Bildung und Vertikalspannung

Bildung und Vertikalspannung

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783958320765
Untertitel:
Welt- und Selbstverhältnisse in anthropotechnischer Hinsicht
Genre:
Pädagogik
Autor:
André Schütte
Herausgeber:
Velbrueck GmbH
Auflage:
1. Auflage 2015
Anzahl Seiten:
372
Erscheinungsdatum:
31.07.2015
ISBN:
978-3-95832-076-5

Peter Sloterdijk gilt nicht nur als einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartsphilosophen, sondern auch als einer der umstrittensten. Die Erziehungswissenschaft hat eine systematische Auseinandersetzung mit seinem Werkschaffen bislang versäumt. Die vorliegende Arbeit schließt diese Lücke, indem sie eine pädagogische Lektüre von Sloterdijks Philosophie unternimmt. Der Autor geht von der These aus, dass Sloterdijks Philosophie eine ernst zu nehmende Provokation für die Erziehungswissenschaft darstellt. Denn mithilfe von Sloterdijks begrifflichem Instrumentarium ist es möglich, den Bildungsbegriff in anthropotechnischen Ausdrücken zu reformulieren. Auf der Grundlage dieses kulturwissenschaftlichen Reformulierungsprogramms wird ein zeitgemäßer nachidealistischer und nachhumanistischer Bildungsbegriff konturiert, der auf die Herausforderungen einer globalisierten, mediatisierten und technisierten Welt antwortet. Sloterdijks Begriff der Vertikalspannung dient hier als bildungstheoretischer Grundbegriff. Ihm liegt in anthropologischer Hinsicht die Form des übenden Lebens zugrunde, ist handlungstheoretisch das Subjekt als Träger einer Reihe von Übungen zugeord-net, während er ethisch auf die Zielgestalt einer Akrobatik der Existenz verweist. Bildung wird so als ein historisch, kulturell und diskursiv vermitteltes Bündel körperlich-materiell fundierter und zielgerichteter Selbstformungspraktiken des Menschen beschrieben. Historisch ordnet sich die Arbeit in die Bildungsdiskussion der Moderne vom Neuhumanismus (Humboldt) bis hin zu aktuellen Reformulierungsversuchen (Koller) ein. Systematisch greift sie dabei Fragen nach dem Verhältnis von Selbst, Anderem und Welt, von Aktivität und Passivität, Identität, Fremdheit, der Hervorbringung des Neuen in sowie der Teleologie von Bildungsprozessen auf. So ist es möglich, Möglichkeiten und Grenzen einer bildungstheoretischen Auseinandersetzung mit der Philosophie Sloterdijks zu bestimmen.

Autorentext
André Schütte hat Philosophie, Germanistik und Pädagogik in Köln studiert und wurde dort im November 2014 promoviert. Zur Zeit arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik an der Universität Siegen

Inhalt
Inhalt A Methodische, wissenschaftstheoretische und programmatische Überlegungen 1. Einführende Bemerkungen zum Begriff der Vertikalspannung 2. Die Einordnung der Bildungsphilosophie in das Werkschaffen Sloterdijks 3. Die Rezeption Sloterdijks in der Erziehungswissenschaft 4. Der methodische Ansatz dieser Arbeit 4.1. Das dreidimensionale handlungstheoretische Schema als heuristisches Modell 4.2 Das anthropotechnische Dreieck 4.2.1 Sloterdijks Technikphilosophie als Antwort auf die technisch-methodologische Frage 4.2.1.1 Einführende Bemerkungen zu Sloterdijks Technikphilosophie 4.2.1.2 Die technikphilosophische Bedeutung des Begriffs der Vertikalspannung 4.2.2 Anthropologisch relevante Anthropotechniken 4.2.3 Ethisch relevante Anthropotechniken 4.3 Die Grenzen des anthropotechnischen Dreiecks 5. Sloterdijks Bildungsphilosophie als Beitrag zu einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Allgemeinen Erziehungswissenschaft 5.1 Die kulturwissenschaftliche Perspektive in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Historische und systematische Aspekte im Anschluss an Andreas Reckwitz 5.2 Die kulturwissenschaftliche Perspektive in der (Allgemeinen) Erziehungswissenschaft und das Problem der Bildung. Sloterdijks technisches Bildungsverständnis vor dem Hintergrund des Ansatzes von Michael Wimmer 6. Sloterdijks Beitrag zur bildungstheoretischen Diskussion 6.1 Humboldt versus Sloterdijk 6.1.1 Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie 6.1.2 Humboldts metaphysischer und Sloterdijks immunologischer Ansatz 6.1.3 Die Frage nach der Technik. Humboldts und Sloterdijks Antwort 6.2 Koller versus Sloterdijk 6.2.1 Hans-Christoph Koller: Bildung anders denken 6.2.2 Sprache oder Anthropotechnik? 6.2.3 Sloterdijks Kritik der Kritik an großen Erzählungen 6.2.4 Der Zwang zur Innovation: Bildung im Kreativitätsdispositiv (Reckwitz) 6.2.5 Besser statt anders werden: Bildung und Vertikalspannung 7. Sloterdijks Zeitdiagnose als Theorie der Globalisierung und seine Kulturkritik: Kristallpalast und Weltinnenraum des Kapitals 7.1 Die kosmisch-uranische und die terrestrische Globalisierung, die Konsolidierung des kapitalistischen Weltsystems und die europäische Expansion 7.2 Die elektronische Globalisierung 7.2.1 Kristallpalast und Weltinnenraum des Kapitals 7.2.2 Die fünf Ebenen der Entlastung 7.3 Ambivalenzen im Kristallpalast B Bildung und Vertikalspannung I Anthropotechnik: Sloterdijks Philosophie der Moderne und der Technik Einführung 1. Die Moderne als Affirmation des menschlichen Weltverhältnisses 1.1 Kultur- und wissenschaftshistorische Grundlagen: Die Artifizialisierung der Welt und des modernen Menschen und sein Unbehagen daran 1.2 Der ontologische Status des Technischen in der menschlichen Welt 2. Technik und Anthropotechnik 2.1 Technik 2.1.1 Zum Begriff der Technik bei Sloterdijk 2.1.2 Sloterdijks Auseinandersetzung mit Heideggers Frage nach der Technik 2.2 Anthropotechnik 2.2.1 Anthropotechnik als Grundbegriff der Philosophie Sloterdijks 2.2.2 Allotechnik und Homöotechnik 3. Humanismus und Technik 3.1 Zur Gentechnik-Frage und Sloterdijks Antwort darauf 3.2 Sloterdijks mikrologische Humanismus-Kritik nebst seiner Kritik an humanistischer Erziehung und Bildung 3.2.1 Adornos und Horkheimers sozialphilosophische Kritik am klassischen Bildungsverständnis 3.2.2 Sloterdijks mediologische Deduktion der Humanitas und seine Dekonstruktion des Humanismus-Begriffs 3.3 Humanität als Kunst des Übergangs: Sloterdijks makrologische Humanitätsdefinition 3.4 Der operable Mensch und seine Anthropotechniken 3.4.1 Der operable Mensc 3.4.2 Im auto-operativ gekrümmten Raum: Sich-Operieren und Sich-Operieren-Lassen II Welteröffnende Vertikalspannungen: Anthropologie und Anthropotechnik Einführung 1. Ontologie oder Anthropologie? Sloterdijk mit und gegen Heidegger 1.1 Die ontologische Differenz in Sein und Zeit 1.2 Mensch und Welt 1.2.1 Die Gleichursprünglichkeit von Mensch und Welt 1.2.2 Das Ungeheure: Die Unmöglichkeit menschlicher Selbst- und Welterkenntnis 1.2.3 Der anthropogenetische Mechanismus, die Dinge und die Ontologie der Umwelt 1.2.4 Zur-Welt-Kommen: Von der Umwelt zur Welt 1.3 Wohnen in Sphären 1.3.1 Die Sphäre als Mittel-Welt-Lage 1.3.2 Wohnen Sloterdijks Raumbegriff 2. Theorie des Anthropotops 2.1 Das Chirotop: Bildung als Hand-Werk - 2.1.1 Werfen 2.1.2 Schlagen und Schneiden: Synthesis und Analysis 2.2 Das Phonotop: Soziale Synthesis durch Klang 2.3 Das Uterotop: Die Welt als externer Uterus Exkurs I: Sloterdijks Theorie des Subjekts im historisch-systematischen Kontext: Halten und Gehalten-Werden Kants vernünftiges Selbstversprechen Nietzsches Heroismus -Adorno und das Schmerz-Apriori Von der Gelassenheit zur Akrobatik der Existenz: Das Subjekt als Träger seiner Übungsreihen bei Sloterdijk 2.4 Das Thermotop: Konstitutiver Luxus für das Luxuswesen Mensch 2.5 Das Erototop: Differenzen zwischen Menschen 2.6 Das Ergotop: Aufgaben, Pflichten, Stress 2.7 Das Alethotop: Lokale Entsprechungspraktiken 2.8 Das Thanatotop: Sloterdijks Grundlegung des Immungedankens 2.8.1 Distanz und Invasion 2.8.2 Lokale Immunität- 2.8.2.1 Kulturkritik und Immunologie: Adorno und Sloterdijk- 2.8.2.2 Nietzsches Entdeckung der immunologischen Paradoxie 2.8.3 Das Thanatotop als Theotop: Der Raum des Menschen als kulturelles Immunsystem 2.8.4 Das Thanatotop als Xenotop: Die Transzendenz des Anderen 2.9 Das Nomotop: Moralische Architektur III Selbststeigernde Vertikalspannungen: Ethik und Anthropotechnik Einführung 1. Die gute Gewohnheit 1.1 Sloterdijks Kritik an Bourdieus Habitus-Konzept 1.2 Die gesellschaftliche Dimension der asketologischen Differenz 1.3 Sich selbst überlegen sein: Die ethische Unterscheidung im Menschen 1.4 Theorie basaler Erschlossenheiten: Leidenschaf…


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