Paulus - Jude mit Mission

Paulus - Jude mit Mission

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783868276176
Untertitel:
Alter Glaube in einer veränderten Kultur
Genre:
Christliche Religionen
Autor:
Guido Baltes
Herausgeber:
Francke-Buch GmbH
Auflage:
Auflage
Anzahl Seiten:
334
Erscheinungsdatum:
06.09.2016
ISBN:
978-3-86827-617-6

War Paulus ein Jude? Oder war er der Gründer des Christentums? Für die einen ist der streitbare Apostel ein Held, weil er die engen Grenzen des Judentums durchbrach und aus dem Christentum eine Weltreligion machte. Für andere gilt er als Abtrünniger und Verräter, der den Glauben seiner Väter verließ. In neuerer Zeit mehren sich jedoch die Stimmen, die ein anderes Bild von Paulus entwerfen: Das Bild eines Juden, der seinem Glauben treu blieb, aber ihn hineintrug in eine neue und veränderte Welt. Dieses Buch geht den Spuren dieses Weges nach und zeigt, dass für den Juden Paulus der alte Glaube der Bibel nicht im Widerspruch steht zu den neuen Herausforderungen einer veränderten Kultur.

Autorentext
Dr. Guido Baltes ist evangelischer Theologe und lebt mit seiner Frau Steffi in Marburg. Er ist Dozent für Neues Testament am Marburger Bildungs- und Studienzentrum.

Leseprobe
Kapitel 1 Paulus: Alte und neue Perspektiven Eine Einführung Vor drei Jahren habe ich in meinem Buch über Jesus, den Juden, viele meiner Erfahrungen und Entdeckungen in der Begegnung zwischen Christen und Juden beschrieben. Nun folgt ein weiteres Buch über einen berühmten Juden des ersten Jahrhunderts: Paulus. Pharisäer und Missionar, Christenverfolger und Gemeindegründer, Handwerker und Schriftsteller. Autor der ältesten uns bekannten christlichen Schriften. Und ein Jude aus tiefster Überzeugung. Aber genau hier beginnt schon die Frage: War Paulus denn wirklich ein Jude? In gleicher Weise wie Jesus? Und blieb er es bis zum Ende seines Lebens? Oder hat Paulus nicht doch irgendwann die Grenzen des jüdischen Glaubens verlassen, um sich einem neuen Glauben zuzuwenden? In diesem Buch möchte ich dieser Frage nachgehen. Ein Experiment Dieses Buch ist kein Lehrbuch über Paulus. Keine umfassende Darstellung seines Lebens, keine Zusammenfassung seiner Theologie. Es gibt bereits viele gute Bücher, die sich dieser Aufgabe gewidmet haben.1 In meinem Jesus-Buch habe ich den Fehler gemacht, das nicht deutlich genug und gleich am Anfang gesagt zu haben. So gab es viele Leser, die in dem Buch Wichtiges vermisst haben, was auch noch über Jesus hätte gesagt werden müssen, um das Bild abzurunden. Natürlich kann man über Jesus mehr sagen, als dass er ein Jude war. Und über Paulus auch. Darum soll es aber in diesem Buch nicht gehen. Ich möchte vielmehr zu einem Experiment einladen. Zu einem Experiment, dessen Ausgang für mich, das gebe ich ehrlich zu, selbst noch nicht feststeht. Das Experiment lautet: Wie ändert sich mein Bild von Paulus, wenn ich ihn nicht durch die gewohnte Brille meiner christlichen Tradition betrachte, sondern durch die Brille des jüdischen Glaubens? Was kann ich lernen, wenn ich auf die Stimmen jüdischer Forscher und Ausleger höre, die Paulus oft so ganz anders sehen und verstehen als ich? Wie klingen die Briefe des Paulus, wenn ich sie neben die Schriften der jüdischen Rabbinen und der Rollen vom Toten Meer lege? Klingt dann vielleicht manches, was mir bisher vertraut war, ganz anders? Und ist es möglich, Paulus als einen Juden zu verstehen, der das Judentum zeit seines Lebens nicht verlassen hat? Der festhielt am Glauben seiner Väter, am Gesetz des Moses, am Tempel in Jerusalem, an der Hoffnung auf den Messias? Und der dennoch diesen Glauben auch mit denen teilen wollte, die keine Juden waren? Ehrliche Fragen offene Antworten Ich gebe zu, dass ich selbst noch nicht auf alle diese Fragen Antworten gefunden habe. Und dass ich noch nicht weiß, wohin dieser Weg führt, wenn man ihn einmal einschlägt. Aber ich möchte ihn neugierig gehen und Sie einladen, mich zu begleiten. Denn so viel kann ich jetzt schon sagen: Im Blick auf Jesus gab es für mich so viel Neues, Interessantes und Überraschendes zu entdecken, nachdem ich angefangen hatte, ihn durch die Augen jüdischer Kollegen, Freunde und Autoren zu sehen. Ich bin daher davon überzeugt, dass es bei Paulus ähnlich viel zu entdecken gibt. Aber ich habe inzwischen auch gelernt, dass die Forschung im Blick auf Paulus noch weit unausgereifter, die Meinungen deutlich geteilter und die Emotionen merklich angespannter sind als bei der Frage nach Jesus. Paulus ist nicht nur innerhalb der Christenheit, sondern auch zwischen Juden und Christen umstrittener als Jesus. Aber genau das macht mich neugierig. Neugierig, den Weg weiterzugehen, den ich bei Jesus begonnen habe. Aber ich möchte ihn fragend gehen. Suchend, bereit, Neues zu entdecken und aus Fehlern zu lernen. Neues aus der Welt der Paulusforschung Nicht alles ist dabei unsicher: Die neuere Forschung zu Paulus und seiner jüdischen Welt hat in den letzten Jahrzehnten jede Menge guter, interessanter und neuer Einsichten erbracht, die in der wissenschaftlichen Welt inzwischen zum Allgemeinwissen gehören. Viele davon sind aber bisher nur in Fachbüchern zu finden, die für Nicht-Theologen schwer zugänglich sind. Mit diesem Buch möchte ich daher dazu beitragen, dass diese neuen Entdeckungen eine weitere Verbreitung in Gemeinden, Bibelkreisen und Predigten finden. Manches in diesem Buch ist aber tatsächlich auch neu, ungewohnt und selbst unter meinen theologischen Kollegen nicht unumstritten. Es sind Beobachtungen, Ideen, Entdeckungen, die mir wichtig geworden sind. Interessante Einsichten, die ich aus dem jüdisch-christlichen Gespräch gewonnen oder in Forschungsarbeiten jüdischer Autoren gefunden habe. Und ich bitte darum, sie als einen Vorschlag zum Gespräch zu verstehen. Aus den Schriften der alten Rabbinen habe ich gelernt, dass es gut ist, unterschiedliche Meinungen offen zu diskutieren und auszutauschen, auch dann, wenn sie auf den ersten Blick abwegig zu sein scheinen. Dort wird nicht erst das aufgeschrieben, was als fertiges Ergebnis feststeht, sondern auch der Prozess der Suche selbst und die unterschiedlichen Meinungen der Rabbinen, die über eine Sache streiten. In jüdischen Lehrhäusern ist es üblich, in Partnerarbeit (hebr. chevruta) zu lernen, um gemeinsam Texte zu studieren, Lösungen für Probleme zu entwickeln und Antworten auf knifflige Fragen zu finden: Zwei Toraschüler sitzen sich dabei an einem Pult oder Tisch gegenüber und tauschen sich intensiv und oft auch lautstark über das aus, was sie beim Studium von Tora oder Talmud entdecken. Ich lade Sie also ein zu einer solchen chevruta: Dieses Buch enthält meine Entdeckungen, Vorschläge und Ideen. Und ich bin gespannt darauf, welche Reaktionen, Antworten, Ergänzungen und Widersprüche es hervorrufen wird. Von Jesus zu Paulus: Eine Fortsetzung des Weges Dieses Buch ist also in gewisser Weise eine Fortsetzung meines Jesus-Buches. Aber ich habe versucht, es so zu schreiben, dass man es auch lesen kann, ohne das erste Buch zu kennen. Manches Grundlegende allerdings will ich hier nicht in gleicher Breite noch einmal sagen. Dazu gehört der ausführliche Einblick in meinen eigenen Lebensweg und meine Begegnung mit dem Judentum in Schule, Studium und einigen Jahren des beruflichen Lebens in Jerusalem. Ein Weg, auf dem ich bei mir viele Vorurteile und Missverständnisse über das Judentum entdeckt, aber auch viele interessante Menschen kennengelernt habe, die mir geholfen haben, solche Vorurteile zu überwinden. Einige davon habe ich in meinem Jesus-Buch beschrieben. Und aus den Reaktionen von Lesern habe ich erfahren, dass es vielen anderen tatsächlich ganz ähnlich ging wie mir. Ich habe außerdem in meinem ersten Buch versucht, ein Grundwissen über die wichtigsten Inhalte des jüdischen Glaubens und Lebens zu vermitteln, sowie die grundlegenden Texte und Quellen des Judentums und die bedeutendsten Rabbinen der Reihe nach vorzustellen. Das alles will ich hier nicht noch einmal wiederholen, sondern setze es voraus. Allen Lesern, die sich bisher mit dem Judentum nicht viel beschäftigt haben, lege ich also nahe, zunächst mit dem ersten Buch zu beginnen. Wer aber ein gewisses Grundwissen über das Neue Testament und das Judentum mitbringt, der wird diesem Buch hier folgen können, auch ohne das erste zu kennen. Paulus u…


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