Meine Farm in Afrika

Meine Farm in Afrika

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783827077868
Untertitel:
Das Leben der Frieda von Bülow
Genre:
Romanhafte Biographien
Autor:
Kerstin Decker
Herausgeber:
Berlin Verlag
Anzahl Seiten:
480
Erscheinungsdatum:
09.03.2015
ISBN:
978-3-8270-7786-8

Bin ich ein Sekundärtalent, eine zweitrangige Begabung? Die spätere Schöpferin des 'deutschen Kolonialromans' Frieda von Bülow neigt dazu, diese Frage zu bejahen. Doch dann tritt ein Mann in ihr Leben, der ihr mit Nietzsche sagt: Werde, der du bist! 'Meine Farm in Afrika' berichtet von einer Frau, die im fremden Land nicht als Eroberin auftritt, sondern gemeinsam mit den Einheimischen ein neues Leben beginnen will. Das Buch taucht tief ein in ein fast vergessenes, äußerst widersprüchliches Kapitel deutscher Geschichte. Es entsteht das Tableau einer Gesellschaft, getragen von Menschen Anfang dreißig, vornehmlich Adlige, die sich gleichsam auf exterritorialem Gebiet neu erfinden wollten: Wir sind zwar Deutsche, aber wir haben es satt, der Poet unter den Völkern zu sein! Aktion statt Traum! Kerstin Decker erzählt mit viel Gespür für die Charaktere und die skurrilen Züge einer Zeit, in der es möglich war, die höchste Erhebung Afrikas auf den Namen Kaiser-Wilhelm-Spitze zu taufen.

Kerstin Decker, geboren 1962 in Leipzig, promovierte Philosophin, ist Autorin des 'Tagesspiegel'. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter 'Lou Andreas-Salomé. Der bittersüße Funke Ich' und 'Nietzsche und Wagner. Geschichte einer Hassliebe'. Im Berlin Verlag erschienen 2015 'Meine Farm in Afrika. Das Leben der Frieda von Bülow' und 2016 'Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche'. Kerstin Decker lebt in Berlin.

Vorwort
Eine junge Frau endteckt Afrika

Autorentext
Kerstin Decker, geboren 1962 in Leipzig, promovierte Philosophin, ist Autorin des "Tagesspiegel". Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter "Lou Andreas-Salomé. Der bittersüße Funke Ich" und "Nietzsche und Wagner. Geschichte einer Hassliebe". Im Berlin Verlag erschienen 2015 "Meine Farm in Afrika. Das Leben der Frieda von Bülow" und 2016 "Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche". Kerstin Decker lebt in Berlin.

Leseprobe
Akka Akangai Akka Akangai, Wilhelm Junkers Diener, ist ein ernster, schweigsamer Mann. Aber jetzt bricht eine Lebhaftigkeit aus ihm heraus, von der er selbst nicht wusste, dass er sie besaß. Lachend und voller Unglauben zeigt er auf jede neue Schafherde am Weg. Ist Akka Akangai verrückt geworden? Am frühen Morgen war die Karawane des Erforschers der Njam-Njam-Gebiete gen Lado aufgebrochen. Sie durchquerte den Fluss Luro, am gleichen Tag noch wird sie bei Emin Bey eintreffen. Junker schaut auf seinen gewöhnlich weitgehend stummen Diener. Er weiß, Akka Akangais Welterfahrung steht kopf. Er ist dem Anblick des ununterbrochenen Kulturlandes selbst fast nicht gewachsen. Kaum bewachtes Vieh weidet unter freiem Himmel, und niemand kommt, es wegzutreiben? So etwas hat Akka Akangai noch nicht gesehen. Wie anders sah es aus, als die Kulturen der Eingeborenen, die hinter mir lagen. Hier hatte auch der Neger sein geschütztes Eigenthum, überall weideten Heerden, und die Bewohner der zahlreichen kleinen Baridörfer flohen nicht, sondern gingen ruhig ihren Geschäften nach.34 Der Stärkere nimmt dem Schwächeren nicht das Seine? Sollte das Zivilisation sein? Oder ist Zivilisation, wenn der Stärkere dem Schwächeren das Seine so nimmt, dass es sich nicht mehr nachweisen lässt? Es ist unwahrscheinlich, dass der Forscher und sein Diener Akka Akangai in solcherart Betrachtungen versinken, denn plötzlich sehen sie Männer auf Mauleseln in makellosen weißen Uniformen auf sich zukommen. Wie lange hatte ich dergleichen nicht gesehen; ich glaubte, sagt der Rückkehrer, einen Festzug zu schauen. An dessen Spitze reitet sein alter Freund Emin Bey. Der Erforscher der Njam-Njam-Gebiete spürt, wie ihm die Tränen in die Augen steigen. Er erträgt klaglos die härtesten Entbehrungen und ist doch eine so weiche Natur. Schon als er einst auf Island ornithologischen Untersuchungen oblag, trieb ihn das Heimweh nach wenigen Wochen wieder nach Hause. Und jetzt der Anblick von Lado, nach dieser gefühlten Ewigkeit bei den Njam-Njam. Junker war nach seiner Befreiung in Lado gewesen, doch das ist Jahre her, und jetzt erkennt er die kleine Stadt nicht wieder: Regelmäßige breite Straßen liefen dem Fluss parallel und waren von mehreren schmälern Querstraßen durchschnitten, alle von größter Sauberkeit. Tränenverhangenen Blicks sieht der Ankömmling Geschäfte, ein Krankenhaus, eine Apotheke, eine Moschee und Koranschule. Früher standen in Lado wie überall in Afrika Strohhütten, aber warum in einer Hütte wohnen, wenn man sich auch ein Haus bauen kann? Niemand hätte etwas dabei gefunden, wenn Emin Bey es nur für sich und seine obersten Beamten getan hätte, oder besser: hätte tun lassen. Was für Beglaubigungen aus Stein! Die Menschen hier denken, fühlen und glauben in Hierarchien, wissen die Europäer. Aber Emin Bey war das egal. Er ließ eine Ziegelbrennerei errichten, und darum hat Lado jetzt mehr Häuser als Hütten, es ist eine richtige Stadt kurz vor dem Äquator. Und was für Regierungsgebäude! Kein Zweifel, die Departementsschreiber und Ordonnanzen residieren. Auch die Speicher und Magazine scheinen Junker über die Maßen eindrucksvoll, selbst wenn viele beunruhigend leer sind, namentlich das Pulver-Magazin. Und nun das Wohnhaus des Freundes. Gewiss ist bei der Wirkung, die Lado auf das Gemüt des Forschers macht, in Rechnung zu stellen, dass schon der Anblick eines Fensters mit Blümchenvorhängen ihn zu rückhaltlosem Weinen bringen kann. Und das Fenster ist schließbar wie auch die Türen. Dann tritt er in ein Zimmer mit richtigem Schreibtisch voller wissenschaftlicher Instrumente, einer Bibliothek und Ausblick auf die Zitronenhaine oder - von Emins Amtssitz aus - auf einen kleinen Garten mit Melonenbäumen und Blumenranken. Wilhelm Junker bricht vor Rührung zusammen. Schade nur, dass das alles


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