Die neun Tore

Die neun Tore

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783938375402
Untertitel:
Geheimnisse der Chassidim
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
Jií Mordechai Langer
Herausgeber:
Arco
Auflage:
2. Aufl.
Anzahl Seiten:
400
Erscheinungsdatum:
30.10.2012
ISBN:
978-3-938375-40-2

Jiøí (Georg) Langer (1894-1943) kannte den Chassidismus wie kaum ein anderer. Anders als seine berühmteren Chronisten Martin Buber, Simon Dubnow oder Gershom Scholem, erlebte er ihn aus »erster Hand«. Was für eine Geschichte: Ein Sohn aus gutem, bürgerlichen Prager jüdischen Hause wird zum Aussteiger, verschwindet im Sommer 1913 heimlich, um sich in der hintersten Provinz einer tiefreligiösen Bewegung anzuschließen, die der jüdischen Aufklärung ein Dorn im Auge ist. Völlig verwandelt kehrt er 1915 zurück, wie sich sein Bruder erinnert: »Der Vater teilte mir fast erschrocken mit, dass Jiøí heimgekehrt war. Das Entsetzen verstand ich, als ich den Bruder sah. Er stand mir in einem schäbigen, kaftanähnlich geschnittenen schwarzen Überrock gegenüber, der [...] bis zum Boden reichte, und auf dem Kopf hatte er einen runden breiten Hut aus schwarzem Plüsch [...] Die Wangen und das Kinn waren er mit einem rötlichem Bart bewachsen und vor den Ohren hingen ihm wie Spiralen gelockte Haare bis zu den Schultern, die Schläfenlocken.« Nach langen Aufenthalten unter den Chassidim in Belz findet Jiøí Langer nach dem Ersten Weltkrieg in das bürgerliche Prager Leben zurück, ohne seinen tiefen Glauben aufzugeben. Er verbindet sein reiches Wissen über jüdische Traditionen mit der Moderne: so mit Sigmund Freud und Albert Einstein. Seine Forschungen münden 1923 in das deutsch verfaßte Buch »Die Erotik der Kabbala«. 1937 kehrt er in »Die neun Tore« zurück zur Welt der Chassidim, wie er sie seinem Freund Franz Kafka immer wieder geschildert hat: »Die Legenden erzählten über Heilige, über Rabbiner, die im Stande sind, solche Wunder zu vollbringen. Nur daß diese Heilige in fast intimen Beziehungen zu Gott stehen, sie erlauben sich, ihm gegenüber beinahe frech zu sein, so daß ein Wunder Gottes letztendlich wie eine Nachbarschaftshilfe aussieht. Sie erzählen über chassidische Menschen, diese sonderbaren Kinder Gottes, die infolge ihrer unermeßlichen Frömmigkeit das seltene Privileg haben, daß sie sich mit Hilfe ihrer Heiligen von der himmlischen Gunst alles ausbitten dürfen, was sie zum Leben brauchen.« (Franti ek Langer) Als die Deutschen 1939 in Prag einmarschieren, steht der weitgehende Untergang der jüdischen Welt bevor. Unter dramatischen Bedingungen gelingt Jiøí Langer auf einem Auswandererschiff über die Donau die Flucht nach Palästina, wo er beginnt, auf Hebräisch zu schreiben. 1943 stirbt er an den Spätfolgen seiner Flucht in Tel Aviv. Der Weltliteratur hinterläßt er einen Schatz: »Mit 'Die Neun Tore' hat er sich [...] ein prächtiges Denkmal errichtet. Es ist ein [...] Werk, dessen sich die tschechische Literatur rühmen wird, und gleichzeitig ist es ein authentisches Dokument der Geschichte der Juden. Aber als hätte das Schicksal dem Buch noch einen anderen Sinn zugesprochen, als hätte die Geschichte ihm noch eine andere Mission bestimmt: es wurde zu einem tragischen und traurigen Denkmal über dem großen, düsteren chassidischen Friedhof. Über den chassidischen Siedlungen, über den Gegenden, Dörfern und Städtchen, in denen sie gelebt hatten ...« So erinnert sich der gefeierte tschechische Dramatiker Frantisek Langer in seinem sehr persönlichen Vorwort an seinen Bruder Jiøí. Nachdem Jiøí Langers »Die neun Tore« bisher nur verstümmelt - stark gekürzt und bearbeitet - vorliegt, hat Kristina Kallert es neu aus dem Tschechischen übersetzt. Damit kann eines der Hauptwerke jüdischer Literatur und jüdischen Geistes im 20. Jahrhundert erstmals vollständig auf Deutsch gelesen werden.

Jií (Georg) Langer (18941943) kannte den Chassidismus wie kaum ein anderer. Anders als seine berühmteren Chronisten Martin Buber, Simon Dubnow oder Gershom Scholem, erlebte er ihn aus 'erster Hand'. Was für eine Geschichte: Ein Sohn aus gutem, bürgerlichen Prager jüdischen Hause wird zum Aussteiger, verschwindet im Sommer 1913 heimlich, um sich in der hintersten Provinz einer tiefreligiösen Bewegung anzuschließen, die der jüdischen Aufklärung ein Dorn im Auge ist. Völlig verwandelt kehrt er 1915 zurück, wie sich sein Bruder erinnert: 'Der Vater teilte mir fast erschrocken mit, dass Jií heimgekehrt war. Das Entsetzen verstand ich, als ich den Bruder sah. Er stand mir in einem schäbigen, kaftanähnlich geschnittenen schwarzen Überrock gegenüber, der [.] bis zum Boden reichte, und auf dem Kopf hatte er einen runden breiten Hut aus schwarzem Plüsch [.] Die Wangen und das Kinn waren er mit einem rötlichem Bart bewachsen und vor den Ohren hingen ihm wie Spiralen gelockte Haare bis zu den Schultern, die Schläfenlocken.' Nach langen Aufenthalten unter den Chassidim in Belz findet Jií Langer nach dem Ersten Weltkrieg in das bürgerliche Prager Leben zurück, ohne seinen tiefen Glauben aufzugeben. Er verbindet sein reiches Wissen über jüdische Traditionen mit der Moderne: so mit Sigmund Freud und Albert Einstein. Seine Forschungen münden 1923 in das deutsch verfaßte Buch 'Die Erotik der Kabbala'. 1937 kehrt er in 'Die neun Tore' zurück zur Welt der Chassidim, wie er sie seinem Freund Franz Kafka immer wieder geschildert hat: 'Die Legenden erzählten über Heilige, über Rabbiner, die im Stande sind, solche Wunder zu vollbringen. Nur daß diese Heilige in fast intimen Beziehungen zu Gott stehen, sie erlauben sich, ihm gegenüber beinahe frech zu sein, so daß ein Wunder Gottes letztendlich wie eine Nachbarschaftshilfe aussieht. Sie erzählen über chassidische Menschen, diese sonderbaren Kinder Gottes, die infolge ihrer unermeßlichen Frömmigkeit das seltene Privileg haben, daß sie sich mit Hilfe ihrer Heiligen von der himmlischen Gunst alles ausbitten dürfen, was sie zum Leben brauchen.' (Frantiek Langer) Als die Deutschen 1939 in Prag einmarschieren, steht der weitgehende Untergang der jüdischen Welt bevor. Unter dramatischen Bedingungen gelingt Jií Langer auf einem Auswandererschiff über die Donau die Flucht nach Palästina, wo er beginnt, auf Hebräisch zu schreiben. 1943 stirbt er an den Spätfolgen seiner Flucht in Tel Aviv. Der Weltliteratur hinterläßt er einen Schatz: 'Mit Die Neun Tore hat er sich [.] ein prächtiges Denkmal errichtet. Es ist ein [.] Werk, dessen sich die tschechische Literatur rühmen wird, und gleichzeitig ist es ein authentisches Dokument der Geschichte der Juden. Aber als hätte das Schicksal dem Buch noch einen anderen Sinn zugesprochen, als hätte die Geschichte ihm noch eine andere Mission bestimmt: es wurde zu einem tragischen und traurigen Denkmal über dem großen, düsteren chassidischen Friedhof. Über den chassidischen Siedlungen, über den Gegenden, Dörfern und Städtchen, in denen sie gelebt hatten.' So erinnert sich der gefeierte tschechische Dramatiker Frantiek Langer in seinem sehr persönlichen Vorwort an seinen Bruder Jií. Nachdem Jií Langers 'Die neun Tore' bisher nur verstümmelt stark gekürzt und bearbeitet vorliegt, hat Kristina Kallert es neu aus dem Tschechischen übersetzt. Damit kann eines der Hauptwerke jüdischer Literatur und jüdischen Geistes im 20. Jahrhundert erstmals vollständig auf Deutsch gelesen werden.

Autorentext
Jirí (Georg) Mordechai Langer wurde am 19. März 1894 in Prag geboren, als sechs Jahre jüngerer Bruder von Franti ek Langer, der wegen seines Einsatzes für die Gründung eines unabhängigen tschechoslowakischen Staats - Legionärsbewegung im Ersten Weltkrieg - und vor allem als Dramatiker zu einem der anerkanntesten Schriftsteller seines Landes wurde. Das gilt für Jirí Langer nicht, dem die Rolle im Rampenlicht allerdings auch wenig behagt hätte.


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