Der ich bin

Der ich bin

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783902951328
Untertitel:
Chronik des Vergessens
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Armin Senser
Herausgeber:
Edition Korrespondenzen
Anzahl Seiten:
224
Erscheinungsdatum:
01.10.2018
ISBN:
978-3-902951-32-8

Das Ereignis, um das Armins Sensers neues Buch kreist, liegt dreißig Jahre zurück: der Selbstmordversuch des Bruders. Nach Jahren des Vergessens brechen 2017 plötzlich Erinnerungen an jenen Tag auf, und der Autor versucht zu rekonstruieren, wie das damals genau war. Was außer sein Zittern beim Halten der rauen Hand des weinenden Bruders im Spital ist ihm sonst noch in Erinnerung? Wie fühlte sich das damals an? Und wieso hat er den Kontakt zum Bruder ­verloren? Kontrastiert wird diese Erinnerungsarbeit von aktuellen Medienberichten über Terroranschläge, Selbstmordattentate und Naturkatastrophen jener Bilderflut, die letztlich nicht Anteilnahme, sondern Distanz schafft zum Horror, von dem sie berichtet. »Auf der Flucht ermordete Menschen, die keine Namen haben. Kinder, die bloß als Zahl erscheinen. Als Kadaver. Als Satz. Als Überschrift. Schlagzeile.« Armin Sensers Der ich bin bewegt sich gekonnt zwischen persönlich erlebten und medial vermittelten Katastrophen, dem erinnerten Schrecken, dem man nicht entkommt, und dem alltäglichen, pervertierten Schock, der oberflächlich bleibt, und verhandelt so die Frage nach dem Sinn von Schrecken, Leiden und Vergessen neu.

Autorentext
Armin Senser, geb. 1964 in Biel, Schweiz, lebt in Berlin. "Sensus. Chronik des Scheiterns" (Edition Korrespondenzen 2016) und "Der ich bin. Chronik des Vergessens" bilden die ersten zwei Bände einer vom Autor geplanten autobiographischen Trilogie.

Leseprobe
Er holte das Gewehr aus dem Schrank. Und die Patronen vom Dachboden. Sie waren nicht in der Wohnung. Die Patronen. Sie waren im Rucksack. In einer Dose. Einer Konservendose. Die versiegelt war. Sie waren auf dem Dachboden. Niemand hatte das Recht, die Dose zu öffnen. Ohne Befehl. Ohne Auftrag. Ohne Generalmobilmachung. Und Krieg. Niemand. Auch er nicht. Und. War es überhaupt sein Gewehr? Und seine Munition? Du weißt es nicht. Du weißt nur, dass die Munition auf dem Dachboden war. Dort standest du und sahst den offenen Rucksack. Und wusstest, es war ein glatter Durchschuss. Mehr wusstest du nicht. Das war vor dreißig Jahren. Ansonsten fällt dir nichts ein. Du weißt auch nicht mehr, wie du von der Sache erfahren hast. Du weißt nur noch, dass du dir auf dem Weg ins Krankenhaus deine erste Schachtel Marocaine gekauft hast. Oder waren es Parisienne? Keine Ahnung. Du rauchtest die ganze Schachtel. Deine Hände zitterten. Du sahst den See. Und dahinter die Alpen.


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