Meerauge

Meerauge

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783039730186
Untertitel:
Roman
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
S. Corinna Bille
Herausgeber:
Rotpunktverlag
Auflage:
1. Auflage 2024
Anzahl Seiten:
296
Erscheinungsdatum:
20.03.2024
ISBN:
978-3-03973-018-6

»Das Zirpen der Grillen fühlte sich an, als würde ihr Herz mit Steinchen beworfen.«

Marthe macht Ferien an der Côte d'Azur. Dort begegnet die verheiratete Schweizerin dem jungen Fischer Marceau, und die Liebe bricht wie eine Naturgewalt über die beiden herein. Für kurze Zeit gibt sich das ungleiche Paar dem Liebesrausch hin. Doch als Marthe ein Jahr später zurückkehrt, ist auch Marceau verheiratet. Einzig sein Bruder, der Marthe wie ein Doppelgänger ihres Geliebten vorkommt, lässt sie weiterträumen, bis die Liebe im dritten Sommer endgültig erlischt. Dass Marthe unverkennbar Züge der Autorin trägt, zeigt ein Brief von S. Corinna Bille aus dem Sommer 1950: »Ich habe da einen echten Freund. Das ist ein junger Fischer aus der Gegend. Ein einfaches Wesen, absolut wunderbar.« Meerauge ist aber nicht nur eine melancholische Liebesgeschichte, sondern auch das Porträt eines Landes kurz nach dem Weltkrieg, der noch durch alle Köpfe spukt, und einer Zeit, in der Kolonialismus und Rassismus kaum hinterfragt werden. Zu Billes Lebzeiten unveröffentlicht, erschien Meerauge 1989 postum in einer stark gekürzten Version. Rund siebzig Jahre nach der Niederschrift macht die Übersetzerin Lis Künzli diesen literarischen Schatz erstmals in seiner ursprünglichen Form zugänglich.

Autorentext
S. Corinna Bille (19121979) Ihr Vater war Maler, ihre Mutter stammte aus einer Bergbauernfamilie. Nach dem Besuch der Handelsschule in Siders und der Höheren Töchterschule in Zürich lebte sie mit ihrem ersten Mann in Paris. Dann kehrte sie ins Wallis zurück und heiratete 1974 Maurice Chappaz. Zusammen waren sie das berühmteste Schriftstellerpaar der Schweiz jener Jahre. S. Corinna Bille veröffentlichte Prosa und Lyrik und wurde 1975 mit dem Prix Goncourt de la nouvelle ausgezeichnet.

Zusammenfassung
»Das ist ja wohl das zarteste Anbändeln, das sich vorstellen lässt.« Charles Linsmayer

Leseprobe
Eines Nachts, als sie in ihrem Zimmer eingeschlafen war, den Körper wie immer zum Schutz vor Mückenstichen mit Zitronengrasöl eingerieben, wurde sie von einem langen männlichen Pfiff geweckt. Was war das? Es pfiff weiter, jedes Mal länger, mit einer schmerzlichen Beharrlichkeit. »Er ruft eine Frau«, murmelte sie. Und der Mann pfiff und pfiff: »Sie kommt nicht.« Marthe drehte sich im Bett um, legte sich der Breite nach hin, um etwas Kühle zu finden, und schlief mit dem Satz von Marceau im Ohr wieder ein: »Im Sommer schlafe ich nackt, ohne Laken oder Decke.« Am nächsten Abend dasselbe schrecklich schrille Pfeifen. Eigenartig, dachte sie und fiel wieder in den Schlaf. Doch in der letzten Nacht, die sie in La Farloude verbringen sollte, horchte sie genauer auf diesen Ruf. Er hatte es geschafft, ihre Gleichgültigkeit zu durchbrechen. Sie lauschte. Der Mann pfiff, angsterfüllt, flehend. Er schien vor dem Fenster zu stehen, auf der anderen Straßenseite oder vielleicht sogar ganz nah auf dem Trottoir. Aber niemand antwortete.


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