In Your Face

In Your Face

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783940524133
Untertitel:
Bilder aus unserer jüngsten Geschichte
Genre:
Fotografie, Film & TV
Autor:
Chris Niedenthal, Martin Pollack
Herausgeber:
edition Fototapeta
Anzahl Seiten:
168
Erscheinungsdatum:
31.03.2011
ISBN:
978-3-940524-13-3

Das, was die Geschichte der letzten Jahrzehnte gebracht hat Schrecken wie Wandel stand und steht so manchem ins Gesicht geschrieben, in Prag wie Berlin, Sofia oder Warschau. Der polnische Fotograf Chris Niedenthal war dabei, hat den Leuten ins Gesicht gesehen und so Geschichtsschreibung mit der Kamera betrieben. Martin Pollack, Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2011, schreibt dazu in seinem Essay: die damals entstandenenen Fotografien weisen weit über den jeweiligen Anlass hinaus. Sie berühren und verstören uns noch heute, obwohl die Ereignisse längst vorbei sind, vergangen, manchmal beinahe vergessen, aber die Gefühle und Stimmungen, die in diesen Bildern zum Ausdruck kommen, haben ihre Gültigkeit bewahrt. Sie erzählen Geschichten, die nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Autorentext
Chris Niedenthal, in England geborener, polnischer Fotograf, Jahrgang 1950, lebt und arbeitet in Warschau. War vor allem in der Wendezeit der 1980er und 1990er Jahre für internationale Magazine wie Time und Newsweek und Spiegel unterwegs. Ausgezeichnet mit dem World Press Photo Award. Unzählige Veröffentlichungen, zahlreiche Ausstellungen, mehrere Bücher.
Martin Pollack, geboren 1944 in Bad Hall in Oberösterreich, Autor und Übersetzer. Lebt in Wien und im Burgenland. Viele Jahre Korrespondent für den Spiegel in Wien und in Warschau. Zahlreiche Bücher vor allem über Ost- und Mitteleuropa, viele Auszeichnungen, unter anderem der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2011.



Klappentext
Das, was die Geschichte der letzten Jahrzehnte gebracht hat Schrecken wie Wandel , stand und steht so manchem ins Gesicht geschrieben, in Prag wie Berlin, Sofia oder Warschau. Der polnische Fotograf Chris Niedenthal war dabei, hat den Leuten ins Gesicht gesehen und so Geschichtsschreibung mit der Kamera betrieben. Martin Pollack, Träger des Leipziger Buchpreises
zur Europäischen Verständigung 2011, schreibt dazu in seinem Essay: die damals entstandenenen Fotografien weisen weit über den jeweiligen Anlass hinaus. Sie berühren
und verstören uns noch heute, obwohl die Ereignisse längst vorbei sind, vergangen, manchmal beinahe vergessen, aber die Gefühle und Stimmungen, die in diesen Bildern zum Ausdruck kommen, haben ihre Gültigkeit bewahrt. Sie erzählen Geschichten, die nichts an Aktualität eingebüßt haben.


Leseprobe
"Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Warschau, Budapest und Prag hatte die Wende innig herbeigesehnt, aber wenn man heute Bilder von damals betrachtet und in die Gesichter der Menschen schaut, glaubt man darin oft weniger triumphierende Freude, als Skepsis und Unsicherheit zu entdecken. Triumph und Skepsis lagen in diesen unruhigen Zeiten nahe beieinander.
Das konnte man auch bei den Kundgebungen in Prag im Winter 1989 beobachten, zu denen Tag für Tag Zehntausende, Menschen aller Altersgruppen und Berufe, Schüler, Studenten, Arbeiter, Beamte und Rentner, am Václavské námestí, dem Wenzelsplatz, zusammenströmten. Viele dachten dabei wohl an die ausgelassene Aufbruchstimmung im Prager Frühling 1968 und die darauf folgende bewaffnete Intervention der sozialistischen Bruderländer, die ihre Panzer und Soldaten geschickt hatten, um den Frühling zu ersticken. Die Erinnerung an das Jahr 1968 und die bleierne Zeit danach saß den Menschen wie eine kalte Faust im Nacken.
Nun kamen sie wieder auf den Wenzelsplatz. Sie kamen, um Václav Havel und andere Mitglieder des Bürgerforums zu hören und ihnen zuzujubeln. Es waren Demonstrationen eines neu entdeckten Bürgermutes. Die Menschen wollten aller Welt, vor allem aber sich selber beweisen, dass die Zeit der Angst, des sich Duckens, des furchtsamen Gehorsams vorbei war, dass sie die Machthaber und ihre Schergen nicht länger fürchteten. (...)
Das Ende der Angst. Dieses schwer greifbare Phänomen, mehr ein undeutliches Gefühl als konkrete Gewissheit, geisterte in jenen Jahren durch alle Länder des so genannten real existierenden Sozialismus.
Die Menschen spürten, dass da etwas zu Ende ging, was bisher ihr Leben eingeschnürt hatte, so dass sie oft kaum mehr genug Luft zum Atmen fanden. Natürlich registrierten auch die Mächtigen die Veränderungen, die sich in den einzelnen Ländern ganz unterschiedlich auswirkten. Die Stimmung in Polen war völlig anders als in Bulgarien oder Rumänien. Auch die Ereignisse nahmen, wie nicht anders zu erwarten, hier wie dort einen unterschiedlichen Verlauf.
Das Ende der Angst bedeutete einerseits eine große Erleichterung, ein hoffnungsvolles Aufatmen für die Menschen, andererseits meldeten sich gleich wieder neue Ängste. Angst vor dem Unbekannten, vor der Ungewissheit, vor dem Neuen. Die Menschen hatten sich unwohl gefühlt im alten System. Viele hatten das System aufrichtig gehasst und verachtet, aber sie hatten sich daran gewöhnt, auch an die Angst vor der Staatsmacht, vor der alles überwachenden Partei, vor der Geheimpolizei. Sie hatten sich gewöhnt an das überall herrschende Misstrauen. Viele, beileibe nicht alle, hatten sich im alten System notdürftig eingerichtet. Sie hatten sich mit den oft absurden, erniedrigenden Zuständen irgendwie arrangiert. Oft war den Menschen gar nichts anderes übrig geblieben, wenn sie überleben wollten. Nun fragten sie sich bang, was geschehen würde, wenn das alte System zusammenbrach? Was würde an seine Stelle treten? Was würde die neue Zeit bringen? Die Folgen waren Verunsicherung, Bangen und Sorgen. Hoffnung, begleitet von Furcht, Begeisterung, gedämpft durch Skepsis. Diese zwiespältigen Gefühle spiegelten sich in den Gesichtern, die wir damals zu sehen bekamen ...."


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback