Neue Sandalen zu Weihnachten?

Neue Sandalen zu Weihnachten?

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783955441500
Untertitel:
2 Mal Jesu Geburt und was danach geschah
Genre:
Christentum
Autor:
Hermann Multhaupt
Herausgeber:
Kinzel, Manuela Verlagsgr
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
164
Erscheinungsdatum:
01.07.2020
ISBN:
978-3-95544-150-0

Weihnachten einmal anders. Im Kern geht es natürlich um die Geburt Jesu in Bethlehem. Aber die Umstände, die dazu geführt haben, werden hier aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Vor allem, warum konnte Jesus nicht bei Marias Eltern in Jerusalem oder bei ihrer Kusine Elisabeth zur Welt kommen, die sie doch einige Monate zuvor noch besucht hatte? Warum ausgerechnet in einem Stall? Fragen, auf die die Bibel keine direkte Antwort gibt und mit Weissagungen zu erklären versucht, die man aber literarisch durchaus einmal weiterspinnen darf. Und zudem: Jesus war ein jüdisches Kind. Wie wuchs er mit Gleichaltrigen in seiner Religion auf, bevor er seine eigenen Wege ging und zum Heil für die Menschheit wurde?

Autorentext
Hermann Multhaupt, geb. 1937 in Beverungen, Journalist in Karlsruhe, Offenburg, Mannheim, in der bayrischen Oberpfalz sowie in Baden-Baden und von 1979 bis 2000 Chefredakteur der Kirchenzeitung Der Dom in Paderborn. Er schrieb etwa 80 Bücher, darunter Romane, Meditationsbände, Geschenkbücher und Tagebücher aus Südamerika. Multhaupt gilt mit dem ev. Pfarrer Manfred Wester als Wiederentdecker irischer Segenswünsche, von denen er zahlreiche Bände herausgab. Dafür bekam er ein Dankschreiben der irischen Präsidentin Mary Mac Aleese. Er erhielt mehrere Lyrikpreise und ein Arbeitsstipendium des Landes NRW. Für seine kirchlich engagierte Tätigkeit bekam er 1981 den Journalistenpreis der Deutschen Bischofskonferenz.

Leseprobe
Schwierige Geburt Weihnachten einmal anders Der Postbote kam zu einem Zeitpunkt, als ich, Joseph von Nazareth, meine Werkstatt schließen wollte, um zum Abendgebet in die Synagoge hinüberzugehen. Das Pergament wurde von römischen Boten allen zugestellt, die im Ort lesen konnten. Die anderen Dorfbewohner von Nazareth erfuhren die Mitteilung durch lautstarke Ausrufer, die eine Glocke schwangen und dann die Nachrichten hinausposaunten. Aus vielen geöffneten Fenstern streckten die Menschen ihre Köpfe heraus, um zu erfahren, was es Neues gab. Ich zog mich in einen schattigen Winkel des Hofes zurück, um die Bekanntmachung zu lesen. Es war schwül, obgleich die Sonne auf ihrer Bahn nach Westen fast den Saum des Horizontes erreicht hatte. Ich hörte Maria in der Küche wirtschaften. Das Dokument trug das Wappen des Landpflegers Publius Sulpicius Quirinius Cyrenius aus Syrien. Er rief im Auftrag des obersten Herrschers des Römischen Reiches, Augustus, zu einem Zensus, zu einer Schätzung auf. Offenbar wollte der Kaiser wissen, mit welchen Abgaben er aus Judäa rechnen konnte. Dazu sollte jeder in seine Geburtsstadt reisen, um sich dort in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Verdammter Mist, rief ich, warf den Brief zu Boden und versetzte ihm einen Fußtritt. Eine Zumutung, so etwas. Jetzt im Spätherbst. Aber die römischen Besatzer können sich auch alles erlauben. Was ist denn los?, rief Maria und beugte sich aus dem Küchenfenster. Hast du schlechte Nachrichten? Das kann man wohl sagen, brummte ich und kraulte meinen Bart. Worum geht es denn? Um so einen Zensus. Ich muss nach Bethlehem, in die Stadt meiner Vorfahren, und mich in Steuerlisten eintragen lassen. Aber in Wirklichkeit geht es dem Kaiser darum, auszukundschaften, wie viele Männer er für seine Armeen rekrutierten kann. Man hörte, wie Maria aufatmete. Dazu bist du Gott sei Dank zu alt. Ich zu alt? Mary, ich nehme es noch mit jedem wilden Perser auf. Doch halt! Wenn ich meinen Betrieb für eine Weile schließen muss, laufen mir die Kunden zur Konkurrenz. Zu Hornbach, Preisrebell oder Orbit. Maria trat in den Hof hinaus, goss Spülwasser in die Gosse und setzte sich zu mir. Sanft strich sie über ihren Bauch. Was mache ich nur, wenn du fort bist, Jo? Herrjeh! Das Kind! Ja, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich sprang auf und ging erregt ein paar Schritte im Hof auf und ab. Ich kann dich unmöglich hier allein lassen. Du bist eine Zugezogene, eine junge Frau aus der Fremde. Die beäugen die Einheimischen hier mit Argwohn. Ich weiß, erwiderte Maria seufzend, am Dorfbrunnen spricht kaum jemand mit mir. Du musst erst einen Scheffel Salz mit ihnen essen, Mary, bevor sie dich als Ihresgleichen anerkennen. Einen Scheffel Salz? Zucker wäre mir lieber. Das sagt man hier so, wenn etwas lange dauert, bis man in der Dorfgemeinschaft angenommen wird. Maria schüttelte sich. Der Gedanke, dass sie hier allein bleiben müsse, bedrohte sie. He, was ist mit dem, der dich geschwängert hat?, fragte ich spitz. Soll er sich doch kümmern. Maria begann zu weinen. Ich spürte, dass ich zu hart gewesen war. Ich verzichtete auf den Gang zur Synagoge, setzte mich neben meine Braut und nahm sie in den Arm. Entschuldigung, Mary, es war nicht so gemeint. Den Heiligen Geist werden wir wohl nicht zu fassen kriegen, meinte ich dann. Du müsstest ihm twittern oder eine Mail schreiben. Er müsste sehen, in welche Lage er dich gebracht hat. Maria nickte. Ich glaube, Gott hat seinen Plan nicht zu Ende gedacht, schluchzte sie. Sonst hätte er eine Lösung für diesen Fall, oder was meinst du, Jo? Ich stand auf. Ich werde ein wenig in der Bibel lesen, vielleicht fällt mir dann etwas ein. Die Religion bestimmte das Leben Für junge Menschen im Judentum galten im Bildungswesen folgende Regeln: Im fünften Lebensjahr war der Mensch reif für das Lesen der Tora. Im zehnten Lebensjahr konnte er die Mischna lesen. Die Mischna die Wiederholung ist die erste größere Niederschrift der mündlichen Tora und als solche eine der wichtigsten Sammlungen religionsgesetzlicher Überlieferungen des rabbinischen Judentums. Im 13. Lebensjahr war man fähig für die Übung der göttlichen Gebote. Der fünfzehnjährige Schüler konnte sich mit dem Talmud beschäftigen. Der Talmud Belehrung, Studium ist eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Er besteht aus zwei Teilen, der älteren Mischna und der jüngeren Gemara und liegt in zwei Ausgaben vor, dem Babylonischen (Talmud Bavli) und dem Jerusalemer Talmud (Talmud Jeruschalmi). Der Talmud selbst enthält keine Gesetzestexte, sondern zeigt auf, wie die Regeln der Tora in der Praxis und im Alltag von den Rabbinern verstanden und ausgelegt wurden. Gemara lernen, studieren erläutert und ergänzt den Stoff der Mischna, der mündlichen Überlieferung. Mischna und Gemara bilden gemeinsam den Talmud. Mit 18 Jahren war der Mann reif für die Ehe, mit 20 für den Lebensberuf. Jesus war zweifellos ein gelehriger und wissbegieriger Schüler. Er durfte im Beth Midrasch Lehrhaus weiterlernen und die Propheten und die Schriften der Tora studieren. Ob die Familie des Pflegevaters Josef und seiner Frau Maria eigene Schriftrollen besaßen, ist ungewiss. Deshalb blieb das Auswendiglernen ein wesentlicher Bestandteil des Studiums. Jesus wurde nach Abschluss seiner Lehrzeit zum Rabbiner ausgebildet, ein Privileg, das nur hochbegabte Schüler genossen. Wenn später die Pharisäer ihn oftmals als Rabbi ansprachen, so erwiesen sie ihm damit eine Ehrbezeichnung. Nach dieser Exkursion in die Ausbildungsvorschriften eines Tora-Schülers wenden wir uns dem praktischen Umfeld Jesu zu. Jesus hat, das sagt uns das Neue Testament, den Beruf des Vaters erlernt. Oftmals ist er sicher abends hungrig mit Josef von einer Baustelle heimgekehrt und hat sich auf die Abendmahlzeit, die Mutter Maria vorbereitet hatte, gefreut. Man setzte sich nicht einfach zu Tisch, sondern wusch sich zuvor Hände und Füße. Die Mahlzeit selbst war keine oberflächliche Handlung, sondern ein feierlicher Akt. Man aß mit den Fingern. Fleisch gab es nur zu besonderen Anlässen und es musste koscher sein. Die Köchinnen und Hausfrauen hielten sich streng an die jüdischen Speisegesetze. Sie mussten eine rituelle Unbedenklichkeit Kaschrut aufweisen. Die Vorschriften teilten Lebensmittel in solche ein, die für den Verzehr erlaubt also koscher , und in solche, die für den Verzehr nicht erlaubt, also nicht koscher oder treife waren. Die jüdischen Speisegesetze gehen auf die Tora zurück, auf die fünf Bücher Mose, und wurden von den rabbinischen Ju…


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