Vollkommenheit

Vollkommenheit

Einband:
Paperback
EAN:
9783770548132
Untertitel:
Archäologie der literarischen Kommunikation X
Genre:
Kulturgeschichte
Herausgeber:
Fink Wilhelm GmbH + Co.KG
Auflage:
2010
Anzahl Seiten:
296
Erscheinungsdatum:
01.01.2010
ISBN:
978-3-7705-4813-2

Das Leiden an der Unvollkommenheit in ihren vielfältigen Formen, das in einer kaum überschaubaren Fülle von Mythen und Bildern weltweiten Ausdruck findet, provoziert ebenso vielfältige kulturelle Visionen und Konstruktionen von Vollkommenheit. Aus dem Bewusstsein seiner Unvollkommenheit heraus sehnt sich der Mensch seit jeher nach Vollkommenheit und entwickelt eine Reihe kultureller 'Anthropotechniken', die ihn diesem Ziel näher bringen sollen. 'Vollkommenheit' bietet den Kontrapunkt zum Problem der menschlichen Unvollkommenheit, der sich einerseits aus dem Bewusstsein der 'extrapositionalen' Stellung des Menschen in der Natur (H. Plessner), seiner Unfestgestelltheit, Unsicherheit und Vorläufigkeit, und andererseits aus der unhintergehbaren Differenz zur Idee des Göttlichen ergibt, mit welcher sich überall die Vorstellung einer dem Menschen vorenthaltenen Vollkommenheit verbindet. Als Prärogativ des Göttlichen ist Vollkommenheit den Menschen entzogen, ja stellt geradezu das Andere des Menschen dar. Das schließt jedoch nicht aus, dass in der Geschichte des Menschen Einzelne dieses Ideal für sich, die Gesellschaft, die Menschheit angestrebt haben oder in den Augen anderer dieses Ziel sogar erreicht haben, wofür die Namen großer Heiliger und charismatischer Künstler (Raffael, Mozart, Goethe) stehen mögen. Als eine utopische, auf Erden (noch) nicht verwirklichte Kategorie eignet der Vollkommenheit das Element des Zukünftigen. Das ist das Motiv des 'Endes', das im deutschen Wort 'Vollendung' mitklingt. Mit dem Vollkommenheitsthema sind Zeitvorstellungen verknüpft, die eine unvollkommene Gegenwart im Hinblick auf eine vollkommene Urzeit (das Goldene Zeitalter) und/oder Endzeit (das Paradies auf Erden, die messianische Zeit, die klassenlose Gesellschaft usw.) relativieren (vgl. Ernst Blochs 'Geist der Utopie'). Unsere gegenwärtige Situation ist durch den Widerspruch von Zukunftskrise und Zukunftsvisionen geprägt, die mit den bahnbrechenden Entwicklungen der Gentechnologie auf eine ganz neue Grundlage gestellt sind. Die Arbeit an der menschlichen Unvollkommenheit ist aber nicht erst die Entdeckung des technologisch inspirierten 'Posthumanismus', sondern ein Menschheitsthema von universalem Rang, das gerade auch die Literatur von ihren allerersten Anfängen an beschäftigt hat.

Autorentext
Jan Assmann, geboren 1938, hatte von 1976 bis 2003 den Lehrstuhl für Ägyptologie an der Universität Heidelberg inne und leitet seit 1978 ein Grabungsprojekt in Luxor (Oberägypten). Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Allgemeine Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz, außerdem Ehrendoktor verschiedener Universitäten, darunter der Hebrew University, Jerusalem. 1998 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs. Aleida Assmann ist Professorin für Anglistik und Literaturwissenschaften in Konstanz.


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