Das Leben der Institutionen

Das Leben der Institutionen

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783942393218
Untertitel:
Zu einer allgemeinen Theorie der Institutionalisierung
Genre:
Soziologie
Autor:
Robert Seyfert
Herausgeber:
Velbrueck GmbH
Auflage:
1., Auflage
Anzahl Seiten:
240
Erscheinungsdatum:
31.10.2011
ISBN:
978-3-942393-21-8

Im Mythos der Soziologie der Moderne sind die Institutionen 'stahlharte Gehäuse' und 'Gußformen', in denen der Einzelne kontrolliert, diszipliniert und sozialem Zwang unterworfen wird. Angesichts dieser weitgehend negativistischen Tendenz der etablierten soziologischen Institutionentheorie wird in Das Leben der Institutionen der Versuch unternommen, die positive Seite der Institutionen zu beschreiben. Das Buch widmet sich den lebendigen Phänomenen der Institutionen, insofern sich diese als nicht weniger vital erweisen als alle anderen Phänomene des Lebens, das heißt, sie haben ihre eigene Dynamik, ihre Genese, ihre Affekte, Zeiten und Körper.

In der Perspektive dieses Buches werden Institutionen nicht in erster Linie als Begrenzungen, Disziplinierungen und Kontrolle menschlichen Verhaltens verstanden, sondern als produktive bzw. positive Prozesse. Institutionen haben keineswegs nur limitative und protektive, sondern grundlegend auch dädalische und expansive, also kunstvolle, sinn- und erfindungsreiche Tendenzen. So sind sie nicht allein Begrenzungen individueller Egoismen, sondern dienen ebenso der Ausweitung und Integration begrenzter Gruppenzusammenhänge. Die Positivität bezieht sich auf eine Vielzahl institutioneller Aspekte, von denen hier insbesondere Fragen der Organisation institutioneller Räume und deren Zeitlichkeit sowie der Affektivität thematisiert werden. Die produktive und vitale Seite der Institutionen bezieht sich dabei nicht allein auf Menschen, sondern auf distributive Akteure, die nicht nur anthropologische Elemente enthalten, sondern ebenso auch tierische und pflanzliche, anorganische und artifizielle.

Autorentext
Dr. Robert Seyfert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Exzellenzcluster »Kulturelle Grundlagen
von Integration« und am Fachbereich
Geschichte und Soziologie der Universität
Konstanz.

Ausgewählte Publikationen: »Die Entfaltung
institutioneller Räume. Totemismus, Anthropismus,
Futurismus«, in: Bedorf, Thomas / Fischer,
Joachim / Lindemann, Gesa (Hg.): Theorien des
Dritten: Innovationen in Soziologie und Sozialphilosophie,
München 2010, 249-286; »Cornelius Castoriadis: Institution,
Macht, Politik«, in: Bröckling, Ulrich / Feustel, Robert (Hg.): Das Politische
denken: zeitgenössische Positionen, Bielefeld 2010, 253-272.

Weitere Informationen über den Autor finden sie unter robert-seyfert.de

Klappentext
Im Mythos der Soziologie der Moderne sind die Institutionen
»stahlharte Gehäuse« und »Gußformen«, in denen der Einzelne
kontrolliert, diszipliniert und sozialem Zwang unterworfen
wird. Angesichts dieser weitgehend negativistischen
Tendenz der etablierten soziologischen Institutionentheorie
wird in Das Leben der Institutionen der Versuch unternommen,
die positive Seite der Institutionen zu beschreiben. Das Buch
widmet sich den lebendigen Phänomenen der Institutionen,
insofern sich diese als nicht weniger vital erweisen als alle anderen
Phänomene des Lebens, das heißt, sie haben ihre eigene
Dynamik, ihre Genese, ihre Affekte, Zeiten und Körper.

In der Perspektive dieses Buches werden Institutionen nicht in
erster Linie als Begrenzungen, Disziplinierungen und Kontrolle
menschlichen Verhaltens verstanden, sondern als produktive bzw.
positive Prozesse. Institutionen haben keineswegs nur limitative
und protektive, sondern grundlegend auch dädalische und expansive,
also kunstvolle, sinn- und erfindungsreiche Tendenzen.
So sind sie nicht allein Begrenzungen individueller Egoismen,
sondern dienen ebenso der Ausweitung und Integration begrenzter
Gruppenzusammenhänge. Die Positivität bezieht sich auf eine
Vielzahl institutioneller Aspekte, von denen hier insbesondere
Fragen der Organisation institutioneller Räume und deren Zeitlichkeit
sowie der Affektivität thematisiert werden. Die produktive
und vitale Seite der Institutionen bezieht sich dabei nicht allein auf
Menschen, sondern auf distributive Akteure, die nicht nur anthropologische
Elemente enthalten, sondern ebenso auch tierische
und pflanzliche, anorganische und artifizielle.

Leseprobe
"In diesem Buch wird eine Alternative zu klassischen und aktuellen Institutionentheorien angeboten, die eine Reihe vernachlässigter sozialtheoretischer Perspektiven in den Vordergrund rückt. Bisher sind Institutionen auf vielfältige Weise so beschrieben worden: man kann sie durch die Symbolismen bestimmen, die ihre Identitäten erzeugen; sie können auch anhand der Eigengeschichten definiert werden, mit denen sie sich einen Lebenslauf schreiben; man kann die Narrative hervorheben, die ihre hierarchischen Machtgefälle legitimieren und auf die dominanten Praktiken hinweisen, die in ihnen vorherrschen. Darüber hinaus lässt sich jedoch zeigen, dass Institutionen immer auch eine Eigenaffektivität und spezifische Temporalitäten und Räumlichkeiten aufweisen.
Eine erste Fluchtlinie stellt die prinzipielle Positivität der Institutionen dar, die sich gegen die Dominanz richtet, Institutionen in erster Linie auf negative Weise zu bestimmen: z. B. durch Zwang (Durkheim), Triebverzicht (Norbert Elias), Disziplinierung (Max Weber, Michel Foucault), soziale Kontrolle (Berger/ Luckmann). Demgegenüber kommen Denktraditionen in den Blick, die auf der prinzipiellen Positivität der Institutionalisierung bestehen und sie davon ausgehend zu erklären versuchen. So hat bereits David Hume die Versuche (der Vertragstheorien) kritisiert, Institutionen als Begrenzung individueller Egoismen zu verstehen. Einerseits dienen - so Hume - Institutionen nicht so sehr der gesellschaftlichen Bewältigung des individuellen Egoismus als vielmehr der Parteilichkeiten solidarischer (Klein)-Gruppen, die bestimmte Mitglieder gegenüber anderen bevorzugen. Zum anderen richtet sich die institutionelle Bewegung nicht auf die Beschränkung dieser Bevorzugung, sondern versteht sich gerade umgekehrt als deren soziale Integration und Ausdehnung. Institutionen lösen das Problem der begrenzten Reichweite solidarischer Beziehungen, die auf geographische Nähe und persönliche Anwesenheit angewiesen sind. Sie sind insofern Expansionsbewegungen, die Begrenzungen lösen und neue Solidarbeziehungen herstellen; sie dienen keineswegs allein der Herstellung von Gleichheit oder legitimer Verfahren. Diese Tendenz der Ausweitung wird auch von solchen Ansätzen übersehen, die in Institutionen in erster Linie Tendenzen der Einschränkung von Kontingenz und Veränderung sehen, z. B. durch die Typisierung bzw. Perpetuierung habitualisierten Verhaltens.
Geht man von der prinzipiellen Positivität von Institutionen aus, kommen Phänomene in den Blick, die sonst nur als abseitig und nebensächlich betrachtet werden. Das betrifft vor allem die Eigenaffektivität institutioneller Gefüge. Hier bietet die Theorietradition um Spinoza und Jean Marie Guyau einen Ansatz, mit dem es möglich wird, Institutionen als Sozialkörper mit eigenen Affektpotentialen zu verstehen, Affekte also nicht allein auf irrationale und impulsive Akte bzw. menschliche Emotionen oder Gefühle zu reduzieren. Affektivität definiert sich weder durch die emotionalen Kapazitäten von Menschen, noch durch die affektiven Atmosphären von Institutionen, sondern bezieht sich auf deren relationale Verhältnisse: auf die Übertragungsmedien, die zwischen (institutionellen und menschlichen) Körpern operieren und deren Inklusion bzw. Exklusion vermitteln. So hängen die Inklusions- und Exklusionsmechanismen von Institutionen immer zugleich von deren Fähigkeit ab, uns zu affizieren und von unserer (Un-)Fähigkeit, uns von ihnen affizieren zu lassen. Nur beides zusammen kann die konkrete Frage beantworten, warum uns bestimmte soziale Gefüge anziehen, abstoßen oder gänzlich indifferent lassen...."


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback