sich die konkurrierenden Sommerspiele nebeneinander behaupten. Auf anschauliche Weise vermittelt die Studie einen guten Überblick über 60 Jahre Festspielgeschehen in Niederösterreich.

Leseprobe
II. Niederösterreich von 1945 bis 2009 In den nachfolgenden vier Kapiteln werden die niederösterreichischen Rahmenbedingungen für die Festspiele seit dem Zweiten Weltkrieg dargestellt. Dabei geht es vor allem um die Gemeinsamkeiten in dieser fast 65-jahrigen Entwicklung Niederosterreichs, das aufgrund seiner geographischen Mannigfaltigkeit auch eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensweisen hervorgebracht hat. Hierbei ist besonders der Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Festspielentwicklung von Bedeutung. Die Einflussbereiche Politik, Wirtschaft, Alltagsleben und Tourismus werden jeweils chronologisch von 1945 bis 2009 abgehandelt und ihr Bezug zu den Festspielen verdeutlicht. I. Politik Der Zeitraum 1945 bis 2009 spannt sich von der Befreiung Niederosterreichs durch die Sowjetarmee bis zu dem selbstbewussten Auftreten Niederosterreichs als innovative europäische Region zu Beginn des 21. Jahrhunderts.24 Die Festspiele sind einer Vielzahl politischer Einfl usse ausgesetzt: globalen politischen Entwicklungen, der europaischen Politik, die eine Aufwertung der Regionen gegenuber den Staaten vorsieht, der osterreichischen Bundespolitik, der Landespolitik Niederosterreichs25 und auch der Politik auf Gemeindeebene.26 Politische Konstellationen regeln nicht nur die auseren Lebensbedingungen der Zuschauer und Festspielveranstalter sowie die Finanzierungsmechanismen der Festspiele, sondern sie bestimmen auch den symbolischen Wert der Festspiele im Spannungsfeld zwischen Ost und West, Stadt und Land, zwischen Wien und Niederosterreich, zwischen Niederosterreich und Europa. 1.1 19451955: vom Kriegsende bis zum Staatsvertrag Am 1. April 1945 marschiert die Rote Armee in Wiener Neustadt ein.27 Schon am 17. April nehmen Oskar Helmer und Leopold Figl die Verwaltung des Landes in die Hand, angeblich mit den Worten: Hier ist nicht Niederdonau, hier ist Niederosterreich! Beide gehören der am 27. April eingesetzten provisorischen Staatsregierung Dr. Renner an. Die sowjetischen Kommandanten wollen vor allem eine Normalitat herstellen28 und eine funktionierende Verwaltung und Lebensmittelversorgung aufbauen. Als ehemaliger Direktor des Niederosterreichischen Bauernbundes29 scheint Leopold Figl für die Betrauung mit der Aufgabe der Ernährung der Wiener Bevölkerung prädestiniert. Die maßgebliche Beteiligung niederösterreichischer Politiker an der Regierung ist für das Selbstverständnis der Niederosterreicher30 bis heute31 von Bedeutung. Die sowjetischen Befreier werden bald als Besatzer empfunden. In den sowjetisch verwalteten Gebieten sind nicht nur wie auch im übrigen Osterreich ehemalige Nationalsozialisten von den Wahlen ausgeschlossen, es werden auch Kommunisten in den Landtag hineinreklamiert, die aber nach 1954 kein Mandat mehr erhalten. Durch den Kalten Krieg sind die sowjetisch besetzten Gebiete Niederosterreich, Burgenland, das ober österreichische Mühlviertel sowie der russische Sektor Wiens vom übrigen Osterreich isoliert. Im Alltag ist das bei strengen Passkontrollen an der Zonengrenze32 und an einer innerhalb der Zonen unterschiedlich strukturierten Verwaltung33 spürbar. Erst nach Abschluss des Staatsvertrages kann sich Niederosterreich politisch und ökonomisch frei entwickeln: im August 1955 erfolgt die Rückgabe der USIA-Betriebe, der DDSG und der russischen Mineralolverwaltung, im September verlasst der letzte sowjetische Zug Niederosterreich.34 Die große Gastfreundschaft, die man 1956 den Ungarnflüchtlingen entgegenbringt, hat sicher noch viel mit der Erleichterung zu tun, einer sowjetischen Herrschaft entgangen zu sein. Der 10-jahrige Entwicklungsruckstand macht sich auf allen Gebieten, auch bei den Festspielgründungen bemerkbar. II. Niederosterreich von 1945 bis 2009 1.2 19551980er-Jahre: Reformen in Niederösterreich In der Zeit von 1955 bis in die 1980er Jahre gibt es in Niederosterreich keine bedeutenden politischen Umbrüche. Auf Bundesebene besteht bis 1966 eine Große Koalition35 aus OVP und SPO, die Sozialpartnerschaft36 und Proporz37 etabliert. Das führt dazu, dass die meisten Osterreicher einer der beiden Großparteien beitreten. In Niederosterreich gehört die Mehrheit traditionell zumeist zur OVP, die bundisch38 organisiert ist. Sie stellt seit 1945 den Landeshauptmann. für die Kultur ist manchmal ein Vertreter der SPO zuständig. Im Niederosterreichischen Landtag hat die OVP bis 1993 die absolute Mehrheit. Andere Parteien sind ebenfalls im Landtag vertreten, ihr Einfluss bleibt aber vergleichsweise gering.39 Interessenkonflikte werden manchmal sichtbar, wenn in diesem OVP-dominierten Bundesland eine Stadt40 von der SPO regiert wird. Seit der Konsolidierung Niederosterreichs, die sich schon 1954 mit der Rückgabe der unter den Nationalsozialisten an Gros-Wien verlorenen Wien-nahen Gemeinden äußerte, beginnt ein steter Umbau des Landes von innen, eine Modernisierung, anfangs mit dem Ziel des Aufholens, dann in der Absicht, spezifische Vorteile und Marktchancen des Bundeslandes zu erkennen und zu fordern: Zuerst werden die Kriegsschaden beseitigt und die landesweite Elektrifizierung durchgeführt. Erst danach hat man Zeit für Immaterielles: 1966 erhalt Niederosterreich eine eigene Landeshymne. Das Land wird mittels Regionalplanung neu geordnet: Das Schulwesen wird reformiert, Gemeinden zu Grosgemeinden41 zusammengelegt, Strapsen werden gebaut.42 Zunächst wird Niederosterreich als Agrarland wiederhergestellt. Ab den 1970er-Jahren erkennt man, dass die Industrialisierung die einzige Möglichkeit ist, für genügend Arbeitsplatz zu sorgen. Dies schaff t Investitionsanreize, die allerdings nicht immer den gewünschten langfristigen Effekt haben. Danach ist man bemüht, Niederosterreich in eine Dienstleistungsgesellschaft zu verwandeln. Bis in die 1970er-Jahre geschehen die oben genannten Reformen in Top-down-Manier, massive Strukturreformen werden durchgesetzt, nicht immer im Einvernehmen mit den betroffenen Geme…


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