Das 'bewegliche' Vorurteil

Das 'bewegliche' Vorurteil

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783826028205
Untertitel:
Aspekte des internationalen Antisemitismus
Genre:
Geisteswissenschaften allgemein
Herausgeber:
Königshausen & Neumann
Anzahl Seiten:
244
Erscheinungsdatum:
30.11.2004
ISBN:
978-3-8260-2820-5

Im Gefolge des israelisch-palästinensischen Konflikts, der 2. Intifada, des Terroranschlags vom 11. September und des Irakkriegs ist eine neue Debatte über den Antisemitismus in Gang gekommen. Sie bezieht sich auf die Welle antijüdischer Gewalt in Frankreich 2000/2001, aber beispielsweise auch auf die hoch politisierte Debatte über das antijüdische Pogrom von Jedwabne in Polen während der NS-Okkupation 2000/2001, den großen Erfolg antijüdischer Fernsehsendungen in den Medien Ägyptens 2002/03 mit Motiven aus den "Protokollen der Weisen von Zion" oder das Wiederaufleben der 'eurasischen' Ideologie in Russland. Ebenso verschieden sind Motivationen oder Trägergruppen: Neonazis, Islamisten (insbesondere gewaltbereite junge Männer), Rechtsextremisten sowie Antiamerikanisten, antizionistische Teile der europäischen Linken, aber auch ganz normale Bürger, die in Israel einen Hauptfaktor für die Bedrohung des Weltfriedens sehen. Der französische Politologe P.-A. Taguieff leitete 2001 aus der Gewalt muslimischer Islamisten seine These einer neuen "Judeophobie" ab: Während der alte europäische Antisemitismus ein spezifischer Rassismus war, der sich gegen die Juden richtete, kehre die neue Judenfeindschaft den Vorwurf von Rassismus und Genozid gegen "die Juden" selbst.
Verbunden damit ist die Frage, ob der Antisemitismus in Europa zugenommen habe, ja eskaliere. Ob dies empirisch nachweisbar ist, ist ebenso umstritten wie die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, von einem "neuen" Antisemitismus zu sprechen. So meinen einige, der Begriff des Antisemitismus werde damit seiner Schärfe beraubt. Dieser Einwand entspräche dem Ansatz der 'klassischen' Vorurteilsforschung der Frankfurter Schule, die von "'beweglichem' Vorurteil" sprach. Das betonte den funktionalen Charakter des Antisemitismus und implizierte per definitionem die Anpassung an immer neue politische Bedingungen.

Chr. von Braun / E.-M. Ziege: Einführung - H. Cancik: Der antike Antisemitismus und seine Rezeption in der Moderne - R. Rürup: Antisemitismus und moderne Gesellschaft. Antijüdisches Denken und antijüdische Agitation im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert - Ph. Burrin: Über den Antisemitismus der Nationalsozialisten - W. Bergmann: Formen und Funktionen des Antisemitismus in Europa nach 1945 - R. Erb: "Epigonen und Importeure". Antisemitismus im Zeitalter globaler Kommunikation im 20. Jahrhundert - M. Hausleitner: Der rumänische Holocaust und die Holocaust-Kontroverse in Rumänien - G. Nordbruch: Modernisierung, Anti-Modernismus, Globalisierung. Judenbilder, Verschwörungstheorien und gesellschaftlicher Wandel in der arabischen Welt - V. Rossmann: Anti-Semitism and Geopolitics in Post-Communist Russia - B. Kosmala: Die polnisch-jüdischen Beziehungen nach 1945 und die aktuelle Holocaust-Debatte in Polen - P.-A. Taguieff: Die Neue Judenfeindschaft in Frankreich. Israelophobie und Palästinophilie, Islamisierung und Antizionismus

Autorentext
Dr. Eva-Maria Ziege ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität Berlin. Christina von Braun, geb. 1944 in Rom, lebte bis 1981 als freie Autorin in Paris. Sie drehte etwa 50 Filmdokumentationen und Fernsehspiele und verfasste zahlreiche Bücher und Aufsätze zu kulturgeschichtlichen Themen. Seit 1994 Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Klappentext
Im Gefolge des israelisch-palästinensischen Konflikts, der 2. Intifada, des Terroranschlags vom 11. September und des Irakkriegs ist eine neue Debatte über den Antisemitismus in Gang gekommen. Sie bezieht sich auf die Welle antijüdischer Gewalt in Frankreich 2000/2001, aber beispielsweise auch auf die hoch politisierte Debatte über das antijüdische Pogrom von Jedwabne in Polen während der NS-Okkupation 2000/2001, den großen Erfolg antijüdischer Fernsehsendungen in den Medien Ägyptens 2002/03 mit Motiven aus den Protokollen der Weisen von Zion oder das Wiederaufleben der eurasischen Ideologie in Russland. Ebenso verschieden sind Motivationen oder Trägergruppen: Neonazis, Islamisten (insbesondere gewaltbereite junge Männer), Rechtsextremisten sowie Antiamerikanisten, antizionistische Teile der europäischen Linken, aber auch ganz normale Bürger, die in Israel einen Hauptfaktor für die Bedrohung des Weltfriedens sehen. Der französische Politologe P.-A. Taguieff leitete 2001 aus der Gewalt muslimischer Islamisten seine These einer neuen Judeophobie ab: Während der alte europäische Antisemitismus ein spezifischer Rassismus war, der sich gegen die Juden richtete, kehre die neue Judenfeindschaft den Vorwurf von Rassismus und Genozid gegen die Juden selbst. Verbunden damit ist die Frage, ob der Antisemitismus in Europa zugenommen habe, ja eskaliere. Ob dies empirisch nachweisbar ist, ist ebenso umstritten wie die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, von einem neuen Antisemitismus zu sprechen. So meinen einige, der Begriff des Antisemitismus werde damit seiner Schärfe beraubt. Dieser Einwand entspräche dem Ansatz der klassischen Vorurteilsforschung der Frankfurter Schule, die von beweglichem Vorurteil sprach. Das betonte den funktionalen Charakter des Antisemitismus und implizierte per definitionem die Anpassung an immer neue politische Bedingungen. Chr. von


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