Reich Gottes, Kreuz, Kirche.

Reich Gottes, Kreuz, Kirche.

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783868275049
Untertitel:
Die vergessene Story der Evangelien
Genre:
Praktische Theologie
Autor:
N. T. Wright
Herausgeber:
Francke-Buch GmbH
Auflage:
1., Auflage
Anzahl Seiten:
336
Erscheinungsdatum:
10.02.2015
ISBN:
978-3-86827-504-9

Seit den Anfängen des Christentums spielt die Lektüre der Evangelien eine zentrale Rolle. Über allem Forschen und Studieren haben wir jedoch die wesentliche Botschaft vergessen. N.T. Wright schreibt: Während meiner Studien über Jesus und die Evangelien habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Großteil der westlichen christlichen Tradition schlicht vergessen hat, worum es in den Evangelien eigentlich geht. Trotz mehrerer Jahrhunderte intensiver und schwerer Arbeit an allen möglichen Merkmalen der Evangelien haben wir oft die Hauptsache übersehen, die uns alle vier Evangelien so ungeduldig erzählen wollen. Ich bin daher zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht nur hier und da ein bisschen an der Feinabstimmung arbeiten müssen. Wir müssen grundsätzlich neu durchdenken, was die Evangelien zu sagen versuchen. In seinem Buch bietet Wright uns die Gelegenheit, den kraftvollen Texten ganz neu und frisch zu begegnen. Hier wird dem Leser die überraschende, unerwartete und geradezu schockierende Botschaft der Evangelien geboten: Es ist die Geschichte eines neuen Königs, der alles verändert und der uns in seine neue Welt einlädt.

Autorentext
N. T. Wright war angelikanischer Bischof und ist einer der führenden Neutestamentler im englischen Sprachraum. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Leseprobe
1. Das fehlende Mittelstück Das Problem, das ich in diesem Buch behandeln möchte, kann mit einer persönlichen Geschichte eingeführt werden, die sich vor fast fünfzig Jahren zutrug. Ich war in der High School und versuchte, mit einigen Freunden eine kleine Gruppe anzubieten, die sich mit christlichen Themen befasste. In einem bestimmten Semester entschieden wir uns, eine Reihe über Jesus zu veranstalten. Jedes Treffen sollte mit der Frage beginnen: Warum? Die Themen umfassten Fragen wie: Warum wurde Jesus geboren? Warum lebte Jesus? Warum starb Jesus? Warum stand Jesus wieder von den Toten auf? Und warum wird er wiederkommen? (Ich glaube nicht, dass wir ein Treffen zum Thema hatten: Warum fuhr Jesus zum Himmel auf obwohl das eigentlich nötig gewesen wäre.) Mir wurde jedenfalls die Aufgabe übertragen, die zweite dieser Fragen vorzubereiten und das entsprechende Treffen zu leiten: Wa-rum lebte Jesus? Schon damals als ungehobelter Teenager erkannte ich, dass ich das kürzeste Streichholz gezogen hatte. Hätte man Jesu Geburt zugeteilt bekommen, hätte man über die Inkarnation reden können, darüber, dass Gott Mensch wurde. Jeder von uns hatte Erinnerungen an Weihnachtspredigten und wir wussten, wie wichtig es war, dass Jesus nicht bloß ein normaler Mensch war: Er war Gott in Person. Es gab sogar die Frage der Jungfrauengeburt. Man hatte also genug Material. Dasselbe galt für die Person, die über Jesu Tod reden sollte. Selbst in jenen jungen Jahren wussten wir nicht nur, dass der Satz wichtig war: Jesus starb für unsere Sünden. Man sollte auch etwas tiefer einsteigen und fragen, wie das geschehen konnte, inwiefern das Sinn ergab. Was mich betraf, war dies der Punkt, an dem ich eigentlich auf den Plan hätte treten müssen: Meine früheste Erinnerung an meinen persönlichen Glauben bestand darin, dass ich als kleiner Junge von dem Gedanken überwältigt und zu Tränen gerührt war, dass Jesus für mich gestorben war. Was das Kreuz über die Liebe Gottes sagt, ist für mich immer zentral und entscheidend gewesen. Ich glaube nicht, dass wir als Schulkinder wirklich die Bandbreite all dessen begriffen, was man Sühnetheologie nennt. Aber wir wussten, dass es einige wichtige Fragen gab, die man sich anschauen sollte, und einige wichtige und zentrale Überzeugungen, die es zu begreifen galt. So war es auch mit der Auferstehung, und so war es sogar mit der Wiederkunft Jesu. Auch in Bezug auf diese Themen bin ich mir zwar nicht sicher, dass wir vertieft darüber nachdachten oder unbedingt die hilfreichsten Bibeltexte dazu untersuchten. Doch dies waren die aufregenden Themen. Hier gab es viel drüber zu reden, vieles zum gedanklichen Verdauen, vieles, das uns nicht nur schwer grübeln ließ, sondern uns auch dazu brachte, die Freude zu feiern, dass wir an Jesus glaubten und als Christen zu leben versuchten. Wie stand es aber um die Frage in der Mitte um meine Frage? Warum hatte Jesus gelebt? Mit anderen Worten: Wie stand es um das Stück zwischen der Krippe und dem Kreuz? Immerhin gab es Weihnachtslieder und andere Choräle, die Jesus direkt von seiner ärmlichen Krippe bis zu seinem bitteren Kreuz führten. Spielte es eine Rolle, dass Jesus den vier Evangelien zufolge eine kurze Zeit voller intensiver und aufregender öffentlicher Aktivitäten gegen Ende seines Lebens erlebt hatte? Welche Wahrheit konnten wir davon lernen? Warum musste sein Leben so aussehen? Spielt es eine Rolle, dass er all diese Dinge tat, dass er all diese Dinge sagte, dass er all diese Dinge war? Hätte es irgendeinen Unterschied gemacht, wenn er als Sohn Gottes von einer Jungfrau geboren, aber völlig unbekannt gewesen und dann gekreuzigt worden wäre? Wenn er für unsere Sünden gestorben wäre, ohne dass vorher all die Dinge passiert wären, von denen die Evangelien berichten? Und wenn dem nicht so sein sollte: Warum nicht? Ich habe damals und in den letzten Jahren zunehmend erkannt, dass viele Christen die Evangelien lesen, ohne sich jemals diese Fragen zu stellen. Um eine Wendung von einem bekannten Buch aufzugreifen (The Empty Raincoat; wörtlich: Der leere Regenmantel): Solche Leser erleben die Evangelien als leeren Mantel. Die äußere Hülle ist vorhanden Jesu Geburt, Tod und Auferstehung. Doch wer steckt in dem Mantel? Steckt dort überhaupt jemand drin? Und spielt das eine Rolle? Jetzt kommt das Frustrierende: Ich kann mich leider überhaupt nicht mehr an das erinnern, was ich als Teenager damals in meinem Vortrag gesagt habe. Ich weiß nicht mehr, welchen Sinn ich dem Leben Jesu zu verleihen versuchte. Es ist möglich, dass irgendwo tief in einer verstaubten Kiste einige gekritzelte Notizen von jenem frühen Versuch überlebt haben, die Frage zu beantworten, die mich mein ganzes Leben verfolgt hat. Doch wenigstens erinnere ich mich noch an die Tatsache, dass ich irritiert war. Und genau das ist ein Teil des Grundes für dieses Buch. Dass ich irritiert war, war kein unglücklicher Zufall. Es war nicht so, dass die meisten Christen die Antwort kannten und nur ich es noch nicht begriffen hatte. Ohne es zu erkennen, war ich über eine Schwachstelle in der allgemeinen Struktur des christlichen Glaubens gestolpert, wie er in der heutigen Welt Ausdruck gefunden hat und das gilt, so lautet mein Verdacht, schon für eine viel längere Zeit, als wir uns vielleicht vorstellen. In den Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes haben wir diese ganze Materialfülle vorliegen. Warum? Was sollen wir damit anfangen? Das Rätsel eines ganzen Lebens Springen wir nun in die Zeit fünfzehn Jahre nach dieser Erfahrung. Ich war Ende zwanzig und wurde ziemlich überraschend gebeten, vor der Studentenvereinigung Christian Union in Cambridge eine Bibelauslegung zu halten. Ich weiß nicht mehr, wer hinter der Anfrage stand oder was man von mir erwartete, aber meine Themenvorgabe lautete: Das Evangelium in den Evangelien. Prediger und natürlich auch Theologen erkennen wohl sofort das Problem, welches dieses Thema darstellt (ganz abgesehen von der Herausforderung, so einen riesigen Komplex in fünfzig Minuten zu behandeln, und ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich zu jener Zeit Forschungen zu Paulus betrieb, nicht zu den Evangelien). Mir ist heute klar, was mir damals wohl nicht bewusst war: Dieses Thema ist eng mit dem Rätsel verbunden, dem ich als Teenager begegnet war. Lassen Sie mich das wie folgt erläutern. Als C. S. Lewis sein berühmtes Buch History of English Literature in the Sixteenth Century schrieb, nahm er darin ganz natürlich auch einen Abschnitt über die englische Reformation auf, nicht zuletzt über den großen Übersetzer William Tyndale. Da er für ein nicht-theologisches Publikum schrieb, musste…


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