Die Kontroverse um den Reichstagsbrand

Die Kontroverse um den Reichstagsbrand

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783899757316
Untertitel:
Quellenprobleme und historiographische Paradigmen
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Marcus Giebeler
Herausgeber:
Peter Lang
Anzahl Seiten:
322
Erscheinungsdatum:
01.11.2010
ISBN:
978-3-89975-731-6

Am Abend des 27. Februar 1933 wurde die Reichshauptstadt von einer Aufsehen erregenden Nachricht erschüttert: Wenige Tage vor den Reichstagswahlen stand der Reichstag in Flammen! Noch bevor es gelang der Flammen Herr zu werden, bezichtigten die Nationalsozialisten die Kommunisten der Brandstiftung. Als Täter wurde schnell der im brennenden Reichstag aufgegriffene holländische Kommunist Marinus van der Lugebe identifiziert. Seine Verhaftung bildete den Auftakt für eine massive Verfolgung der politischen Gegner: Noch in derselben Nacht wurden die Kader der KPD inhaftiert und Tags darauf mittels der «Reichstagsbrandverordnung» die wesentlichen Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt. Es war daher naheliegend, dass beinahe gleichzeitig der Verdacht aufkam, die Nationalsozialisten selbst hätten die Brandstiftung inszeniert.

Die Studie zeichnet kenntnisreich und pointiert die in der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft ausgefochtene Reichstagsbrandkontroverse nach. Sie zeigt auf, dass bei der Auseinandersetzung weniger um die Lösung des historischen Kriminalfalles, sondern um die korrekte Interpretation der Frühphase der «Machtergreifung» gerungen wurde. Die Debatte um den Reichstagsbrand geriet zeitweilig völlig in den Sog der übergeordneten Kontroverse zwischen Strukturalisten und Intentionalisten.

Autorentext
Marcus Giebeler promoviert am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Mainz zur Geschichte der Universität Mainz in den 1968er Jahren. Er studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Öffentliches Recht. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der deutschen Zeitgeschichte.

Inhalt
1 Einleitung und Vorüberlegungen
1.1 Einleitung
1.2 Interpretationsansätze und theoretische Einleitung
1.2.1 Die Reichstagsbrandkontroverse als Teil der Intentionalismus/Strukturalismus-Kontroverse
1.2.2 Die Reichstagsbrandkontroverse als Beispiel für inkommensurable geisteswissenschaftliche Paradigmen
1.2.3 Die Reichstagsbrandkontroverse als Quellenproblem
2 Der Reichstag brennt. Eine Brandstiftung und ihre Folgen
2.1 Der 27. Februar 1933. Der Abend der Brandstiftung und die Verhaftung der Funktionsträger der KPD
2.2 Die Reichstagsbrandverordnung
2.3 Propagandistische Farbenspiele: Braun-, Rot- und Weißbücher
2.4 Zeitgenössische Prozesse, Gegenprozesse und die juristische Aufarbeitung in der Bundesrepublik Deutschland
2.4.1 Der Prozeß vor dem Leipziger Reichsgericht und der Londoner Gegenprozeß
2.4.2 Der Versuch einer juristischen Aufarbeitung in der BRD
2.4.3 Die Feststellung der Aufhebung des Urteils des Reichsgerichts im Jahre 2007

3 Die Forschungs- und Quellenlage zu Beginn der Kontroverse
3.1 Die Quellenlage zu Beginn der Kontroverse um den Reichstagsbrand
3.1.1 Der Zeitzeugenbericht Hans-Bernd Gisevius
3.1.2 Der Zeitzeugenbericht Rudolf Diels
3.1.3 Der Reichstagsbrand in anderer Sicht: Der böse Zufall in der Gestalt eines Marinus van der Lubbes
3.2 Die Forschungslage: Der Forschungsbericht Richard Wolffs

4 Die 50er und 60er Jahre. Der Beginn der Kontroverse: Fritz Tobias, Hans Mommsen und die Einzeltäterthese
4.1 Die Kontroverse um die Einzeltäterthese
4.1.1 Fritz Tobias im SPIEGEL: "Stehen Sie auf, van der Lubbe!"
4.1.2 Juristische Nachspiele
4.2 Die Einzeltäterthese Fritz Tobias.
4.3 Wissenschaftliche Zensur: Die Unterdrückung eines Gutachtens durch das Institut für Zeitgeschichte
4.4 Zeit für einen Paradigmenwechsel? Hans Mommsen, der Reichstagsbrand und die politischen Folgen
4.5 Zwischenfazit I: Der Reichstagsbrand als Nebenkriegsschauplatz der Kontroverse zwischen Intentionalismus und Strukturalismus

5 Die 70er und 80er Jahre. Der Höhepunkt der Kontroverse. Das Luxemburger Komitee, die Mehrtäterthese, Zeitzeugenberichte und der Vorwurf der Quellenfälschung
5.1 Das Luxemburger Komitee und seine Veröffentlichungen
5.2 Die Mehrtäterthese des Luxemburger Komitees
5.3 Die Reaktion der Vertreter der Einzeltäterthese: Der Vorwurf der Quellenfälschung und die fehlgeschlagene Echtheitsüberprüfung der Quellen des Luxemburger Komitees
5.4 Neue Dokumente aus den Archiven der DDR: Die Aktenbände des Institutes für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED
5.5 Zwischenfazit II: Die Kontroverse um den Reichstagsbrand als Quellenproblem und als Beispiel für die überschätzte Reichweite geisteswissenschaftlicher Paradigmen. Ein Patt und eine Reihe offener Fragen.

6 Zwischen den Jahrzehnten: Die (Sub-)Kontroverse um den Zeitablauf: Stephan, Berndt, Fischler, Kugel und das Quellenproblem

7 Die 90er Jahre. Die neuen Mehrtäterthesen
7.1 Die Akten des Fond 551 und die Neuauflage der Dokumentationsbände des Luxemburger Komitees durch Alexander Bahar
7.2 Der Fall der Mauer, die ersten Forschungsergebnisse Bahars und Kugels ...
7.2.1 Der Fall Adolf Rall
7.2.2 Weitere Spuren und die Entstehung der "Alleintäterlegende"
7.3 ... und neue Thesen von Hersch Fischler.
7.3.1 Eine Fehlerliste zu Hans Mommsens "Der Reichstagsbrand und seine politischen Folgen"
7.3.2 Der Osthilfeskandal und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot
7.3.3 Die "verflixten Namensschilder"
7.3.4 Die Dokumente des Luxemburger Komitees: Eine Quellenfälschung des MfS?
7.3.5 Die Rolle des SPIEGELS: Die Zusammenarbeit mit den Kommissaren der politischen Polizei
7.4 Die Replik Michael S. Cullens
7.5 Hersch Fischler contra Alexander Bahar und Wilfried Kugel
7.6 Zwischenfazit III: Bahar/Kugel/Fischler. Neue Quellenprobleme

8 Das 21. Jahrhundert. Neue Arbeiten zum Reichstagsbrand
8.1 Bahar, Kugel und Schmädeke: Der Reichstagsbrand in neuem Licht
8.2 Alexander Bahar und Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Wie Geschichte gemacht wird
8.2.1 Der Ablauf der Brandstiftung
8.2.2 Die Mehrtäterthese Alexander Bahars und Wilfried Kugels
8.2.3 Bewertung
8.3 Die Verteidigung der Einzeltäterthese in der Presse ...
8.3.1 Henning Köhler in der FAZ
8.3.2 Der SPIEGEL, Klaus Wiegrefe und ein "Flammendes Fanal"
8.4 ... und in wissenschaftlichen Publikationen
8.4.1 Lars-Broder Keil und Sven Kellerhoff: Legenden und Mythen 2002
8.4.2 Eckhard Jesse: Historische Ereignisse und ihre Deutung 2004
8.5 Neues vom Reichstagsbrand? Die Publikation des Gutachtens Hans Schneiders 2004
8.6 Wigbert Benz: Paul Karl Schmidt und die Rolle des SPIEGELs 2005
8.7 Zum Stand der Mehrtäterthese: Die 2005 erschienenen Einzelbeiträge Bahars, Kugels und Fischlers, ...
8.7.1 Einzelbeiträge zur Subkontroverse um den Zeitablauf Fischlers und Kugels
8.7.2 Der Einzelbeitrag Alexander Bahars
8.8 ... Bahar, Fischler, Graml und Deiseroth in einem Sammelband (2006)
8.8.1 Die Beiträge Ingo Müllers, Dieter Deiseroths, Alexander Bahars und Reinhard Stachwitz'
8.8.2 Hersch Fischler: Neues zur Reichstagsbrandkontroverse
8.9 und die Beiträge Dieter Deiseroths und Walter Paulys (2008)
8.10 Zwischen den Fronten: Hermann Graml sieht Operative Irrwege
8.11 Zum Stand der Einzeltäterthese: Eckhard Jesse und eine leidige Kontroverse ohne Ende ...
8.12 ... sowie Sven Felix Kellerhoff neue Monographie: Der Reichstagsbrand
8.12.1 Die Kariere des Reichstagsbrandes
8.12.2 Die Einzeltäterthese Sven Felix Kellerhoffs
8.12.3 Die Kontroverse um den Reichstagsbrand in der
Interpretation Kellerhoffs
8.12.4 Die Lösung des letzten Rätsels
8.12.5 Bewertung
8.13 Zwischenfazit IV: Zum Stand der Dinge und dem derzeitigen Wesen der Kontroverse sowie die speziellen Quellenprobleme der Ermittlungsakten im Bundesarchiv

9 Gesamtfazit
9.1 Die Reichstagsbrandkontroverse als Subkontroverse der Intentionalismus/Strukturalismus-Kontroverse und als Beispiel für inkommensurable geisteswissenschaftliche Paradigmen
9.2 Die Reichstagsbrandkontroverse als Quellenproblem
9.3 Das Rätsel des Reichstagsbrandes

10 Quellen- und Literaturve…


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