Untertitel:
Das Mittelalter-Quartett 3
Genre:
Romanhafte Biografien
Erscheinungsdatum:
30.09.2003
Dieter Kühn hat den grandiosen Versroman von Gottfried von Straßburg versgetreu und kongenial ins Neuhochdeutsche übertragen. Mit großer Formulierungskunst erschließt Kühn für den heutigen Leser den ganzen Reichtum des mittelalterlichen Textes. Zudem hat Kühn eine umfangreiche biographische Skizze des Gottfried von Straßburg entworfen, die einen neuen Zugang zu dem genialen Dichter eröffnet. Dieter Kühns Übertragung bietet die einmalige Gelegenheit dieses famose Erzählgedicht neu zu entdecken, das wie kein anderes die Liebe als einzige allumfassende Macht im Leben der Menschen beschwört.
Autorentext
Dieter Kühn, geboren 1935 in Köln, starb 2015 in Brühl. Für seine Biographien, Romane, Erzählungen, Hörspiele und hoch gerühmten Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen (das Mittelalter-Quartett) erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und zuletzt die Carl-Zuckmayer-Medaille. Zu seinen Werken gehören große Biographien (über Clara Schumann, Maria Sibylla Merian, Gertrud Kolmar sowie sein berühmtes Buch über Oswald von Wolkenstein), Romane (Geheimagent Marlowe), historisch-biographische Studien (Schillers Schreibtisch in Buchenwald) und Erzählungsbände (Ich war Hitlers Schutzengel). Zuletzt erschienen die beiden autobiographischen Bände Das Magische Auge und Die siebte Woge sowie sein Theaterbuch Spätvorstellung.Literaturpreise (Auswahl):Hermann-Hesse-PreisGroßer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen KünsteNominiert für den Deutschen Bücherpreis 2002Carl-Zuckmayer-Medaille 2014
Klappentext
Dieter Kühn hat den grandiosen Versroman von Gottfried von Straßburg versgetreu ins Neuhochdeutsche übertragen. Mit großer Formulierungskunst erschließt Kühn für den heutigen Leser den ganzen Reichtum des mittelalterlichen Textes. Zudem hat Kühn eine umfangreiche biographische Skizze des Gottfried von Straßburg entworfen, die einen neuen Zugang zu dem Dichter eröffnet. Dieter Kühns Übertragung und seine anschauliche Einführung bieten die einmalige Gelegenheit, dieses Erzählgedicht neu zu entdecken.
Leseprobe
Gedächte man im Guten nicht
des Mannes, der das Gute tut,
so wäre alles wie ein Nichts,
was man der Welt an Gutem tut.
Der noble Mann, was er der Welt
in guter Absicht Gutes tut -
wer hier nicht etwas andres als
das Gute sieht, der handelt schlecht.
Ich hör, daß oft verrissen wird,
was man doch gern begrüßen will:
an Schwachem gibt es allzu viel -
man will oft, was man gar nicht will.
Es sollte so sein: daß man preist,
was man sich gern zu eigen macht;
man nehm mit Wohlgefallen an,
was einem weiterhin gefällt.
Teuer, lieb ist mir der Mann,
der unterscheidet: gut und schlecht,
der mich und jeden andren Mann
beurteilt nach dem wahren Wert.
Es fördern Gunst und Lob die Kunst,
sofern die Kunst das Lob verdient;
wo sie den Flor des Lobs erhält,
floriert die Kunst in jedem Zweig.
Runter geht's mit einem Werk,
das man nicht lobt und honoriert;
im Ansehn steigt jedoch ein Werk,
das Gunst und Lob zu Recht erwirbt.
Ist es nicht bei vielen Brauch,
daß Gutes sie als schlecht bezeichnen,
das Schlechte wiederum als gut?
Die fördern nicht, die widerfördern!
Coulantes Urteil, wahre Kunst -
gemeinsam hellen sie sich auf;
doch nistet sich die Mißgunst ein,
verdämmern Kunst und Urteilskraft.
Ha, Vollendung: schmal die Stege
zu dir hin, die Wege schwer!
Doch wer zu dir die Stege, Wege
erwegt, erstegt, der sei gesegnet!
Trödelei mit meiner Zeit,
obwohl ich reifen Alters bin -
da würd ich dieser Welt nicht so
geweltet sein, wie ich es bin.
Ich hab mir für die hohe Welt
nun eine Arbeit vorgenommen;
sie sage noblen Herzen zu -
den Herzen, die ich herzlich liebe,
der Welt in meinem Herzensblick.
Die Welt der Mehrzahl mein ich nicht,
von der ich mir erzählen lasse,
daß sie kein Leid ertragen kann
und sich nur Freude machen will -
die laß denn Gott in Freude leben ...
Jener Welt und solchem Leben
wird mein Erzählen unbequem -
ihr Leben divergiert von meinem!
Ich denk an völlig andre Menschen,
deren Herzen dies umschließen:
ihr süßes Bittres, schönes Leid,
ihr Herzensglück, ihr Liebesleid,
und schönes Leben, schweren Tod,
den schönen Tod und schweres Leben.
Solches Leben will ich leben,
dieser Welt bleib ich geweltet,
ich stehe, falle nur mit ihr.
Ich hab bisher mit ihr gelebt,
hab meine Zeit verbracht mit ihr,
die meinem Leben (so bedrückend!)
Geleit, Belehrung geben sollte.
Dieser Welt leg ich mein Werk
nun vor zur Unterhaltung;
ich will mit dem, was ich erzähle,
halbwegs lindern, was für sie
Schmerz ist, der sie sehr bedrückt,
will ihr Leid damit verringern.
Denn faßt man etwas in den Blick,
womit sich das Gemüt beschäftigt,
entkümmert es Bekümmernis,
ist heilsam gegen Herzenskummer.
In diesem Punkt stimmt jeder zu:
Wo einen Menschen in der Muße
die Liebesqualen überlasten,
dort steigert Muße Liebesqualen;
zum Liebesschmerz noch Müßiggang,
da wächst nur noch der Liebesschmerz!
Und so empfiehlt sich: Wessen Herz
voll Herzenspein ist, Liebesleid,
der richte seinen Sinn darauf,
Beschäftigung für sich zu suchen;
sogleich kommt sein Gemüt zur Ruhe -
was fürs Gemüt zur Wohltat wird ...
Doch rate ich entschieden ab,
daß ein Mensch, der Liebe will,
Zerstreuung sucht in einer Weise,
die schlecht ist für die reine Liebe.
Jeder, der wahrhaftig liebt,
befasse sich, mit Herz und Mund,
mit der Geschichte einer Liebe,
versüße sich damit die Zeit.
Zu weit verbreitet ist die Meinung,
die ich zu gerne teilen würde:
Je mehr ein liebendes Gemüt
sich einläßt auf erzählte Liebe,
desto mehr wird es belastet ...
Ich stimmte dieser Meinung zu,
doch hindert mich daran ein Punkt:
Wo Liebe aus dem Innern kommt,
da löst das Herz sich nicht von ihr,
auch wenn sie dieses Herz sehr quält.
Gemüt, das aus dem Innern liebt:
je stärker, stärker das entbrennt
in seiner Glut der Leidenschaft,
desto feuriger die Liebe!
Dieses Leid ist
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