Der Himmel der Kelten

Der Himmel der Kelten

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783955440206
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Vor- und Frühgeschichte
Autor:
Reinhard Gunst
Herausgeber:
Kinzel, Manuela Verlagsgr
Auflage:
1., 1. Auflage
Anzahl Seiten:
256
Erscheinungsdatum:
26.09.2014
ISBN:
978-3-95544-020-6

Als der Archäologe Dr. Allard Mees die keltische Grabanlage des Magdalenenberges bei Villingen als Abbild des Sternenhimmels um 618 v. Chr. interpretierte, rückten zum ersten Mal die astronomischen Kenntnisse der Kelten in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ob diese Kenntnis nur dort zum Tragen kam oder die Grundlage einer Baukultur bildete, über die heute nichts mehr bekannt ist, ist hier Gegenstand einer Untersuchung keltischer Siedlungsanlagen. Da alle Siedlungen mit großem Aufwand durch Wälle geschützt wurden, stellte sich mir als Architekt die Frage, ob diese Bauwerke nur einem vorgefundenen Gelände angepasst wurden. Die Geometrie der Anlagen offenbarte dann, dass diese Siedlungen ebenso nach Sternbildern angelegt worden sein mussten wie die Grabanlage in Villingen.

Autorentext
Mein Beruf als Architekt führte mich zwangsläufig auch zu einer Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Bauens. Die Suche nach einer Antwort auf die Frage, welche Bilder und Proportionen einer Form zugrunde liegen, führte mich zur Beschäftigung mit frühgeschichtlichen Bauwerken. Der Besuch einer Reihe von Orten regte mich an, diese Fragen unter einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten.

Klappentext
Als der Archäologe Dr. Allard Mees die keltische Grabanlage des Magdalenenberges bei Villingen als Abbild des Sternenhimmels um 618 v. Chr. interpretierte, rückte zum ersten Mal die astronomische Kenntnis der Kelten in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ob diese Kenntnis nur dort zum Tragen kam oder vielleicht gar die Grundlage einer Baukultur war, über die heute nichts mehr bekannt ist, war Gegenstand einer Untersuchung keltischer Siedlungsanlagen. Da alle Siedlungen mit großem Aufwand durch Wälle geschützt wurden, stellte sich mir als Architekt die Frage, ob diese Bauwerke nur einem vorgefundenen Gelände angepasst wurden? Doch die Geometrie der Anlagen offenbarte, dass diese Siedlungen ebenso nach Sternbildern angelegt worden sein mussten wie die Grabanlage in Villingen.

Leseprobe
04 Die Bestattungskultur der Hügelgräber Eine der ersten systematischen Erforschungen der Hügelgräber, die im Gebiet zwischen der Schwäbischen Alb und dem Bodenseeraum liegen, erfolgte in den Jahren 1883 und 1884. Zusammen mit dem Senatspräsidenten des Oberlandesgerichtes in Stuttgart Julius v. Föhr erkundete der Vorstand der württembergischen Staatssammlung Professor Ludwig Mayer eine große Anzahl bis dahin bekannter Hügelgräber. Ihre Anzahl schätzten beide damals auf mehr als 3000. Doch die ersten Ergebnisse ihrer Forschungen dämpften die Hoffnung auf große, spektakuläre Funde. Mayer schrieb in seinem Buch Hügelgräber auf der Schwäbischen Alb, dass die starke Mehrzahl sämtlicher Grabhügel des Landes teils schon in älterer Zeit, teils auch erst in neuerer Zeit ausgeleert wurden. Dabei sieht er die Gründe in den Grabplünderungen während der Epoche der Karolinger wie in der Schatzgräberei späterer Jahrhunderte. Bei zahlreichen Hügelöffnungen musste er auch feststellen, dass die Grabbeigaben längst entfernt wurden, ohne dass von außen Spuren erkennbar waren. Die Bestandsaufnahme ergab, dass eine große Anzahl der zu Nekropolen zusammengefassten Hügelgräber im Raum der südlichen Alb und in dem Gebiet zwischen Aalen, Ellwangen, Bopfingen und Heidenheim lag. Doch viele dieser Anlagen liegen heute unter dichtem Waldbestand verborgen und sind nicht mehr auf Anhieb zu erkennen. In der zeitlichen Abfolge sind die weiter nördlich liegenden Anlagen jüngeren Datums als die südlicheren, die im Einzugsgebiet der Donau und ihrer Nebenflüsse liegen. Dass auf der Ostalb die Anzahl der Hügelgräberfelder so hoch ist, ist sicher auch die Folge der Bevölkerungsdichte während der Hallstattzeit, in der der Eisenerzbergbau intensiviert wurde. Zahlreiche Höhensiedlungen entstanden hier rund um die großen Bohnerzlagerstätten, deren Bodenschätze in diesem Gebiet oberirdisch abgebaut werden konnten. Auf den ersten Blick scheinen die Hügelgräber in Anordnung und Orientierung keiner Gesetzmäßigkeit zu unterliegen, doch die bisherige Betrachtung zeigt ein durchdachtes Bildsystem, das ihrer Errichtung zugrunde lag. In seiner Schrift Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstatt-Kultur zeigt Siegfried Kurz, dass die Grabhügel in Tallagen genauso errichtet wurden wie an Hängen oder auf Bergkämmen. Dass die Anlagen dennoch nach geometrischen Gesichtspunkten erbaut wurden, entdeckte als erster Dr. Gottfried Odenwald, der seine Untersuchung im 8. Band der Geographischen Hefte veröffentlichte. Bei einer statistischen Auswertung von Grabhügeln zahlreicher Nekropolen entdeckte Dr. Odenwald zwei Abhängigkeiten. Zum einen sah er eine Verbindung der Nekropolen zu den meist in unmittelbarer Nähe gelegenen Viereckschanzen, und daraus folgend eine Präferenz in den Himmelsrichtungen. Während er eine geringe Anzahl von Hügelgräbern im Nord-Westen der Schanzen feststellen konnte, fand er die überwiegende Anzahl in süd-östlicher Richtung. Nur etwa halb so viele Hügelgräber fand er ungefähr gleich verteilt in nord-östlicher und süd-westlicher Richtung. Die Präferenz der Himmelsrichtung deckt sich mit den Auf- und Untergangsrichtungen der Sonne zum Zeitpunkt der Sonnenwenden. Diese waren aber nicht nur maßgebend für die Beziehung zur naheliegenden Schanze, sondern auch bestimmend für ihre großräumliche Einbindung in der Landschaft. In ihrer Dimension und Anzahl besitzen die entdeckten Hügelgräber höchst unterschiedliche Abmessungen. Grabanlagen wie der Magdalenenberg bei Villingen mit einem Durchmesser von 104 m und einer Höhe von 12 m oder der kleinere Fürstengrabhügel in Hochdorf mit einem Durchmesser von 60 m bilden bislang eher die Ausnahme. Da seit den Erkundungen von Mayer und Föhr im ausgehenden 19. Jahrhundert die meisten Anlagen bekannt sind, sind Neuentdeckungen eher die Seltenheit. Größere Dimensionen einer Nekropole, wie der im Buch `Die Goldene Landschaft´ beschriebene Bärenberg bei Bartholomä mit einem Durchmesser von annähernd 750 m, wurden bislang nicht erschlossen, obwohl dort die Spuren von Raubgräbern sichtbar sind. Eine systematische Erkundung der geometrischen Beziehungen von Schanzen und Nekropolen würde sicher noch weitere Erkenntnisse zur Hallstattkultur auf der Ostalb erbringen. Die große Zahl der Grabhügel weist jedoch wesentlich bescheidenere Dimensionen als der Magdalenenberg bei Villingen auf. Da viele Gräber bei ihrer Entdeckung durch Erosion oder landwirtschaftliche Bearbeitung bereits zwei Drittel ihrer einstigen Höhe verloren hatten, kann die ursprüngliche Höhe des Hügels nur noch abgeschätzt werden. Ein Vergleich zeigt eine statische Häufung in den Abmessungen bei einem Durchmesser von 15 m und einer einstigen Höhe bis zu 7 m.


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