Die altägyptischen Personennamen

Die altägyptischen Personennamen

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783952401873
Untertitel:
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Aegyptens
Genre:
Altertum
Autor:
Wolfgang Kosack
Herausgeber:
Christoph Brunner
Anzahl Seiten:
120
Erscheinungsdatum:
01.10.2013
ISBN:
978-3-9524018-7-3

Die altägyptischen Personennamen sind eng mit der Kulturgeschichte des einfachen Volkes verbunden. In der Regel wählte der Vater den Namen des neugeborenen Kindes aus der spannungsreichen Situation der Geburt heraus, aber auch die Mutter, Verwandte und die Hebamme konnten schon einmal den Namen des neugeborenen Säuglings mitbestimmen. Auf diese Weise sind die seltsamsten Namen entstanten: Stoßseufzer und Hilferufe bei der Geburt, Bemerkungen über das Aussehen oder zur Gesundheit des Kindes, lakonische Aussagen wie schon wieder einer und auch witzige Beschreibungen der augenblicklichen Situation. So heißt ein Mädchen Er-ist-total-betrunken, womit der neugeborene Vater gemeint ist. Diese Studie gruppiert solche Namen und gibt sie mit Hieroglyphen, Umschrift und Belegen wieder. Die meisten, hier vorgestellten Namen wurden übrigens bisher nicht übersetzt.

Leseprobe
Während HERMANN RANKE in seiner Studie Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform 1937 andeutungsweise darauf hinweist, daß die Namensgebung der Ägypter unmittelbar bei oder kurz nach der Geburt erfolgt ist und von verschiedenen Personen vorgenommen werden konnte, wobei in erster Linie die Mutter oder der Vater die Hauptrolle spielten, zeigt er in seiner großen Studie Die ägyptischen Personennamen Bd. II. Form und Inhalt der Namen. Geschichte der Namen. Vergleiche mit anderen Namen. (1952). gerade für dieses Detail, den Anlaß der Namensgebung bei der Geburt, kein Interesse mehr. Dort gliedert er die Namen formal nach grammatikalischen Kriterien in Kurz-, Voll- und Satznamen und kommt dementsprechend zu mancherlei Lesungen und Deutungen, die so nicht mehr haltbar und schlimmstenfalls völlig überholt sind. Dabei hat er bei knapp 35 000 ägyptischen Namen viele Belege noch gar nicht gekannt und erfaßt, die erst in neuerer Zeit veröffentlicht wurden (z.B. das Material von HINTZE und EDEL); aber schon seine Nachträge und Zusätze sind ja auch ausufernd genug und erschweren die Benutzung und Zitierung seines Werkes ganz erheblich, da man vier verschiedene Listen durchgehen muß. Mithin sind auch viele seiner Umschreibungen nicht mehr gültig, er hat viele Namen so defektiv transkribiert, wie sie dastehen, ohne Rücksicht auf etwa zu ergänzende Halbvokale, Endungen oder Suffixe, die nicht nur die Lesung, sondern auch die Deutung und das Verständnis der Namen grundlegend verändern. Abgesehen davon sind einige seiner Deutungen bei näherem Besehen sinnentstellend oder sogar absurd. Meine Studie soll nicht dazu bestimmt sein, diese Fehler von Ranke zu korrigieren, sondern sie will einfach einen ganz neuen Weg aufzuzeigen, wie altägyptische Namen zu verstehen sind und was sie für die Kulturgeschichte der einfachen Leute bedeuten. Dabei ziehe ich Vergleiche zu anderen Kulturkreisen, die sich später herausgebildet und entwickelt haben, und führt Parallelen auch in der Neuzeit vor Augen. Mit der Vergabe der Namen tritt so viel Menschlichkeit vor unsere Augen, daß man fast eine spannende Familiengeschichte nur anhand der Namenbedeutungen schreiben könnte, die den Titel tragen müßte: Aufregende Begebenheiten in der Wochenstube - Wie Vater, Mutter und alle Angehörigen die Geburt eines Kindes erleben und verarbeiten, mit Angst und Sorge, mit Humor, mit stoischer Gelassenheit, mit Enttäuschung, mit Glück, kurz, mit all jenen Gefühlen, die man sich bei einer solchen für die Familie einschneidenden Begebenheit nur vorstellen kann. Aber gerade diese Allgemeingültigkeit rückt uns die vor Jahrtausenden lebenden Menschen wirklich sehr nahe. Ich habe nicht sämtliche Namen in Rankes Vorrat daraufhin untersucht, ob sie in dieses oder jenes meiner Kapitel gehören könnten, und bin in manchen Deutungen ziemlich weit von landläufiger Übertragung abgewichen; in vielen Fällen habe ich sie auch begründet. Manche Fachkollegen mögen vielleicht bei einzelnen meiner Namensdeutungen den Kopf schütteln, aber im Umfeld der übrigen Belege und Situationen so, wie diese Namen entstanden und dem Neugeborenen vergeben worden sind, werden sie wohl eines Besseren belehrt. Dabei habe ich nicht nur viele Namen völlig neu und sehr viel schärfer als bislang deuten können, sondern auch im WB bisher fehlende Wörter aufgenommen oder Belege für die Namensbedeutungen angegeben. Insofern ist diese Arbeit nur als eine Vorarbeit zu einem Namenslexikon zu betrachten, korrekter, als es Ranke damals hatte schaffen können. Berlin, 15. März 2013 Dr. Wolfgang Kosack


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback