Frühling 45

Frühling 45

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783940357618
Untertitel:
Chronik einer Berliner Familie
Genre:
Erzählende Literatur
Autor:
Karl Friedrich Borée
Herausgeber:
Lilienfeld Verlag
Anzahl Seiten:
464
Erscheinungsdatum:
26.06.2017

Berlin vom Untergang zum Neuanfang. Dicht am Alltag, ohne falsche Sentimentalität, voller Tatsachen und einnehmend erzählt. Die Wiederentdeckung eines Ausnahmeautors.

Es beginnt mit einem Glücksfall: Der Ich-Erzähler kann im Februar 1945 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter in einem ruhigeren Randbezirk in ein von seinen Besitzern verlassenes Haus ziehen, in dem sich nur noch die Haushälterin und geheime Vorräte befinden. Eindrücklich und wendungsreich wird das Leben der kleinen Gemeinschaft in einer Zeit geschildert, in der die Vergangenheit brutal versinkt und das Kommende mehr als dunkel ist. Aber sie ist nicht nur gekennzeichnet von Todesangst, Zerstörung, Hunger und dem ängstlich erwarteten Eintreffen der Sieger, sondern auch von optimistischen Planungen für eine demokratische Zukunft und ganz persönlichen Sehnsüchten, die in dieser apokalyptischen Situation mitunter zu grundsätzlichen Lebensfragen werden. Dann kommt der Frieden und bringt eigene Gefahren mit sich. Ruhe tritt jedenfalls noch längst nicht ein. Lebendig und kompromisslos erzählt Borées autobiographisch geprägter Roman von diesen drastischen Tagen in der Geschichte Berlins.

Autorentext
Karl Friedrich Borée wurde 1886 in Görlitz geboren, studierte Jura, war Offizier im Ersten Weltkrieg und danach in den Stadtverwaltungen von Schöneberg und Königsberg sowie als Jurist tätig. 1930 erschien sein erster Roman, "Dor und der September", eine melancholische Liebesgeschichte, die zum Bestseller wurde. Sein zweiter Roman, "Quartier an der Mosel" (1935), wurde als Antikriegsroman verboten, allerdings konnte Borée weiter veröffentlichen. Nach 1945 arbeitete er aktiv am Aufbau eines demokratischen Literaturlebens mit, er schrieb für den Berliner "Tagesspiegel", war der erste Vorsitzende des Westberliner Schriftstellerverbands und Generalsekretär der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Herausragende Werke dieser Zeit sind neben "Frühling 45" (1954) der Roman "Ein Abschied" (1951) und das Erinnerungsbuch "Semiten und Antisemiten" (1960). Borée starb 1964 in Darmstadt.

Zusammenfassung
Berlin vom Untergang zum Neuanfang. Dicht am Alltag, ohne falsche Sentimentalitat, voller Tatsachen und einnehmend erzahlt. Die Wiederentdeckung eines Ausnahmeautors. Es beginnt mit einem Glcksfall: Der Ich-Erzhler kann im Februar 1945 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter in einem ruhigeren Randbezirk in ein von seinen Besitzern verlassenes Haus ziehen, in dem sich nur noch die Haushlterin und geheime Vorrte befinden. Eindrcklich und wendungsreich wird das Leben der kleinen Gemeinschaft in einer Zeit geschildert, in der die Vergangenheit brutal versinkt und das Kommende mehr als dunkel ist. Aber sie ist nicht nur gekennzeichnet von Todesangst, Zerstrung, Hunger und dem ngstlich erwarteten Eintreffen der Sieger, sondern auch von optimistischen Planungen fr eine demokratische Zukunft und ganz persnlichen Sehnschten, die in dieser apokalyptischen Situation mitunter zu grundstzlichen Lebensfragen werden. Dann kommt der Frieden und bringt eigene Gefahren mit sich. Ruhe tritt jedenfalls noch lngst nicht ein. Lebendig und kompromisslos erzhlt Bores autobiographisch geprgter Roman von diesen drastischen Tagen in der Geschichte Berlins.

Leseprobe
Um 17 Uhr war Arbeitsschluß, und ich begab mich auf die Rückfahrt. Aus einem Anlaß, den ich nicht mehr weiß, ging ich bis zum Bahnhof Friedrichstraße, statt Unter den Linden einzusteigen. Als ich auf den Bahnsteig kam, fand ich die Menschen fünf Glieder tief vor den beiden Geleisen warten: viele Omnibus- und Straßenbahnlinien waren schon ausgefallen, so daß sich alles auf die Stadtbahn stürzte. Während der Zug einfuhr, schon gut besetzt, ballten sich die Menschen vor den Wagentüren zusammen, und wenn man nicht der letzte war, brauchte man sich ums Mitkommen nicht zu bemühen. Man wurde emporgehoben und hineingewälzt. Drinnen hing man in seinen Nachbarn. Die Arme blieben, wohin sie geraten waren. Ich begriff, warum die Männer neuerdings ihre Aktentaschen an einem Riemen trugen und daß die Frauen sich in der neuen Mode der Männerhosen (die aus Mangel an Strümpfen und Heizung und aus dem Überfluß an männlicher Zivilkleidung entstanden war) gerechtfertigt fühlten. Die Leute ertrugen die entwürdigende Qual mit Disziplin - oder mit Lammsgeduld? Sie gehörte einfach dazu. Niemand protestierte, als auf der nächsten Station neue sich hineinzwängten: jeder hatte das gleiche Recht, nach Haus zu kommen. Man hielt die letzten in der nicht mehr zu schließenden Tür an den Armen fest. Das Maß, in dem man den Menschen komprimieren kann, hat keine Grenzen. Die anonyme Situation begünstigte den bodenständigen Witz. "An so 'ne gute Polsterung bin ich gar nicht mehr gewöhnt." Doch selten waren die Körperteile, mit denen man in intime Berührung gezwungen wurde, attraktiv.


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