Wissenschaft und globales Denken

Die Autoren erforschen als «globales Denken» einen kritischen Anspruch, der die Wissenschaften dazu herausfordert, ihre Perspektiven und Methoden im Licht weltweiter Zusammenhänge und Wechselwirkungen neu zu überdenken. Damit steht «globales Denken» im kritischen Kontrast zur Expansionsstrategie der «Globalisierung».

Ökonomische Dynamiken, politische Transformationen, internationale Vernetzung sowie die Kommunikation durch neue Medien sind Indikatoren einer «Globalisierung», die heute viele Bereiche des Lebens erfasst. Doch bedeutet eine solche Expansion und Internationalisierung wirtschaftlicher Prozesse, technischer Entwicklungen und politischer Ordnungen, dass «globales Denken» als (selbst)kritischer Diskurs zum Tragen kommt? In kritischem Kontrast zu Globalisierungsstrategien fragen die Beiträge dieses Bandes danach, inwiefern der Bezug auf globale Zusammenhänge die gewohnten Zugänge und Methoden der Wissenschaft herausfordert und verändert. Nicht «Globalisierung» als Erfolgsstrategie, sondern «globales Denken» als kritischer Anspruch steht im Zentrum der Überlegungen dieses Tagungsbandes.

Autorentext
Franz Gmainer-Pranzl studierte Katholische Theologie und Philosophie in Linz, Innsbruck und Wien. Er ist Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg.
Angela Schottenhammer studierte Sinologie, Japanologie, Humanmedizin und Neueste Geschichte in Würzburg sowie Sprache, Literatur und Geschichte Chinas an der Universität Peking (Beijing Daxue). Sie ist Professorin für Außereuropäische und Globalgeschichte an der Universität Salzburg.

Inhalt
Inhalt: Helwig Schmidt-Glintzer: Wissenschaft, globales Denken und die Ungleichzeitigkeit von Modernisierungsprozessen Angela Schottenhammer: Sinologie und Globalität. Praktische Erfahrungen vom 17./18. Jahrhundert bis heute Franz Gmainer-Pranzl: «Theologie Interkulturell». Überlegungen zu einer kritischen Theorie des Globalen Ulrike Brandl: Völkerrecht zwischen Globalisierung und Fragmentierung Ulli Vilsmaier: Globales Denken? Zum Wirkungszusammenhang von Forschungspraxis, Erkenntnisfeld und der Art zu denken Stephan Kirstet: Globalisierung und Interdisziplinarität in den Rechtswissenschaften Anna Pointner: Einheit und Vielfalt im Chaos der Globalisierung - Stefan Zweigs Der Turm zu Babel und Die Monotonisierung der Welt als Reflexion über gesellschaftlichen Wandel Gottfried Schweiger: Globale und lokale Gerechtigkeit Barbara Schellhammer: Wissenschaft in der Spannung des Globalen Josef Estermann: Globalität und Universalität. Zum Dilemma zwischen vermeintlicher Suprakulturalität und der Herausforderung der Interkulturalität für Philosophie und Theologie Feryal Honarmand: Hybrides Persien: Globalisierung als Herausforderung für die iranische Gesellschaft Christiane Bahr: Weisheit und Weisheitscoaching älterer Menschen - Eine Chance für die Entfaltung guter individueller und globaler Kräfte Sahayaraj John Stanley: Ignatianische Leitungskompetenz für globale Unternehmensführung Dietmar W. Winkler: Grenzlinien und Aufbrüche in der eurozentrischen Kirchengeschichtsschreibung. Beobachtungen und Fallbeispiele Ursula Eisl: Einheimische Anfänge - Eine (kurze) Geschichte des Christentums in (Süd)Korea. Oder: Was hat Theologie mit globalem Denken zu schaffen? Elisabeth Höftberger: Theologie ohne Grenzen? Global verantwortliches Denken in einer Theologie der Migration Gabriele Sorgo: Babylon wächst. Wissensindustrien verhindern globales Denken Heidi Grobbauer: Globales Lernen - ein Bildungskonzept zur Förderung von globalem Denken Anita Rötzer: Förderung von globalem Denken am Beispiel der Entwicklungspolitischen Hochschulwochen von Südwind Salzburg Gerald Faschingeder: umbruch aufbruch. Kann Entwicklungsforschung global denken? Julia Schöneberg: INGOs in Haiti: Entwicklungsakteure als Promotoren von Alternativen zur Entwicklung? Corinna Pummer/Herwig Pilaj: Reziprokes Empowerment in der Entwicklungszusammenarbeit: It takes two to tango Martin Bodenstein: Die burkinische Revolution 1983-1987: Zwischen Staat und Zivilgesellschaft.

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