Die politische Philosophie Arthur Schopenhauers. Ein pessimistischer Blick auf die Politik

Die politische Philosophie Arthur Schopenhauers. Ein pessimistischer Blick auf die Politik

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783959349109
Untertitel:
Deutsch
Genre:
19. Jahrhundert
Autor:
Adrian Gmelch
Herausgeber:
Diplomica Verlag
Anzahl Seiten:
64
Erscheinungsdatum:
11.05.2016
ISBN:
978-3-95934-910-9

Kann man von einer politischen Philosophie Arthur Schopenhauers sprechen? Seit Schopenhauers Tod streiten sich Wissenschaftler und Kenner des Philosophen darüber. Während die einen glauben, eine klare Staats- und Politiklehre in seinem Werk ausmachen zu können, sehen andere nur marginale Gedanken hierzu formuliert und lehnen es ab, von einer eigenen politischen Philosophie zu sprechen. Diese Studie versucht, Klarheit in dieser Frage zu schaffen.

Autorentext
Adrian Gmelch wurde 1993 in Rosenheim geboren. Nach dem deutsch-französischen Abitur absolvierte er den deutsch-französisch integrierten Studiengang Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und dem Institut d Etudes Politiques de Rennes. Danach erwarb er einen Master an der Université Paris-Sorbonne in European Affairs. Der Autor war während seines Studiums Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Neben seinem Interesse für politische Philosophie und Theorie engagiert er sich für die deutsch-französischen Beziehungen und glaubt fest an den positiven Einfluss der deutsch-französischen Freundschaft auf andere schwierige Versöhnungsprozesse der internationalen Politik. Der Autor ist Verfasser zahlreicher Artikel und Buchbesprechungen, u.a. für Francia Recensio (Rezensionen politik- und geschichtswissenschaftlicher Neuerscheinungen). Er ist außerdem Autor von zwei Romanen und einem Buch über die politische Philosophie Arthur Schopenhauers.

Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 3.1, Liberalismus und Konservatismus als fruchtbarer Nährboden:
Zunächst sind es Liberalismus und Konservatismus - zwei eigentlich konträre Programme -, die Schopenhauers Interesse weckten und dabei teils auf Zustimmung bzw. Berücksichtigung stießen.
Der Liberalismus kann einer langen Tradition hinterher blicken: Denker wie Adam Smith, Immanuel Kant, Jeremy Bentham oder Benjamin Constant gelten als erste Vertreter dieser Bewegung. Der Begriff tauchte jedoch erst 1812 unter den Anhängern der spanischen Verfassungsbewegung, die sich Liberales nannten, auf. Die Werte und Normen des Liberalismus feierten ihren politischen Durchbruch mit der Französischen Revolution 1789 und fanden ihre Blüte mit den darauffolgenden Revolutionen in Europa 1830 und 1848. Man war für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, für religiöse Toleranz, Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit sowie für das Recht auf politische Partizipation und Gewaltenteilung. Rechtsstaat, Menschenrechte und Schutz der Individualsphäre und des Privateigentums waren weitere Begriffe.
Schopenhauer zeigte sich diesen Gedanken zunächst offen, vor allem im Sinne des klassischen Liberalismus für das Staats- und Rechtsverständnis. So finden sich Äußerungen zum Schutz des Individuums, zur Gewaltenteilung, teils zur Fortschrittsbejahung und weiterhin zur Pressefreiheit. Auch das Konzept eines Minimalstaats à la Robert Nozick lässt sich von Schopenhauers liberaler Staatsauffassung ableiten. Raico meint in seiner Studie Die Partei der Freiheit über den deutschen Liberalismus etwa auch: 'Von den großen Systembildnern in der deutschen Philosophie nach Kant kann der Liberalismus im folgenden Jahrhundert - wenn man den jungen Fichte außer Acht lässt - nur Arthur Schopenhauer für sich in Anspruch nehmen. Schopenhauer war unbeugsam in seinen liberalen Anschauungen, die jenen von Humboldts Ideen nahekamen.' Das Liberale beschäftigt den Frankfurter Philosophen und findet Einzug in seine Philosophie, u. a. auch dadurch, dass er von einem 'intransigenten Nominalismus' ausgeht, wenn er nur die Individuen und deren Lebensläufe für wirklich erklärt, aber nicht Völker oder Nationen, die für ihn 'bloße Abstraktionen' sind. Mag Schopenhauer anfangs von seinen liberal-politischen Gedanken überzeugt gewesen sein, stellt sich im Laufe der Lektüre seines Werks jedoch die Annahme ein, dass er hier eher einem ersten Impulsgedanken folgte, denn mit voranschreitender Zeit gewann seine konservative Seite immer mehr an Bedeutung. Diese schopenhauersche Schizophrenie zwischen beiden Konzepten hat Ottmann gut festgehalten: 'Seine Politik war gespalten, liberal aus Vernunft die eine, konservativ aus Instinkt die andere.' Inwiefern sich diese gedankliche Spaltung nachvollziehen lässt, wird weiter unten im Hauptteil bei der Darstellung des politischen Denkens Schopenhauers näher erläutert.
In der Tat spiegelte sich Schopenhauer auch in der konservativen Bewegung. Sein Bezug zum Konservatismus ist wohl zum Teil auf seine persönliche Lebenseinstellung und seinen Charakter zurückzuführen. So weist beispielsweise Würkner auf die Verbindung von Schopenhauers Denken, auch im politischen Bereich, mit seiner Persönlichkeit und seinen Erfahrungen hin. Schopenhauer kann als 'Misanthrop aus Erfahrung', als 'Spötter' und 'eigensinnig-einsamer, spröder' Charakter beschrieben werden - die verachtende, abwehrende und abweisende Haltung gegenüber den Menschen zeige sich auch in seinem Verständnis für konservativ-starre und -radikale Gedanken. Der Konservatismus war eine Reaktion auf den Liberalismus. Die Verwendung des Begriffs wurde vor allem Anfang des 19. Jahrhunderts durch die französische Zeitung Le Conservateur (1818) um Schriftsteller und Diplomat Chateaubriand geprägt. Gegen Revolution, Reformen und Modernisierung stellten Konservative einen behutsamen Wandel oder gar die komplette Wiederherstellung der (alten) Ordnung. Der Staat wurde aufgrund der menschlichen Natur als etwas Notwendiges angesehen...


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