Schulfrei

Schulfrei

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783937797120
Untertitel:
Lernen ohne Grenzen
Genre:
Bildungswesen
Autor:
Stefanie Mohsennia
Herausgeber:
Anahita
Auflage:
2., 2. aktualisierte Auflage
Anzahl Seiten:
168
ISBN:
978-3-937797-12-0

"Morgens in aller Frühe klingelt kein Wecker, der Sie aus dem Schlaf reißt. Der Kampf an fünf Tagen pro Woche ein unmotiviertes Kind aus dem Bett zu scheuchen und dafür zu sorgen, dass es sich anzieht, frühstückt und rechtzeitig aus dem Haus kommt, findet nicht statt. Der Morgen beginnt friedlich." Ob in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Japan, der Schweiz oder Australien - zwei Millionen Kinder in den Industrienationen gehen nicht in die Schule. In ihren Heimatländern gilt statt der Schulpflicht eine Bildungspflicht. Sie lernen freiwillig, engagiert, erfolgreich - und oftmals vollkommen ohne formellen Unterricht. Ihr Lernen kennt keine Grenzen. Stefanie Mohsennia zeigt, wie selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen funktioniert. Zu Wort kommen Pädagogen und Bildungsexperten ebenso wie Kinder und Eltern, die von ihrem Alltag berichten. Leben ohne Schule - ein Lernmodell auch für Deutschland?

Autorentext
Stefanie Mohsennia, geboren 1969 in Düsseldorf, durchlief eine klassische Schullaufbahn und studierte Anglistik, Romanistik und Bibiotheks- und Dokumentationswesen. Ihres Zeichens eigentlich Bibliothekarin, ist sie inzwischen nebenberuflich Verwalterin des "Informationszentrums Leben ohne Schule", einer Internetseite, auf der entscheidende Fakten und Termine übersichtlich und sachlich gebündelt zu finden sind.1988 wurde ihr Sohn geboren, der sie letztlich zum Thema ihres ersten Buches "Schulfrei" führte. Die Lektüre von Büchern und Artikeln zum respektvollen, gleichberechtigten Umgang mit Kindern sensibilisierte sie für dieses Thema. "Vorher", so ihre Aussage, "hatte ich noch nie davon gehört."Neben dem Engagement für das Leben ohne Schule verbringt Stefanie Mohsennia gern Zeit mit ihrer Familie. Sie interssiert sich für Reisen, Sprachen und andere Kulturen.

Leseprobe
In einem Zeitalter, das von Informationsflut und ständigem technologischen Wandel geprägt ist, ist in unseren Köpfen das Thema Lernen noch immer fest an die Institution Schule gekoppelt, als gehörte beides unweigerlich zusammen. Aber hat die Schule wirklich ein berechtigtes Monopol auf das Lernen, gerade in der heutigen Zeit, wo das gesamte Wissen der Menschheit für jedermann frei zugänglich und oft nur einen Mausklick entfernt ist? In zahlreichen Ländern beantworten immer mehr Familien diese Frage für sich mit Nein und übernehmen die volle Verantwortung für die Bildung der Kinder. Im englischsprachigen Raum sind verschiedene Begriffe gebräuchlich, um den Umstand zu beschreiben, dass Kinder keine Schule besuchen, u.a. home education, home-based learning, family-based education sowie die am weitesten verbreitete Bezeichnung homeschooling. Es ist schwierig, eine griffige selbsterklärende Übertragung ins Deutsche zu finden. Verwendet werden Hausunterricht, häuslicher Unterricht, Unterricht zu Hause, Heimschule, Domi-zilunterricht, Schule zu Hause, Bildung zu Hause oder auch Bildung ohne Schule. Leben ohne Schule umschreibt diesen Bildungsweg meines Erachtens am treffendsten. Das beschränkt die Kinder nicht auf die häusliche Umgebung als Ort des Lernens. Wenn wir die Schulräume verlassen, dann nicht, um die Kinder an einem alternativen Ort wieder "einzusperren". Sie sollten die ganze Welt als Klassenzimmer nutzen dürfen. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts durchaus noch gängige Praxis, ist das Leben ohne Schule heute in Deutschland eine weitgehend unbekannte Bildungsalternative, die vom Gesetz so gut wie ausgeschlossen wird. Anders als in vielen anderen Ländern besteht in Deutschland die allgemeine Schulpflicht im Sinne einer Anwesenheitspflicht in der Schule. Bei den meisten unserer europäischen Nachbarn existiert heute keine Schulpflicht, sondern eine Bildungs- oder Unterrichtspflicht, die Kinder wahlweise durch den Schulbesuch oder auch außerhalb der Institution Schule erfüllen können. Dies ist beispielsweise in Österreich, Großbritannien, Frankreich, Belgien und in zahlreichen anderen Ländern der Fall. Obwohl in der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" von 1948 eindeutig festgelegt wurde, dass "in erster Linie (.) die Eltern das Recht [haben], die Art der ihren Kindern zuteil werdenden Bildung zu bestimmen", leben wir in Deutschland mit einem Spannungsverhältnis zwischen der staatlichen Schulpflicht und dem Bestimmungsrecht der Eltern in Bezug auf die Erziehung und Bildung ihrer Kinder. Das Grundgesetz äußert sich nicht ausdrücklich zum Recht der Eltern bezüglich der Bildung ihrer Kinder, sondern beschränkt sich in Artikel 6 auf die Aussage, dass die Pflege und Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht sei. Die Verantwortung für das Wohlergehen eines Kindes liegt demnach bei seinen Eltern. In einigen Landesverfassungen wird die Bildung konkret beim Namen genannt und dem Verantwortungsbereich der Eltern zugeteilt, so beispielsweise in der Verfassung des Saarlandes: "Auf der Grundlage des natürlichen und christlichen Sittengesetzes haben die Eltern das Recht, die Bildung und Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen." Dieser Passus findet sich in abgewandelter Form auch in den Verfassungen der Länder Nord-rhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen. Wenn nun aber Eltern von ihrem durch die Landesverfassung zugesicherten Bestimmungsrecht in der Hinsicht Gebrauch machen wollen, dass sie ihre Kinder außerhalb der Schule lernen lassen möchten, oder wenn sie im Hinblick auf das Kindeswohl die Entscheidung treffen, ein Kind nicht zur Schule zu schicken, stehen sie in direktem Konflikt mit den Schulpflichtgesetzen der einzelnen Bundesländer. Nun könnten Befürchtungen aufkommen, dass die Forderung nach einer Abschaffung der Schulpflicht eine ernsthafte Bedrohung für das deutsche Schulsystem darstellt. Erfahrungen mit dem Leben ohne Schule in anderen Ländern haben jedoch gezeigt, dass die Institution Schule keineswegs in ihrer Existenz bedroht wird, wenn die Schulpflicht durch eine Bildungspflicht ersetzt wird. Das Leben ohne Schule würde sich aller Voraussicht nach in absehbarer Zeit nicht zur Massenbewegung entwickeln. In den meisten Staaten, die jungen Menschen den Besuch der Schule freistellen, beträgt der Anteil der unbeschulten Kinder höchstens 1% der Kinder im schulpflichtigen Alter; Ausnahmen bilden die Vereinigten Staaten und Kanada mit einem Anteil von 3 - 4% unbeschulter Kinder. Doch selbst wenn sich nur ein geringer Prozentsatz der Familien für das Leben ohne Schule entscheiden würde, sollte Eltern und ihren Kindern in einem freien, demokratischen Staat die Wahl gelassen werden, ob sie das Angebot staatlicher Bildung annehmen oder die Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder selbst übernehmen wollen. Eine Mutter aus den USA schreibt mir in einer Email entsetzt, dass sie nicht wusste, dass das Leben ohne Schule in Deutschland vom Gesetz her nicht vorgesehen ist. Sie hielte es für ihr ureigenes Recht als Mutter, so empört sie sich, die Bildung ihrer Kinder selber in die Hand nehmen zu dürfen, wenn sie das möchte. Für viele Familien geht es bei der Entscheidung für das Leben ohne Schule nicht nur um die Wahl eines Bildungsweges - es ist ihr Lebensstil!

Inhalt
Danksagung Vorwort Was versteht man unter Leben ohne Schule? Verschiedene Stile Betrachtungen über das Lernen Warum Leben ohne Schule? Das Leben ohne Schule in der Praxis Unbeschulte Kinder haben das Wort Das Leben ohne Schule in 12 Ländern - Zahlen und Rechtslage Ansprechpartner für den deutschsprachigen Raum Quellen Literaturverzeichnis


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