Die Endgültigkeit der Vorläufigkeit

Die Endgültigkeit der Vorläufigkeit

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783938808788
Untertitel:
Prozessualität als Argumentationsstrategie
Genre:
Philosophie
Autor:
Siegfried J Schmidt
Herausgeber:
Velbrueck GmbH
Auflage:
1., Auflage
Anzahl Seiten:
240
Erscheinungsdatum:
31.03.2010
ISBN:
978-3-938808-78-8

Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Können wir einen sicheren erkennenden Zugang zu 'der Wirklichkeit' gewinnen? Und wie ist die Wahrheit bzw. die Objektivität dieses Zugangs zu bewerten? Welche Rolle spielt die Sprache beim Umgang mit 'der Wirklichkeit'? Dominiert im Erkenntnisprozess das Subjekt oder das Objekt? Ja, gibt es überhaupt etwas 'da draußen', oder ist alles nur unsere Konstruktion? In immer neuen Beschreibungsanläufen wird in diesem Buch versucht, plausible Zusammenhänge zwischen Themen aus dem weiten Umkreis der Wirklichkeitsdebatten herzustellen. Es geht, wie H. Putnam u.a. zu sagen pflegen, um descriptions and redescriptions und dafür soll eine epistemologisch entspanntere Argumentationsweise entworfen werden. Der Zweck der einleitenden Kapitel 1-11 besteht darin, interessante Ansatzpunkte, Startideen, Argumente und Varietäten unterschied-licher Beschreibungen zu den jeweilige Themen vorzustellen. Durch die Auswahl der vorgestellten Argumentationen soll die Tendenz der eigenen Problembehandlung im zweiten Teil sozusagen vorlaufend markiert werden, ohne dass damit Identitäten in der Theoriebildung behauptet werden. Wohl aber soll damit auf die Anschlussfähigkeit von Argumentationen in verschiedenen theoretischen Kontexten verwiesen werden. Der zweite Teil bietet eine strikt Prozess-orien-tierte Beschreibung von Themen aus dem Umkreis der Wirklichkeitsdebatte, die Anspruch auf sinnvolle Vorläufigkeit erhebt und sich bemüht, hartnäckige philosophische Probleme aufzulösen. Damit ist auch eine Abkehr vom 'klassischen' Konstruktivismus markiert.

Über kaum ein Thema ist in der Philosophie und den Wissenschaften so viel nachgedacht und geschrieben worden wie über das Thema 'Wirklichkeit' und damit zusammenhängende Fragen nach Wahrheit, Wissen, Erkenntnis, Sprache usw. Aber alles Nachdenken und Schreiben hat nicht dazu geführt, dass man sich auf eine Antwort geeinigt hat. Das hat die Philosophen in Arbeit und Brot gehalten, hat aber beim staunenden Publikum den Eindruck erweckt: So viele Köpfe so viele Meinungen, was soll's? Wozu also noch eine weitere Meinung zum Thema? In diesem Buch geht es nicht um eine philosophie-historische Aufarbeitung der Wirklichkeitsproblematik, sondern um eine kritische Untersuchung von thematisch einschlägigen Argumenten im Rahmen dieser Problematik in verschiedenen Strömungen der Philosophie und in wissenschaftlichen Disziplinen. Damit ist zugleich und von vornherein der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass plausible Argumente in der Wirklichkeitsdebatte weder von der Philosophie allein noch von einer Einzeldisziplin allein zu erwarten sind. Zugleich ist dieser Streifzug durch die Theorienlandschaft aber auch von der Hoffnung motiviert, Anregungen zu bekommen, um der Wirklichkeitsdebatte eine Wendung zu geben. Ziel ist dabei nicht der Entwurf einer neuen Theorie oder die Widerlegung gängiger Theorien (Realismus, Empirismus usw.), sondern die Erprobung einer Argumentationsstrategie, die sich primär für Prozesse interessiert. Vom Verlauf der Philosophiegeschichte kann man lernen, dass das Interessante an einer philosophischen Position nicht das ist, was sie an/als Wahrheiten behauptet, sondern das, womit sie die nachfolgende Diskussion belastet bzw. das, wovon sie die Diskussion entlastet im besten Fall ohne Problemverschleierung. Ich bemühe mich in diesem Buch darum, mich/uns (?) von der in traditioneller philosophischer Weise diskutierten Wirklichkeitsproblematik zu entlasten. Ich plädiere also nicht, wie etwa R. Rorty, für eine Abschaffung der Erkenntnistheorie oder der Philosophie überhaupt, sondern ich versuche, Erkenntnisprozesse so zu beschreiben, dass sie nicht mehr unter die bisherigen erkenntnistheoretischen Beschreibungen fallen, die alle nicht zum angestrebten Ziel geführt haben. Dieses Buch besteht aus Exkursen zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen homogenen Haupttext. Ich jammere nicht über die Ubiquität von Kontingenz, sondern ich vollziehe Kontingenz. Ich wiederhole nicht zum x-ten Male, dass wir keine endgültige Wahrheit und keine objektiv gültige Wirklichkeitserkenntnis erreichen können. Vielmehr vertrete ich in diesem Buch die Überzeugung: Weil wir alle Fragen stellen, müssen wir auch mit unseren Antworten zufrieden sein andere Antworten würden wir ohnehin kaum verstehen. Und in dieser Situation ist mit einer großen Zahl von Fragen und Antworten, also mit erheblicher argumentativer Konkurrenz zu rechnen. Dieses Buch versagt sich daher der Melancholie alles Fertigen oder Endgültigen. Vielmehr gilt auch hier die Einschätzung der eigenen Überlegungen als vorläufig endgültig vorläufig. Im Laufe der Geschichte scheint die wechselvolle Karriere der Wirklichkeitsdiskussion eng verbunden zu sein mit der Medienentwicklung innerhalb der Gesellschaft. So konstatiert etwa W. Welsch: 'Erstens wurde Wirklichkeit in der heutigen Kultur durch Entwicklungen der elektronischen Medien problematisch. Die Wirklichkeit scheint schwächlich geworden eigentümlich blass, unübersichtlich und anscheinend immer weniger bedeutungsvoll und greifbar. Stattdessen sind Simula-tion und Virtualität zu den neuen und kräftigen Matadoren der Gegenwart avanciert. () Zugleich aber ist zu beobachten, dass im Gegenzug gegen die elektronische Mediatisierung der Welt kulturell ein neues Bedürfnis nach Wirklichkeit sozusagen nach wirklicher Wirklichkeit entsteht. () Es gibt ein neues Bedürfnis nach Wirklichkeiten in einem elektronisch unsubstituierbaren Sinn.' (Welsch 1998:169) Offenbar zeigt sich auch hier nicht nur der Reiz, sondern auch eine gewisse Unausweichlichkeit des Umsteigens von Identität auf Differenz: Der Durchsatz unseres Alltags mit Medienangeboten, die den Anspruch erheben, alles exakt und verlässlich zu beobachten und zu reportieren, was in der Welt überhaupt interessant ist, weckt Widerspruch und Möglichkeitssinn: Wie steht es denn mit den Wirklichkeitserfahrungen jenseits, vor und hinter den Medien? Wie steht es mit dem, was in keinem Bericht aufscheint? Fängt nicht dort erst 'das wirkliche Leben' an? Hat Mystik etwa nicht umsonst Konjunktur? Aber gerade Medienkünstler wie Jochen Gerz oder Peter Weibel fragen schon seit langem skeptisch, ob es überhaupt (noch) ein 'Jenseits der Medien' geben kann, ob man den Medien noch 'den Rücken kehren kann'; so wie etwa J. Mitterer in seinen beiden Büchern immer wieder konstatiert, dass es kein 'Jenseits des Diskurses' gibt, dass man also Diskursen nicht den Rücken kehren kann?

Autorentext
Siegfried J. Schmidt, geb. 1940, Prof. em. für Kommunikationstheo-rie und Medienkultur an der Universität
Münster. Veröffentlichungen bei Velbrück Wissenschaft: Kalte Faszination. Medien · Kultur · Wissenschaft
in der Mediengesellschaft (2000); Unternehmenskultur. Die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen (2004, 4. Auflage 2008); Systemflirts. Ausflüge
in die Medienkulturgesellschaft (2008).

Klappentext
Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Können wir einen sicheren erkennenden
Zugang zu "der Wirklichkeit" gewinnen? Und wie ist die Wahrheit bzw. die Objektivität dieses Zugangs zu bewerten? Welche Rolle spielt die Sprache beim Umgang mit "der Wirklichkeit"? Dominiert
im Erkenntnisprozess das Subjekt oder das Objekt? Ja, gibt es überhaupt etwas "da draußen", oder ist alles nur unsere Konstruktion?
In immer neuen Beschreibungsanläufen wird in diesem Buch versucht, plausible Zusammenhänge zwischen Themen aus dem weiten Umkreis der Wirklichkeitsdebatten herzustellen. Es geht, wie H. Putnam u.a. zu sagen pflegen, um descriptions and redescriptions und dafür soll eine epistemologisch entspanntere
Argumentationsweise entworfen werden.
Der Zweck der einleitenden Kapitel 1-11 besteht darin, interessante Ansatzpunkte, Startideen, Argumente und Varietäten unterschied-licher Beschreibungen zu den jeweilige Th…


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