Bei Liquiditätsproblemen: Folter

Justiz und Gläubiger rächen sich an zahlungsunfähigen Juden. Aus alten Akten nacherzählt.

Im Jahre 1724 werden in Hannover zwei Juden gefoltert, weil Regierungschef Bernstorff, gleichzeitig Staatsanwalt und Richter, überzeugt ist: So werden sie zugeben, dass sie Geld und Wertsachen versteckt haben, ehe sie in Konkurs gingen. Er möchte bestätigt haben, dass ihr Verwandter, der HalberstädterHofjude Berend Lehmann ihnen dabei geholfen hat. Bernstorff erfährt nichts, weil die beiden Bankiers offenbar durchaus keine Werte unterschlagen haben, die den Gläubigern gehören, sondern weil sie ganz normal wegen hoher Verluste in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind. Die Brüder werden insgesamt fünf Jahre lang in Kerkerkerhaft gehalten und bei ihrer schließlichen Entlassung aus dem Lande verwiesen. Das Buch schildert aufgrund der im hannoverschen Staatsarchiv verwahrten Akten das kombinierte Straf- und Konkursverfahren mit reichen Einsichten in die judenfeindliche Mentalität der Gläubiger und der Ankläger, in die höchst parteiische Rechtspraxis und die Wirtschaftsverhältnisse der Zeit. Es stellt auch die tapfere Leidensfähigkeit der Angeklagten heraus und den bewundernswerten Einsatz eines christlichen Verteidigers. Das Buch enthält einen Anhang mit über zwanzig aus den Akten transkribierten Originaldokumenten; es ist mit zahlreichen Abbildungen zu Personen und Örtlichkeiten versehen.

Autorentext
Geboren in Halberstadt, Abitur 1952, Studium Deutsch, Englisch, Geschichte Münster, Tübingen, FU Berlin. Lehrer im Zweiten Bildungsweg. Musik- und Theaterkritiker. Historische Veröffentlichungen. Spezialgebiet Jüdische Geschichte Halberstadts.

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