Zur Soziologie der organisierten Krankenbehandlung

Zur Soziologie der organisierten Krankenbehandlung

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783942393171
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Soziologie
Autor:
Werner Vogd
Herausgeber:
Velbrueck GmbH
Anzahl Seiten:
380
Erscheinungsdatum:
31.10.2011
ISBN:
978-3-942393-17-1

Unter den gegenwärtigen Bedingungen Kranke zu behandeln, heißt vor allem, sich den vielfältigen, überfordernden und oftmals untereinander inkommensurablen Ansprüchen einer funktional differenzierten Gesellschaft stellen zu müssen. Dies ist in der Praxis jedoch nur möglich, wenn die Krankenbehandlung die von Wirtschaft, Recht, Politik und Wissenschaft an sie gestellten Ansprüche sowohl akzeptieren als auch auf Distanz halten kann. Eine der wesentlichen Kulturleistungen der Krankenbehandlung besteht somit darin, die hiermit verbundenen vielfältigen Unsicherheiten durch Kommunikation zu bewältigen (all jene, die nahe genug an der medizinischen Praxis dran sind, wissen dies schon längst).

Sei es Personalmangel, Zeitdruck, unzureichend ausgebildete Mitarbeiter, knappe Mittel oder hoch defizitäre Informationslagen die Krankenbehandlung kann mit all dem in der Regel gerade deshalb gut zurechtkommen, weil sie eine kommunikative Veranstaltung ist. Kommunikation operiert per se in Unsicherheitsbereichen. Entsprechend wird auch für die Medizin der Zukunft die eigentliche Leistung der organisierten Krankenbehandlung darin bestehen, kreativ mit Intransparenzen und unvollständigem Wissen umgehen zu können dies jedoch unter Voraussetzung von Technologien, welche die alten moralischen Selbstverständlichkeiten der Medizin erschüttern.

Autorentext
Werner Vogd, geb. 1963 ist seit 2008 Professor
auf dem Lehrstuhl für Soziologie an der
Universität Witten/Herdecke. Forschungsschwerpunkte:
Qualitative Forschungsmethoden;
Verbindung von Systemtheorie und
rekonstruktiver Forschung; Professionalisierung
und Wissensarbeit; Medizinsoziologie,
insbesondere Soziologie des Krankenhauses;
Religionssoziologie, insbesondere neue buddhistische
Bewegungen.

Monographien (Auswahl): Gehirn und Gesellschaft
(2010); Rekonstruktive Organisationsforschung
Qualitative Methodologie und
theoretische Integration, (2009); Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung
Versuch einer Brücke, 2007); Ärztliche Entscheidungsprozesse
des Krankenhauses im Spannungsfeld von System- und Zweckrationalität,
(2004) Radikaler Konstruktivismus und Theravada-Buddhismus: Ein systematischer
Vergleich in Erkenntnistheorie und Ethik,(1996). Herausgegeben
u. a. Moderne Mythen der Medizin (hg. mit Irmhild Saake) (2008).

Klappentext
Unter den gegenwärtigen Bedingungen Kranke zu behandeln,
heißt vor allem, sich den vielfältigen, überfordernden und
oftmals untereinander inkommensurablen Ansprüchen einer
funktional differenzierten Gesellschaft stellen zu müssen.
Dies ist in der Praxis jedoch nur möglich, wenn die Krankenbehandlung
die von Wirtschaft, Recht, Politik und Wissenschaft
an sie gestellten Ansprüche sowohl akzeptieren als auch auf
Distanz halten kann. Eine der wesentlichen Kulturleistungen
der Krankenbehandlung besteht somit darin, die hiermit verbundenen
vielfältigen Unsicherheiten durch Kommunikation
zu bewältigen (all jene, die nahe genug an der medizinischen
Praxis dran sind, wissen dies schon längst).

Sei es Personalmangel, Zeitdruck, unzureichend ausgebildete
Mitarbeiter, knappe Mittel oder hoch defizitäre Informationslagen
die Krankenbehandlung kann mit all dem in der Regel gerade
deshalb gut zurechtkommen, weil sie eine kommunikative Veranstaltung
ist. Kommunikation operiert per se in Unsicherheitsbereichen.
Entsprechend wird auch für die Medizin der Zukunft
die eigentliche Leistung der organisierten Krankenbehandlung
darin bestehen, kreativ mit Intransparenzen und unvollständigem
Wissen umgehen zu können dies jedoch unter Voraussetzung
von Technologien, welche die alten moralischen Selbstverständlichkeiten
der Medizin erschüttern.


Leseprobe
"In diesem Buch geht es vor allem darum, einen Rahmen für ein tieferes soziologisches Verständnis der Krankenbehandlung aufzuspannen, welche diese an jene gesellschaftlichen Bedingungen rückbindet, denen sie sich verdankt. Erst auf diese Weise lassen sich die gegenwärtigen Probleme der organisierten Krankenbehandlung hinreichend verstehen und aufschließen.
Hierbei zeigt sich, dass die Bezugsprobleme der modernen Medizin nicht nur in der Frage des angemessen Umgangs mit dem kranken Körper liegen. Vielmehr sind im Kontext der modernen Krankenbehandlung neben rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Erwartungshorizonten eine Reihe weiterer Ansprüche entstanden, die sich mittlerweile als wirkmächtige Semantiken plausibilisiert haben. Agenden wie "evidence based medicine", "diagnosis related groups", "corporate identity", "Kundenorientierung", "total quality management", "new public management" formatieren - sobald sie als kommunikative Praxis hinreichend etabliert und institutionalisiert sind - medizinische Praxen in hohem Maße. Als kommunikative Formen treten sie entsprechend einer "Gesellschaft der Gegenwarten" (Nassehi) parallel und gleichzeitig in Erscheinung, ohne dabei im Sinne einer strengen Kausalität miteinander gekoppelt zu sein.
Unter diesen Bedingungen Kranke zu behandeln, heißt entsprechend immer auch, sich den multiplen, überfordernden und untereinander inkommensurablen Ansprüchen der Gesellschaft stellen zu müssen. All dies ist in der Praxis jedoch nur möglich, indem die Krankenbehandlung die an sie gestellten Ansprüche sowohl akzeptieren als auch auf Distanz halten kann. Die eigentliche Kulturleistung der Krankenbehandlung besteht also gerade darin - all jene, die nahe genug an der Ausbildung medizinischer Praktiker dran sind, wissen dies schon längst, - die mit ihr verbundenen vielfältigen Unsicherheiten durch Kommunikation bewältigen zu können.
Um die Dynamik der hiermit verbundenen Problemlagen in einer zeitgemäßen wie auch auflösungsstarken Weise beschreiben zu können, ist es notwendig, gesellschafts-, organisations- wie auch netzwerktheoretische Perspektiven in die Beschreibung mit einzubeziehen. Dabei zeigen sich mit Blick auf die sich hieraus ergebenden theoretischen und empirischen Perspektiven fünf unterschiedliche Stränge. Diese werden zunächst in einführenden Kapiteln getrennt verfolgt, um dann anschließend in übergreifenden gegenstandsbezogen Beschreibungen verzahnt zu werden.
Beim ersten Strang handelt es sich um eine differenzierungstheoretische Perspektive, welche die Eigenlogiken von Medizin, Wirtschaft, Politik, Recht und Wissenschaft trennscharf unterscheiden kann, um auf diesem Wege ein Analyseinstrument zur Verfügung zu stellen, mit dessen Hilfe die vertrackten Beziehungen zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktionssystemen angemessen beleuchtet werden können...."

Inhalt
Inhalt

Einleitung

I Gesellschaftliche Kontexturen der
Krankenbehandlung

Medizin / Pflege / Wissenschaft / Erziehung und
Ausbildung / Wirtschaft / Politik / Recht / Religion /
Der Patient

II Organisationen

III Netzwerke

IV Mensch-Technik-Ensembles

V Professionen

VI Die Zukunft der Medizin

Krankenbehandlung der Moderne / Krankenbehandlung
in der nächsten Gesellschaft

VII Evidence Based Medicine: Professionalisierungsschub
oder Auflösung ärztlicher Autonomie

VIII Von der Organisation Krankenhaus zum
Behandlungsnetzwerk?

Literatur

Personenregister


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