Tartarin in den Alpen

Tartarin in den Alpen

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783909111855
Untertitel:
Die Besteigung der Jungfrau und andere Heldentaten
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
Alphonse Daudet
Herausgeber:
AS Verlag
Auflage:
1. Auflage 2011
Anzahl Seiten:
208
Erscheinungsdatum:
01.01.2011
ISBN:
978-3-909111-85-5

Die alpinen Heldentaten des Tartarin von Tarascon Mit dem südfranzösischen Schelm und Charmeur Tartarin de Tarascon schuf Alphonse Daudet (1840-1897) einen überaus sympathischen Romanhelden. Im zweiten Band reist Tartarin durch die Schweizer Alpen, verblüfft Einheimische und Mitreisende und erklimmt die Jungfrau und fast den Mont Blanc, wo das Schicksal zuschlägt. Seit 1885 ein anhaltendes Lesevergnügen - und endlich wieder in einer aktuellen, schön gestalteten Ausgabe greifbar.

Eigentlich ein sympathischer Kerl, dieser Tartarin aus Tarascon, etwas ungehobelt vielleicht, etwas grossmäulig, etwas schwer- gewichtig auch (kein Wunder mit all der Bergsportausrüstung!). Aber im Grunde genommen ist er nur ein bisschen vorsichtig und naiv, und Hauptziel seiner Reise in die Schweizer Alpen ist es sowieso, seinen von einem neidischen Konkurrenten beanspruchten Titel als P.C.A., als Präsident des Club Alpin von Tarascon, mit einer mutigen Besteigung der Jungfrau oder des Mont Blanc zu verteidigen. Voilà! Das ist die Ausgangslage für einen humoristisch-authentischen Bergtourismusroman, wie es vor 'Tartarin sur les Alpes' keinen gegeben hat. Nicht einmal Mark Twains wunderbar bissiger Reisebericht 'Bummel durch Europa' geht so hoch ins Hochgebirge wie Alphonse Daudet mit seinem Helden. Und was dieser da erlebt in der Guggihütte an der Jungfrau und im Gletscherlabyrinth, ist so amüsant-herzhaft wie die Abenteuer mit der Hotelgesellschaft auf der Rigi, im Kerker von Schloss Chillon oder zuletzt in Chamo- nix. Und dann ist da noch die Liebesgeschichte mit Sonja, einer russischen Revolutionärin. 'Tartarin in den Alpen' von Alphonse Daudet: ein geniales Zeitdokument, das uns bis heute zum Schmunzeln und Nachdenken bringt. Ein Roman über die Schweiz, über die Berge, über uns Menschen und Touristen, und darüber hinaus. 'Tartarin, bist du so weit? fragte streng die Jungfrau.' Sind wir es? Mais oui!

Autorentext
Alphonse Daudet (geboren 1840 in Nîmes, gestorben 1897 in Paris) schaffte 1866 mit den 'Lettres de mon moulin' (Briefe aus meiner Mühle) den Durchbruch als Schriftsteller. 1872 veröffentlichte er den ersten Band seiner Trilogie über das Provence-Städtchen Tarascon und seinen berühmtesten Einwohner: 'Aventures prodigieuses de Tartarin de Tarascon' (Die wundersamen Abenteuer des Tartarin von Tarascon, 1882). 1885 kam 'Tartarin sur les Alpes. Nouveaux exploits du héros tarasconnais' heraus (ein Jahr später auf Deutsch), 1890 'Port-Tarascon: dernières aventures de l'illustre Tartarin' (im gleichen Jahr auch auf Deutsch).

Leseprobe
DIE BESTEIGUNG DER JUNGFRAU (Leseprobe aus: Tartarin in den Alpen) Anfangs von dem Falle betäubt, vom Schnee erblindet, schlug Tartarin eine Minute unbewusst mit Armen und Beinen gleich einem lahmen Hampelmann um sich; dann fühlte er sich, den Kopf nach oben, am Seil über dem Abgrund hängen, die Nase an der Eiswand, die sein Athem glättete, in der Situation eines Spenglers, der eine Dachrinne zuzulöthen hat. Über sich sah er den Himmel erbleichen, die letzten Sterne verschwinden, unter sich den Abgrund in undurchdringlicher Finsterniss, aus welcher ein eisiger Hauch emporstieg. Und doch, nachdem die erste Betäubung vorüber war, fand er seine Zuversicht, seinen guten Humor wieder: 'Hé da oben, Papa Kaufmann, lassen Sie uns da unten nicht vermodern, qué? Es zieht hier ganz schauderhaft und dann schneidet Einem das verdammte Seil in die Seiten.' Was sollte Kaufmann darauf antworten? Wenn er die Zähne von einander that, war es um seine Kraft dahin. Inebnit aber rief ihm von unten zu: 'Monsié!. Monsié!. Eishacke!.' Er hatte die seinige beim Sturz verloren. Als dann das gewichtige Werkzeug wegen der Entfernung der beiden Hängenden nicht ohne Schwierigkeit aus den Händen Tartarin's in diejenigen des Führers gelangt war, bediente sich dieser derselben, um sich in das Eis Löcher zu hauen, in die er dann seine Hände und Füsse stemmen konnte. Nachdem das an dem Seile hängende Gewicht solcher Weise um die Hälfte geringer geworden war, begann Rudolf Kaufmann mit wohl bemessner Kraft und unendlicher Vorsicht den Präsidenten zu sich zu ziehen, dessen tarasconnesische Kappe endlich am Rande des Gletscherspalts erschien. Auch Inebnit fasste nun Fuss und die beiden Führer standen wieder nebeneinander und wechselten, wie es bei dieser Art Leuten, die nicht viel zu reden gewohnt sind, kaum anders sein konnte, nur einige kurze Worte nach der überstandenen Gefahr. Sie waren innerlich erregt und ihre Glieder zitterten von der Anstrengung. Tartarin musste ihnen seine Flasche Kirsch reichen, um sie neu zu stärken. Er selbst schien wohl und munter zu sein, und während er sich schüttelte und trampelnd den Takt sich dazu schlug, trällerte er sich sein Lied Angesichts der verblüfften Führer. 'Braver, braver Franzos,' sagte Kaufmann, ihm auf die Schulter klopfend. Tartarin aber antwortete darauf lächelnd: 'Sie Schäker, ich wusste wohl, dass keine Gefahr dabei war.' So lange es Führer auf den Alpen gab, hatte man einen solchen Bergsteiger noch nicht gesehen. Sie brachen wieder auf und kletterten eine riesenhafte Eiswand von sechs- bis acht- hundert Meter Höhe hinan, stets sich Stufen einhauend, was sie viel Zeit kostete. Unser Tarasconnese fühlte sich unter der glänzenden Sonne, welche das Weiss der Landschaft blendend zurückstrahlte, dem Ende seiner Kräfte nahe, und seine Augen wurden um so mehr davon angegriffen, als er seine Schneebrille im Abgrund verloren hatte. Bald wurde er von einer schrecklichen Schwäche überrascht, jener Bergkrankheit, welche dieselben Wirkungen wie die Seekrankheit hervorruft. Lendenlahm, den Kopf hohl, die Beine machtlos, konnte er nicht mehr vorwärts, und die Führer mussten ihn, jeder von einer Seite, wie am Abend vorher, anfassen, ihn unterstützen und bis oben auf die Eismauer hinaufhissen. Jetzt fehlten nur noch hundert Meter bis zur Spitze der Jungfrau; aber obgleich der Schnee hart und der Weg leicht war, kostete sie diese letzte Strecke eine unendliche Zeit, da die Müdigkeit und die Athembeschwerden des P. C. A. fortwährend zunahmen. Plötzlich liessen die Führer ihn los und ihre Hüte schwenkend, schmetterten sie einen hellen Jodler hinaus. Man war auf dem Gipfel. Der Punkt in dem unbefleckten Raum, der weisse etwas abgerundete Grat war das Ziel und für den guten Tartarin das Ende des somnambulen Zustandes, in welchen er seit einer Stunde versunken war.


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