Das Einmaleins der Skepsis

Das Einmaleins der Skepsis

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783827077929
Untertitel:
Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken
Genre:
Wahrscheinlichkeitstheorie, Stochastik, Mathematische Statistik
Autor:
Gerd Gigerenzer
Herausgeber:
Berlin Verlag
Anzahl Seiten:
416
Erscheinungsdatum:
06.10.2014
ISBN:
978-3-8270-7792-9

Das provokative Buch eines der renommiertesten deutschen Psychologen ermutigt zur Skepsis gegenüber vermeintlich absoluten Wahrheiten. 'Mit seiner Studie über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken hat Gerd Gigerenzer geradezu ein Manual für die Risikogesellschaft vorgelegt, nach dessen Lektüre man statistischen Aussagen nicht einfach mit Misstrauen, sondern mit der richtigen Art von Nachfragen begegnen wird.' FAZ

Gerd Gigerenzer, geboren 1947, ist einer der renommiertesten deutschen Psychologen. Nach Lehrtätigkeiten in Konstanz, Salzburg und Chicago ist er heute Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. 'Das Einmaleins der Skepsis' wurde ausgezeichnet als Wissenschaftsbuch des Jahres 2002.

Vorwort
Das Einmaleins der gesunden Skepsis gegenüber allen absoluten Gewissheiten. Ausgezeichnet als Wissenschaftsbuch des Jahres 2002.

Autorentext
Gerd Gigerenzer, geboren 1947, ist einer der renommiertesten deutschen Psychologen. Nach Lehrtätigkeiten in Konstanz, Salzburg und Chicago ist er heute Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. "Das Einmaleins der Skepsis" wurde ausgezeichnet als Wissenschaftsbuch des Jahres 2002.

Leseprobe
Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Immanuel Kant 2. DIE ILLUSION DER GEWISSHEIT
Gewissheit zu erlangen, ist offenbar ein grundlegendes Bestreben des menschlichen Geistes.[1] Unsere visuelle Wahrnehmung spiegelt diese Tendenz wider. Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, erzeugt unsere Wahrnehmung aus Ungewissheit automatisch Gewissheit. Das zeigen beispielhaft Täuschungen und Zweideutigkeiten im räumlichen Sehen. Beim so genannten Necker-Würfel (Abbildung 2.1) legen die zweidimensionalen Linien der Zeichnung nicht fest, ob eine Fläche des Würfels aus der Zeichenebene nach vorn oder nach hinten herausragt. Wenn Sie die Zeichnung betrachten, nehmen Sie aber keine Zweideutigkeit wahr: Sie sehen entweder den einen oder den anderen Würfel. Nach einigen Sekunden (oder wenn Sie die Zeichnung umdrehen) bemerken Sie plötzlich ein Umkippen der Gestalt - das bedeutet, Sie sehen nun den anderen Würfel, aber wiederum eindeutig. Abbildung 2.1: Der Necker-Würfel. Wenn man die Abbildung fixiert oder sie umdreht, kann der räumliche Eindruck zwischen zwei Würfeln »umkippen«; der eine Würfel ragt aus der Zeichenebene nach vorn heraus, der andere nach hinten. Bei Roger Shepards zwei Tischen (Abbildung 2.2) wird eine Täuschung über die räumliche Tiefe provoziert. Diese Abbildung zeigt, wie unsere Wahrnehmung aus recht unsicheren Hinweisen ein einziges, eindeutiges Bild erzeugt. Vermutlich halten Sie den linken Tisch für länglicher als den rechten. Tatsächlich haben beide Tischplatten aber nicht nur genau die gleiche Fläche, sondern auch dieselbe Form. Das können Sie überprüfen, indem Sie auf einem dünnen Blatt Papier einen der beiden Umrisse durchzeichnen und auf die andere Zeichnung legen. Ich zeigte diese beiden Tische einmal bei einem Vortrag vor Ärzten, die ich dazu bringen wollte, das Gefühl von Gewissheit (»oft falsch, aber niemals im Zweifel«) zu hinterfragen. Einer der Zuhörer bestritt rundheraus, dass die Flächen gleich seien. Ich fragte ihn, um wie viel er wetten wolle, und er bot 250 Euro. Am Ende meines Vortrags war er allerdings verschwunden. Abbildung 2.2: Die gedrehten Tische. Die beiden Tischplatten sind in Größe und Form völlig gleich. Diese Täuschung wurde von Roger Shepard im Jahr 1990 gezeichnet (siehe Shepard, 1992). Mit freundlicher Genehmigung von W. H. Freeman and Company. Was geht in unserem Gehirn beim Betrachten einer solchen Zeichnung vor sich? Wenn irgend möglich, konstruiert die menschliche Wahrnehmung aus unvollständigen Informationen - hier aus einer zweidimensionalen Zeichnung - unbewusst dreidimensionale Gegenstände. Betrachten wir noch einmal die Längskanten der beiden Tischplatten. Deren Abbildungen oder Projektionen auf der Netzhaut haben, wie wir ja nun wissen, die gleiche Länge. Die in der Perspektive der Zeichnungen enthaltenen Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass die längere Kante der linken Tischplatte sich nach hinten erstreckt, die der rechten Tischplatte aber nicht (für die kürzeren Kanten gilt das Umgekehrte). Unser Wahrnehmungssystem nimmt offensichtlich an, dass eine Linie, die sich in die Tiefe erstreckt, in der dreidimensionalen Wirklichkeit länger ist als eine gleich lange Linie, die sich nicht in die Tiefe erstreckt - und korrigiert das, was wir sehen, entsprechend. Und genau das führt dazu, dass der linke Tisch länglicher und schmaler erscheint. Wir müssen aber bedenken, dass nicht unser Sinnesorgan, sondern unsere bewusste Erfahrung einer trügerischen Gewissheit zum Opfer fällt. Das Sinnesorgan nimmt unvollständige und zweideutige Informationen auf, die im Gehirn analysiert werden, und dieses »verkauft« unserem Bewusstsein seine wahrscheinlichste Vermutung als definitives Ergebnis. Schlussfolgerungen hinsichtlich räumlicher Tiefe, Länge und Ausrichtung werden von neuronalen Mechanismen sozusagen automatisch geli


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