"Wenn der Krieg um 11 Uhr aus ist, seid ihr um 10 Uhr alle tot!" - Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling

"Wenn der Krieg um 11 Uhr aus ist, seid ihr um 10 Uhr alle tot!" - Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783902647498
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Heike Wolter
Herausgeber:
edition riedenburg e.U
Auflage:
1., Aufl.
Anzahl Seiten:
76
Erscheinungsdatum:
26.08.2011
ISBN:
978-3-902647-49-8

Im heutigen Neutraubling bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dem Fliegerhorst Obertraubling befand sich zwischen Februar und April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Etwa 600 männliche Häftlinge, die Hälfte von ihnen Juden, die meist aus den Vernichtungslagern im Osten auf sogenannte Todesmärsche geschickt worden waren, mussten hier unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Ein großer Teil von ihnen überlebte jene 58 Tage, die das Lager bestand, nicht: Die ausgezehrten und völlig entkräfteten Menschen verhungerten, erlagen den Anstrengungen der Zwangsarbeit oder wurden von der SS ermordet. Lange war das Thema KZ in Obertraubling und Neutraubling ein Tabu. Nun hat sich ein Schulprojekt dieses dunklen Flecks in der Geschichte beider Orte angenommen. Ehemalige Häftlinge, die noch heute in den USA leben, halfen zudem, ein umfassendes Bild des Lagers zu zeichnen. Im Fokus steht auch die schwierige Erinnerungskultur in den betroffenen Gemeinden. * Die Autorin: Dr. phil. Heike Wolter, geboren 1976, studierte Germanistik, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Sie lebt als Gymnasiallehrerin, Lektorin und Autorin bei Regensburg. Gemeinsam mit 15 engagierten SchülerInnen beleuchtete sie im Rahmen des P-Seminars Geschichte 2011 die Ereignisse rund um das Außenlager Obertraubling des Konzentrationslagers Flossenbürg und das Gedenken daran. www.heikewolter.de

Autorentext
Heike Wolter ist als Historikerin, Autorin und Mutter von fünf Kindern nicht nur Heldin des Alltags, sondern auch Initiatorin ungewöhnlicher Urlaubsplanungen. Die Wanderlust wurde ihr in die Wiege gelegt. Ein Tagebuch ist bei allen ihren Projekten stets dabei.

Klappentext
Im heutigen Neutraubling - bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dem Fliegerhorst Obertraubling - befand sich zwischen Februar und April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Etwa 600 männliche Häftlinge, die Hälfte von ihnen Juden, die meist aus den Vernichtungslagern im Osten auf sogenannte Todesmärsche geschickt worden waren, mussten hier unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Ein großer Teil von ihnen überlebte jene 58 Tage, die das Lager bestand, nicht: Die ausgezehrten und völlig entkräfteten Menschen verhungerten, erlagen den Anstrengungen der Zwangsarbeit oder wurden von der SS ermordet. Lange war das Thema KZ in Obertraubling und Neutraubling ein Tabu. Nun hat sich ein Schulprojekt dieses dunklen Flecks in der Geschichte beider Orte angenommen. Ehemalige Häftlinge, die noch heute in den USA leben, halfen zudem, ein umfassendes Bild des Lagers zu zeichnen. Im Fokus steht auch die schwierige Erinnerungskultur in den betroffenen Gemeinden. * Die Autorin: Dr. phil. Heike Wolter, geboren 1976, studierte Germanistik, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Sie lebt als Gymnasiallehrerin, Lektorin und Autorin bei Regensburg. Gemeinsam mit 15 engagierten SchülerInnen beleuchtete sie im Rahmen des P-Seminars Geschichte 2011 die Ereignisse rund um das Außenlager Obertraubling des Konzentrationslagers Flossenbürg und das Gedenken daran. www.heikewolter.de

Leseprobe
Die Situation der Häftlinge des KZ-Außenlagers muss im Februar 1945 schrecklich gewesen sein. Sie waren in einem zweistöckigen Rohbau, der ein Offizierscasino werden sollte einem Gebäude ohne Dach, Fenster und Türen , untergebracht. Kälte und Krankheit, Hunger und Verzweiflung in einer Form, die unvorstellbar ist all das war alltäglich.75 Über die Ankunft im Lager wird beispielsweise berichtet: Wir wurden in einem Riesenraum untergebracht, in dem weder Fußboden und Dach gewesen war, keine Fensterrahmen in den Wänden und kein Ofen. Wir hatten weder Pritschen noch Betten noch Platz dafür. Wir übernachteten stehend aneinandergepfercht. Die ersten Tage bekamen wir überhaupt keine Verpflegung, der Lagerführer erklärte wiederholte Male: Sie sollen verrecken, es gibt kein Essen ohne Arbeit.' Doch die erste Zeit wurden wir gar nicht zur sogenannten Arbeit geführt. Wir hatten in den ersten Tagen überhaupt kein Wasser. Wir tranken aufgetauten Schnee. Erst nach etwa 10 Tagen wurde eine Küche errichtet, bis dahin bekamen wir, nach Ablauf einiger Tage, etwas zum Essen von außen.76 Die Lagerverhältnisse waren äußerst schlecht. Es gab keinen ausreichenden Schutz vor der kalten Witterung, da die Behausung notdürftig und primitiv war. Diese Umstände führten dazu, dass eine große Zahl von Gefangenen erkrankte. Zwar wird ein gewisser Herr Rot als Häftlingsarzt geführt77, diesem standen jedoch weder Krankenrevier noch Medikamente zur Verfügung. Von Überlebenden wird seine Existenz nicht einmal bestätigt. Moishe Mantelmacher berichtet: Es gab keinen Krankenbau! Es gab keinen Doktor! Es gab rein gar nichts. Man ging dorthin, um zu sterben.78 Aufgrund dieser Umstände starben allein etwa 250 Häftlinge an Fleckfieber, Lungentuberkulose oder an der Ruhr, die in einem epidemischen Ausmaß grassierte.79 Bereits 41 Tage nach der Öffnung des Außenlagers waren von den anfangs etwa 600 Lager¬insassen nur noch 484 übrig.80 Trotzdem war das Außenlager hoffnungslos überfüllt. Aufgrund der unfassbaren äußeren Bedingungen wurden ständig aus mehreren Häftlingen bestehende Bestattungskommandos gebildet. Die Verhältnisse sofern das überhaupt noch möglich war verschlechterten sich im Laufe der Lagerexistenz noch dramatisch.81 Cornelius Schwanner, Kommandoführer des KZ-Außenlagers Obertraubling, bezeugte in seiner Anhörung selbst, dass die Verpflegungsmenge für die Häftlinge unter der Vorschrift lag.82 Es war seine Aufgabe, sich darum zu kümmern, er hatte jedoch weder Möglichkeiten noch das geringste Interesse daran. Schwanner war unter den Gefangenen für seine Ungerechtigkeit bekannt. Er ließ sich Tötungen in mehreren Fällen zu Schulden kommen, die ihm im Prozess nachgewiesen werden konnten. Drei Gefangene wurden beispielsweise wegen eines nicht erinnerlichen Versehens im Lager erschossen. Ein anderer wurde mit einer Pistole erschlagen. Schwanner gestand die Tat. Er wurde nach dem Krieg im Dachauer Flossenbürg-Prozess zum Tode verurteilt und am 15. Oktober 1948 in Landsberg am Lech hingerichtet. Dem Bericht zufolge war Schwanner sich keiner Schuld bewusst.

Inhalt
Geleitworte. 7 Einführung von Heike Wolter. 11 Danksagung. 12 Wie alles begann. 13 Das Außenlager Obertraubling: Teil des NS-Lagersystems. 14 Ein Schulprojekt mit Überlebenden. 15 Das Konzentrationslager Flossenbürg. 17 Von der Gründung bis zur Befreiung. 18 Außenlager in und um Regensburg. 20 Das Außenlager Obertraubling. 23 Die Vorgeschichte: Der Fliegerhorst Obertraubling. 24 Entstehung und Aufbau des Außenlagers Obertraubling. 26 Häftlinge. 28 Lebensbedingungen. 29 Arbeit und Tagesablauf. 31 Hygienische Bedingungen und Krankheiten. 32 Der Todesmarsch. 33 Historische Bilddokumente. 35 Der Umgang mit der Vergangenheit. 45 Die Prozesse Gerechtigkeit für begangenes Unrecht?. 46 Obertraubling: 1933 bis 2011. 48 Neutraubling: Einzug der Nachkriegsgesellschaft. 51 Neutraubling: Die Nachnutzung des Lagergeländes. 53 Was übrig bleibt Erinnerungen an das Außenlager. 54 Einblicke, Rückblicke, Ausblicke. 61 Das Schicksal nicht vergessen. 62 Nachwort. 63 Literatur und Quellen. 64 Publikationen. 64 Zeitzeugenaussagen. 66 Archivalien. 66 Sonstige Quellen. 67 Bildnachweis. 67 Zitatnachweis. 68


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