Multiple Persönlichkeiten

Multiple Persönlichkeiten

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783873876453
Untertitel:
Seelische Zersplitterung nach Gewalt
Genre:
Angewandte Psychologie
Autor:
Michaela Huber
Herausgeber:
Junfermann
Auflage:
Durchges. Nachdr.
Anzahl Seiten:
320
Erscheinungsdatum:
31.07.2010
ISBN:
978-3-87387-645-3

Ich habe immer gedacht, ich bin verrückt. Manchmal fehlten mir Stunden oder Tage, und ich wusste nicht, was in der Zeit passiert war. Und dann begann ich auch noch, Stimmen zu hören. Ich habe wirklich gedacht, ich bin verrückt." Doch Sarah S. ist nicht verrückt. In ihr leben Anna, Herta, Lolita und Tom, kleine Kinder und starke männliche "Beschützer", insgesamt über 50 "Personen". Sarah ist ihre "Gastgeberin", die im Alltag die meiste Zeit den Körper nach ihrem Bewusstsein steuern konnte. Sarah ist eine multiple Persönlichkeit. Ihre "Personen" sind abgespaltene Teile von ihr, entstanden durch schwere Traumata: vom Vater gequält und vergewaltigt, von der Mutter mal liebevoll, mal grausam behandelt, von den Eltern an einen Kinderpornografie-Ring "verkauft", konnte Sarah nur überleben, indem sie sich aufspaltete, ihr "Ich" aufgab und jeweils neue "Personen" schuf, die mit der Gewalt umgehen und die Erinnerung daran speichern mussten. Dieses Buch erschien erstmals 1995 und war damals das erste deutschsprachige Sachbuch zum Thema "Multiple Persönlichkeitsstörung" bzw. "Dissoziative Identitätsstörung". Diese Ausgabe ist ein durchgesehener Nachdruck des inzwischen zum "Klassiker" gewordenen Buches.

Autorentext
Michaela Huber, psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin in Traumabehandlung. Sie ist seit deren Gründung 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation (DGTD).

Leseprobe
Was bedeutet, permanent Angst zu haben
Die Hauptgefühle einer multiplen Persönlichkeit sind Panik und Entsetzen. Die Welt ist ein Ort voller potenzieller Auslöser. Auslöser, die im Innern der Multiplen ein wüstes Durcheinander bewirken und "Switches", also "Personenwechsel" herbeiführen können. Die Welt ist, mit anderen Worten, voller Erinnerungen. Erinnerungen, die angetippt werden, wenn ein Mädchen mit Pferdeschwanz die Straße entlanggeht, ein Magnolienbaum blüht, eine Polizeisirene losgeht, ein Krankenwagen vorbeifährt, wenn jemand zu ihr sagt, sie sei "süß" oder "lieb", wenn sie frisch gebackenes Brot riecht, wenn sie Milch trinkt, wenn sie ein Baby schreien hört, wenn jemand sie berührt, wenn sie den Wagen einer bestimmten Automarke sieht - wenn irgendetwas geschieht, das irgendwie mit irgendetwas in ihrem Innern korrespondiert, und die Reihe der Dominosteine zu fallen beginnt.
Dann nämlich werden Bestandteile von Traumasituationen, ohne dass sie irgendetwas dagegen unternehmen kann, re-assoziiert, also wieder zusammengefügt, die vorher abgespalten waren. Dann kommt es nicht selten zu einem "Flashback", und die Hauptgefühle beim Wiedererleben einer Traumasituation sind Panik und Entsetzen. Irgendein Bestandteil dessen, was sie in der Außenwelt sieht, hört, riecht, schmeckt oder fühlt, kann dazu führen, wie es eine meiner multiplen KlientInnen zu sagen pflegt, "dass da innen der Punk abgeht". Dann kommt eine "Person" näher an die Oberfläche (oder mehrere gleichzeitig), die diese Auslöser kennt. Wie aufs Stichwort ist sie da, gleichgültig, welches die Erfordernisse der Situation sonst noch sein mögen. Plötzlich sitzt ein "Kind" am Steuer des Wagens, ein "Baby" plappert in der Kollegenrunde, ein rabiater "Beschützer" befreit sich mit Gewalt aus einer Umarmung, ein "Zerstörer" richtet das Zwiebelmesser aufs eigene Handgelenk oder versucht aus dem Fenster zu springen, oder schlägt mit aller Wucht den Kopf gegen die Wand etc.
Nicht allen Multiplen ist alles davon schon einmal passiert, den meisten aber hin und wieder das eine oder andere. Und mehr. Entscheidend für die permanente Anwesenheit von Angst in hochdissoziativen Menschen sind:
- die große Zahl potenzieller Auslöser für "Personenwechsel" in der Außenwelt (Außenreize)
- die große Zahl möglicher neuer Traumasituationen (erneute Traumata mit neuen Außenreizen, aufgrund der Spaltung nicht vorhersehbar)
- die große Zahl potenzieller Reaktionen im Innern sowie die große Zahl der Erinnerungsbestandteile, die spontan in Gewalt von (Tag-)Träumen, Visionen etc. ins Bewusstsein schwemmen (Innenreize)
- die große Zahl der durch Amnesiebarrieren (Nicht-Wissen) voneinander getrennten Anteile, die in für sie völlig unübersichtliche Situationen geraten können und möglicherweise "Unsinniges" oder Gefährliches tun oder reden
- und, vor allem: die Tatsache, dass sie sich selbst nicht glauben.
Multiple Persönlichkeiten leben in ständiger Angst, entdeckt, enttarnt, als "Lügnerin" oder "Verrückte" erkannt zu werden. Sie glauben sich selber nicht ("Ich erfinde das alles nur"), sie trauen sich nicht über den Weg ("Nie kriege ich alles mit, irgendetwas in mir klinkt dauernd aus"), sie haben Angst, sich jemandem anzuvertrauen, aus Furcht, als "Bekloppte" zu gelten oder "in die Klapse" eingewiesen zu werden. Und sie haben diese Furcht nicht nur, weil sie wissen, dass andere Menschen das, was sie erleben, für "verrückt" halten würden. Sondern weil sie sich selbst für verrückt halten. Gerade die Tatsache, dass Dissoziative sich in der Regel selbst nicht trauen und nicht gelernt haben, dem zu glauben, was die Innenbilder und -stimmen ihnen an Wahrheiten vermitteln, macht ihnen so viel Angst.

Inhalt
Einleitung Was eine multiple Persönlichkeit durchgemacht hat Die Geschichte der Multiplen Persönlichkeitsstörung Heutige Definition der Multiplen Persönlichkeitsstörung Kapitel 1: Wie entsteht eine multiple Persönlichkeit Erste Voraussetzung: Weibliches Geschlecht Zweite Voraussetzung: Gut dissoziieren können Dritte Voraussetzung: Schwerste Kindheitstraumata Vierte Voraussetzung: Niemand hilft Kapitel 2: Die Täter Es bleibt alles in der Familie: Väter, Großväter, Brüder, Onkel ... als Täter Es sollen auch andere ihren "Spaß" haben: "Kinderfreunde", Kumpels, zahlende Fremde Die Herren vom organisierten Verbrechen: Produzenten (und Kunden) von Kinderpornografie, Zuhälter, Dealer, Waffenschieber Frauen als Täterinnen und Mittäterinnen Kapitel 3: Das Grauen pur: Sekten, destruktive Kulte und rituelle Misshandlung Ein "satanisches" Ritual Was sind, was wollen destruktive Kulte? Kapitel 4: Das normal-verrückte Leben als multiple Persönlichkeit Was es bedeutet, Zeit zu verlieren Was es bedeutet, Stimmen zu hören Was es bedeutet, sich nicht allein im Körper zu fühlen Was es bedeutet, verschiedene Handschriften, Kleidungsstücke, Vorlieben und Freunde zu haben Was es bedeutet, "übersinnliche" Fähigkeiten zu haben (Déjà-vu, Telepathie etc.) Was es bedeutet, sich ständig verstellen zu müssen Was es bedeutet, permanent Angst zu haben Kapitel 5: Wer ist multipel - und wer nicht? Diagnostik Kapitel 6: Einige Ratschläge für multiple Persönlichkeiten und alle, die mit ihnen zu tun haben Wenn Sie selbst multipel sind oder den Verdacht haben, Sie könnten es sein Wenn Sie LebenspartnerIn einer multiplen Persönlichkeit sind Wenn eine multiple Persönlichkeit Kinder hat Wenn jemand in Ihrer Verwandschaft bzw. in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis (vielleicht) multipel ist Wenn Sie BeraterIn bzw. PsychotherapeutIn einer multiplen Persönlichkeit sind Kapitel 7: Die Psychotherapie mit multiplen Persönlichkeiten I. Aufbau der therapeutischen Beziehung und Stabilisierung Kapitel 8: Die Psychotherapie mit multiplen Persönlichkeiten II. Förderung der inneren Kommunikation Kapitel 9: Die Psychotherapie mit multiplen Persönlichkeiten III. Programmierung und De-Programmierung Kapitel 10: Die Psychotherapie mit multiplen Persönlichkeiten IV. Traumab…


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