Das letzte Einhorn und Zwei Herzen

Das letzte Einhorn und Zwei Herzen

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783608939200
Untertitel:
Hobbit Presse
Genre:
Science-Fiction & Fantasy
Autor:
Peter S. Beagle
Herausgeber:
Klett-Cotta Literatur
Auflage:
2. Druckaufl., 2017
Anzahl Seiten:
304
Erscheinungsdatum:
19.03.2012
ISBN:
978-3-608-93920-0

Der Klassiker zusammen mit einer erstmalig auf Deutsch erscheinenden Fortsetzung. Die Leser dürfen sich auf ein Wiedersehen mit dem Zauberer Schmendrick, Molly Grew und - dem berühmtesten Huftier der Fantasyliteratur freuen. Für »Zwei Herzen« wurde Peter S. Beagle mit den beiden wichtigsten Fantasypreisen Nebula- und Hugo-Award ausgezeichnet.


»"Das letzte Einhorn" ist das wunderschönste und anmutigste Fantasybuch aller Zeiten. Nah, melancholisch, fantastisch, stimmungsvoll, bildhaft und traurig.« Nadine Schomakers, LovelyBooks, 16.12.2015

Vorwort
Der Fantasy-Klassiker in günstiger Sonderausgabe

Autorentext
Peter S. Beagle, geboren 1939 in Manhattan, gehört zu den größten Fantasyautoren unserer Zeit. Sein größter Erfolg war der Roman Das letzte Einhorn, die Grundlage für den Welterfolg des gleichnamigen Zeichentrickfilms. Für seine Werke wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hugo Award, dem Nebula Award und dem World Fantasy Award für sein Lebenswerk. Er lebt in Kalifornien.

Leseprobe
Schmendrick kam kurz vor Tagesanbruch zurück, lautlos wie Wasser zwischen den Käfigen hindurchgleitend. Nur die Harpyie gab Laut, als er vorüberkam. "Ich konnte mich nicht früher freimachen", sagte er zum Einhorn, "sie hat Rukh befohlen, auf mich aufzupassen, und der schläft so gut wie nie. Aber ich habe ihm ein Rätsel aufgegeben, und er braucht immer die ganze Nacht, um eins zu lösen. Das nächste Mal erzähl' ich ihm einen Witz, das wird ihn eine ganze Woche beschäftigen."

Das Einhorn ließ den Kopf hängen. "Ich bin verzaubert", sagte es leise. "Warum hast du es mir nicht gesagt?"

"Ich dachte, du wüßtest es", sagte der Zauberer sanft. "Hast du dich denn gar nicht gewundert, daß die Zuschauer dich erkannten?" Er lächelte, was ihn ein wenig älter machte. "Nein, natürlich nicht. Darüber würdest du dich nie wundern!"

"Ich bin noch nie verzaubert gewesen", erwiderte das Einhorn. Es zitterte und bebte. "Nie gab es eine Welt, in der man mich nicht kannte."

"Ich weiß genau, wie dir zu Mute ist", pflichtet ihm Schmendrick augenblicklich bei. Das Einhorn sah ihn aus dunklen, unergründlichen Augen an, worauf er nervös lächelte und seine Hände betrachtete. "Selten der Mann, den man für das hält, was er wirklich ist. Die Welt steckt voller Fehlurteile. Ich allerdings habe auf den ersten Blick erkannt, daß du ein Einhorn bist, und ich bin mir gewiß, dein Freund zu sein. Und dennoch hältst du mich für einen Clown, einen Hanswurst, einen Verräter, und wenn du mich so siehst, muß ich auch einer sein. Der Bann, der auf dir liegt, ist nur ein Truggespinst und wird sich in Nichts auflösen, sobald du wieder frei bist, die Larve aber, die du mir aus Vorurteil aufgesetzt hast, die muß ich in deinen Augen für alle Zeiten tragen. Wir sind nicht immer, was wir scheinen, und selten nur, was wir erträumen. Aber irgendwo habe ich gehört und gelesen, daß vor langer, langer Zeit Einhörner wohl zu unterscheiden wußten zwischen lachendem Mund und Herzeleid, Hirngespinst und Wirklichkeit." Der Himmel färbte sich hell, und Schmendricks leise Stimme übertönte für kurze Zeit das Gekreische der Käfiggitter und das leise Rauschen der Harpyienschwingen.

"Ich glaube, daß du mein Freund bist", sagte das Einhorn. "Wirst du mir helfen?"

"Wenn nicht dir, dann niemandem", antwortete er. "Du bist meine letzte Hoffnung."

Nacheinander erwachten winselnd, zitternd und niesend die armseligen Tiere der Mitternachtsmenagerie. Das eine hatte von Steinen und Käfern geträumt und von zarten Blättern; ein anderes war im Traum in sonnenheißem, hohem Gras umhergestreift; ein drittes hatte sich in Blut und Schlamm gewälzt. Und eines hatte davon geträumt, wie eine gute Hand es liebevoll hinter den Ohren kraulte. Die Harpyie schlief nie; sie saß jetzt da und starrte in die Sonne, ohne zu blinzeln. Schmendrick flüsterte: "Wenn sie sich zuerst befreit, sind wir verloren!"

In der Nähe hörten sie Rukh rufen - seine Stimme klang immer, als sei sie in der Nähe -: "Schmendrick! He, Schmendrick! Ich hab's! Es ist eine Kaffeekanne! Stimmt's?" Der Zauberer empfahl sich und flüsterte zum Abschied: "Heute Nacht! Trau mir, bis es dunkel wird." Und mit flatternden Rockschößen stob er davon, und wieder schien es so, als ließe er einen Teil von sich zurück.

Gleich darauf galoppierte Rukh am Käfig vorbei, eine geballte Ladung Ehrgeiz und Begeisterung. In ihrem Wagen verborgen, summte Mammy Fortuna Elis Lied:

Heut ist gestern, kalt ist heiß,
alles Hohe zieht's hernieder.
Rätsels Lösung niemand weiß -
was vergangen, kehrt nicht wieder.

Die ersten Zuschauer schlenderten herbei; Rukh lockte sie, indem er wie ein eiserner Papagei "Kreaturen der Nacht!" schrie, und Schmendrick stand auf einer Kiste und zauberte. Das Einhorn sah ihm sehr aufmerksam zu, zweifelte in zunehmendem Maße - nicht an seiner Aufrichtigkeit, sondern an seiner Geschicklichkeit. Aus einem Schweinsohr machte er ein ganzes Schwein, aus einem Glas Wasser eine Handvoll Wasser, aus einer Pikfünf eine Piksieben, und ein Karnickel verwandelte er in einen Goldfisch, der augenblicklich ertrank. Nach jedem mißglückten Trick warf er einen raschen Blick zum Einhorn herüber, und seine Augen sagten: "Oh, aber wenigstens du weißt, was ich wirklich wollte." Einmal verwandelte er eine verwelkte Rose in ein Samenkorn. Das gefiel dem Einhorn, selbst als es sich als Rettichsamen entpuppte.

Aus »Zwei Herzen«
Mein Bruder Wilfrid findet es einfach ungerecht, dass das alles mir passiert ist. Wo ich doch ein Mädchen bin und noch ein Wickelkind und zu dumm, allein meine Sandalen zu schnüren. Aber ich finde es gerecht. Ich finde, es war alles genau richtig so. Bis auf das Traurige, und vielleicht sogar das.
Ich bin Sooz, und ich bin neun. Zehn im nächsten Monat, wenn sich wieder der Tag jährt, an dem der Greif kam. Wilfrid sagt, das war wegen mir, weil der Greif gehört hatte, dass gerade das hässlichste Kind der Welt geboren worden war, und mich fressen wollte, aber ich war zu hässlich, selbst für einen Greif. Also baute der Greif sich ein Nest im Midwood (so nennen wir den Wald, obwohl er eigentlich Midnight Wood heißt, weil es unter den Bäumen so finster ist) und blieb hier, um unsere Schafe und Ziegen zu fressen. Wie es Greife eben tun, wenn es ihnen irgendwo gefällt.
Aber Kinder fraß er nie, bis dieses Jahr.
Ich habe ihn nur einmal gesehen - ich meine, nur einmal vorher -, als er eines Abends über den Bäumen emporstieg wie ein zweiter Mond. Nur dass da kein Mond war an dem Abend. Da war gar nichts auf der ganzen weiten Welt, nur der Greif: die goldenen Federn am Löwenleib und an den Adlerschwingen lodernd, die mächtigen Vorderkrallen wie Zähne und der Monsterschnabel so riesig im Verhältnis zu seinem Kopf ... Wilfrid sagt, ich hätte drei Tage lang geschrien, aber das ist gelogen, und ich habe mich auch nicht im Erdkeller versteckt, wie er behauptet, ich habe die beiden Nächte in der Scheune geschlafen, bei unserem Hund Malka. Weil ich wusste, Malka lässt nicht zu, dass mich irgendwas holt.
Sicher, meine Eltern hätten es auch nicht zugelassen, nicht, wenn sie's hätten verhindern können. Aber Malka ist einfach der größte und beherzteste Hund im ganzen Dorf und fürchtet sich vor gar nichts. Und nachdem der Greif Jehane geholt hatte, die kleine Tochter vom Schmied, konnte man gar nicht nicht merken, wie erschrocken mein Vater war, weil er die ganze Zeit herumrannte, zu den anderen Männern, um eine Art Wache zu organisieren, damit die Leute immer Bescheid wussten, wenn der Greif kam. Ich weiß, er hatte Angst um mich und meine Mutter und tat alles, um uns zu beschützen, nur dass ich mich davon nicht sicherer fühlte, aber bei Malka wohl.
Aber es wusste ja sowieso keiner, was tun. Mein Vater nicht und …


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