Das Evangelium des Schönen

quot;... einer der begabtesten Menschen unseres Jahrhunderts", schreibt Goethe über Adam Friedrich Oeser, seinen Erzieher in ästhetischen Dingen. Sei es in der Lehre, der Ikonografie, der Buchillustration oder Fragen des Geschmacks - der Leipziger Akademiedirektor ist alswichtiger Neuerer in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu bewerten.

Das Evangelium des Schönen, mehr noch des Geschmackvollen und Angenehmen", so Goethe, habe ihm sein Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser vermittelt, der von 1764 bis 1799 Direktor der Leipziger"Zeichnungs-Mahlerey- und Architectur-Academie"war. Oeser vertrat eine umfassende Geschmacksreform, entwickelte als Akademiedirektor neue Unterrichtsmethoden und öffnete die Akademie für Handwerk und Industrie. Die Schaulust des Lesers stimulierte er durch die Buchillustration und erwies sich als Schöpfer einer neuartigen frühaufklärerischen Ikonographie. In seinen Porträts war er der Vertreter einer Seelenmalerei, in der die psychologische Präsenz und Glaubwürdigkeit mehr zählte als die imponierende Pose. Wie kaum ein zweiter in der deutschen Kunst des 18. Jahrhunderts repräsentiert Oeser das Neue in einer geschichtlichen Phase des Umbruchs, doch beeindruckte er auch als Individuum. Seine Menschenfreundlichkeit, Uneigennützigkeit und Warmherzigkeit machen ihn zu einem Prototypen des neuen Weimarer Persönlichkeitsideals. In seinem Schaffen nehmen die virtuosen Zeichnungen einen besonderen Stellenwert ein. 54 Arbeiten aus dem Museum der bildenden Künste in Leipzig werden im vorliegenden Katalog vorgestellt. Ein einleitender Beitrag würdigt Oeser als Reformer und zugleich Lehrer berühmter Schüler.

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