DDR-Studenten zwischen Anpassung und Ausrasten

DDR-Studenten zwischen Anpassung und Ausrasten

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783865837097
Untertitel:
Disziplinarfälle an der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1965 bis 1989
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Martin Morgner
Herausgeber:
Leipziger Universitätsvlg
Anzahl Seiten:
403
Erscheinungsdatum:
31.10.2012
ISBN:
978-3-86583-709-7

Martin Morgner analysiert in seiner Studie einen Bereich des DDR-Hochschulwesens, der bislang im Dunkeln geblieben ist: das Verhalten von Studierenden im Netz des universitären Disziplinarsystems. Bei seinen Archiv-Recherchen zum Thema Politische Verfolgung konnte er Einblick nehmen in das angepasste und unangepasste Verhalten von Studentinnen und Studenten in der zweiten Hälfte der Existenz des realsozialistischen deutschen Staates. Während der überwiegende Teil der Studentenschaft von den sechziger Jahren bis zum Ende der DDR ein eher normales, systemkonformes Alltagsdasein lebte, reagierten andere aus der traditionell unfertigen und eigenwilligen Gesellschaftsschicht aggressiv, kriminell, aufmüpfig und irrational auf die permanente Kontrolle und autoritäre Gängelei der Hochschulfunktionäre und FDJ-Kader. Der Autor breitet mit vielen Dokumenten ein grau-buntes, nichtsdestoweniger grelles Mosaik des studentischen Lebens aus, das zwischen den bürokratisch-juristischen Gittern skurrile Formen annahm: Längst nicht alles war langweiliger und ideologisch gesteuerter Alltagstrott im Universitätsmilieu der DDR. Was bisher noch fehlte, war die paradigmatische Grundierung des Problems durch eine differenzierte Darstellung des Spektrums von unangepasstem und widerständigem Verhalten von Studierenden in der späteren DDR und dessen herrschaftliche Behandlung in einer Fallstudie. Insgesamt liegt hier eine abgewogene Differenzierung und gründliche Dokumentation studentischer Konflikt- und Verhaltenstypen in der DDR vor, die ihre Dramatik weniger aus dem heldenhaften Charakter Oppositioneller als aus den kafkaesken und Dissidenz geradezu produzierenden Disziplinierungsorganen der Hochschule, der SED, der FDJ und der Stasi bezieht. Morgner zeigt die Engmaschigkeit, politische Zentralisierung und den autoritären Alarmismus dieser Kontrolle, in der pervertierte Formen demokratischer Mitgestaltung institutionell so verankert waren, dass bewusste Auflehnung extrem erschwert und deshalb auch selten war, während die verdrängten Energien oft in regressiven Formen des Absentismus, nervtötender Besäufnisse und kleiner Provokationen gegen die allgegenwärtigen ideologischen Ansprüche Ausdruck fanden. (Lutz Niethammer)

Autorentext
Martin Morgner, geboren 1948 in Stollberg/Erzgeb., studierte Ökonomie in Berlin und Theaterwissenschaften in Leipzig. Er arbeitete als Puppenspieler, Regisseur und Journalist u. a. in Dessau, Gera und Berlin. Von 2005 war er an wiss. Mitarbeiter, absoövierte ein Ergänzungsstudium der Geschichte, Lehrauftrag und Promotion an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Martin Morgner hat mehrere Publikationen zur Zeitgeschichte veröffentlicht.


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