Die Nornenkönigin

Die Nornenkönigin

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783608938685
Untertitel:
Das Geheimnis der Großen Schwerter 3
Genre:
Fantasy
Autor:
Tad Williams
Herausgeber:
Hobbit-Presse
Auflage:
4. Aufl. 2015
Anzahl Seiten:
860
Erscheinungsdatum:
12.08.2010
ISBN:
978-3-608-93868-5

Tad Williams hat sich mit »Das Geheimnis der Großen Schwerter« in die Herzen der Fantasyleser geschrieben. Das Epos um den Streit der Erben von König Johan, eine dunkle Vergangenheit und Prophezeihung um den tapferen Küchenjungen Simon geht weiter!


Simon, der inzwischen den Namen Schneelocke trägt, ist immer noch auf der Suche nach dem dritten der Schwerter. Wie die alte Weissagung verrät, wird erst Friede in Osten Ard einkehren wenn »Leid«, »Minneyard« und »Dorn« wieder vereinigt sind.

Neu durchgesehene Übersetzung

Vorwort
Das Werk, durch das Tad Williams berühmt wurde

Autorentext
Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Der letzte König von Osten Ard, bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft.

Leseprobe
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die nackten Toten die sollen eins
Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein;
Blankbeinig und bar des blanken Gebeins
Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht.
Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehn,
Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehn.
Wenn die Liebenden fallen - die Liebe fällt nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Dylan Thomas, übertragen von Erich Fried
Prolog
Guthwulf, Graf von Utanyeat, strich mit den Fingern über das zerkratzte Holz von Priester Johans großer Tafel. Die unnatürliche Stille beunruhigte ihn. Bis auf das geräuschvolle Atmen von König Elias' Mundschenk und das Klappern der Löffel in den Essschalen herrschte Schweigen in der langgestreckten Halle. Wie konnte es so ruhig sein, wenn fast ein Dutzend Leute zu Abend aßen? Dem blinden Guthwulf schien die Stille doppelt bedrückend, auch wenn sie ihn nicht unbedingt überraschte. Neuerdings speisten nur noch wenige an der Tafel des Königs, und wer gezwungen war, sich in Elias' Umkreis aufzuhalten, schien es immer eiliger zu haben, daraus fortzukommen, ohne das Schicksal durch so etwas Gewagtes wie ein Tischgespräch herauszufordern.
Vor ein paar Wochen hatte ein Söldnerhauptmann namens Ulgart aus dem Wiesen-Thrithing den Fehler begangen, über die Sitten der Frauen von Nabban zu scherzen. Die Thrithingmänner waren fast alle von ihrer Schamlosigkeit überzeugt, denn sie hatten kein Verständnis für Frauen, die sich das Gesicht bemalten und Kleider trugen, die so viel nacktes Fleisch enthüllten. Unter gewöhnlichen Umständen wäre Ulgarts roher Witz in einer Männergesellschaft gar nicht aufgefallen; und es saßen nur Männer an König Elias' Tafel, weil es kaum noch Frauen auf dem Hochhorst gab. Aber der Söldner hatte vergessen - wenn er es je gewusst hatte -, dass die Gemahlin des Hochkönigs, getötet von einem Thrithingpfeil, eine Edelfrau aus Nabban gewesen war. Als man den Pudding zum Nachtisch servierte, hing Ulgarts Kopf bereits am Sattelknauf eines Mannes der Erkynwache, unterwegs zu den spitzen Pfählen über dem Nerulagh-Tor, um den dort hausenden Raben als Futter zu dienen.
Es lag lange zurück, dass die Tischgespräche auf dem Hochhorst geistvoll gefunkelt hatten, dachte Guthwulf, aber heutzutage nahm man die Mahlzeiten fast bei Grabesstille ein, nur unterbrochen vom Ächzen schwitzender Diener - die sich anstrengen mussten, die Arbeit derjenigen mitzutun, die aus der Burg verschwunden waren - und den gelegentlichen unsicheren Schmeicheleien der wenigen Edelleute und Schlossbeamten, die sich der Einladung des Königs nicht hatten entziehen können.
Jetzt hörte Guthwulf das Murmeln leiser Worte und erkannte Herrn Fluirens Stimme, die dem König etwas zuflüsterte. Der hochbetagte Ritter war erst kürzlich aus seiner Heimat Nabban zurückgekehrt, wo er als Elias' Gesandter bei Herzog Benigaris geweilt hatte. Heute nahm er zur Rechten des Königs den Ehrenplatz ein. Der alte Mann hatte Guthwulf erzählt, seine Unterredung mit dem König, ein paar Stunden früher am Tag, wäre ohne jede Besonderheit verlaufen; aber trotzdem hatte Elias während des ganzen Essens einen besorgten Eindruck gemacht. Guthwulf konnte ihn zwar nicht sehen, aber die Jahrzehnte, die er in nächster Nähe des Hochkönigs verbracht hatte, ermöglichten es ihm, jeder Betonung, jeder ungewöhnlichen Bemerkung Elias' einen Gesichtsausdruck zuzuordnen. Hinzu kam, dass Guthwulfs Gehör und sein Geruchs- und Tastsinn - weit empfindlicher, seit er sein Sehvermögen verloren hatte - in Gegenwart von Elias' furchtbarem Schwert Leid immer noch viel schärfer zu reagieren schienen.
Seit damals, als der König Guthwulf gezwungen hatte, sie zu berühren, war ihm die graue Klinge beinahe wie ein lebendes Wesen vorgekommen, etwas, das ihn kannte, das reglos, aber seiner Gegenwart schrecklich bewusst auf ihn wartete wie ein Raubtier, das Witterung aufgenommen hat. Die bloße Anwesenheit des Schwertes führte dazu, dass sich Guthwulfs Nackenhaare sträubten und alle Nerven und Sehnen aufs äußerste gespannt schienen. Manchmal, mitten in der Nacht, wenn der Graf von Utanyeat bei trüben Gedanken wachlag, glaubte er durch die Hunderte von Ellen Stein, die sein Zimmer von den Gemächern des Königs trennten, die Klinge zu spüren; ein graues Herz, das nur er allein pochen hörte.
Elias schob jäh den Stuhl zurück. Das Kreischen von Holz auf Stein brachte alles ringsum zu erschrockenem Verstummen. Guthwulf malte sich aus, wie Löffel und Pokale mitten in der Luft tröpfelnd zum Halt kamen.
»Verdammt, Alter!«, fauchte der König. »Dient Ihr mir oder diesem Welpen Benigaris?«
»Ich berichte Euch nur, was der Herzog gesagt hat, Majestät«, stotterte Herr Fluiren. »Doch ich denke nicht, dass er es unehrerbietig meint. Er hat Schwierigkeiten mit den Thrithingstämmen an seiner Grenze, und das Wran-Volk ist aufsässig ...«
»Und was geht mich das an?« Guthwulf konnte fast sehen, wie Elias' Augen schmal wurden, so oft hatte er beobachtet, welche Veränderungen der Zorn in den Zügen des Königs hervorrief. Sein blasses Gesicht würde dunkel und feucht sein. Seit einiger Zeit hatte Guthwulf die Dienerschaft tuscheln hören, der König werde immer magerer.
»Ich war es, der Benigaris auf den Thron half, Ädon verfluche ihn! Und ich gab ihm einen lektor, der sich nicht einmischt!«
Er sagte es und brach ab. Als Einziger der Gesellschaft hörte Guthwulf, wie Pryrates, der dem blinden Grafen gegenübersaß, scharf den Atem einzog. Als merke er, dass er zu weit gegangen war, entschuldigte sich der König mit einem wenig überzeugenden Scherz und setzte dann die leise Unterredung mit Fluiren fort.
Einen Augenblick saß Guthwulf da wie vom Donner gerührt. Er griff hastig zum Löffel und fuhr fort zu essen, um seine plötzliche Furcht zu verbergen. Wie mochte er aussehen? Starrten sie ihn alle an - konnte jeder die verräterische Röte in seinem Gesicht bemerken? Die Worte des Königs über das Amt des Lektors und Pryrates' bestürztes Nachluftschnappen hallten in seinem Kopf wider wie ein Echo. Die anderen würden zweifellos annehmen, dass Elias meinte, er habe die Wahl des geschmeidigen Escritors Velligis zum Nachfolger Ranessins als Lektor unterstützt; aber Guthwulf wusste es besser. Pryrates' Unbehagen, als es den Anschein hatte, der König könne ein Wort zu viel sagen, bestätigte Guthwulfs längst gehegten, unbestimmten Verdacht: Pryrates hatte dafür gesorgt, dass Ranessin starb. Und jetzt war sich Guthwulf sicher, dass Elias davon wusste, den Mord vielleicht sogar angeordnet hatte. Der König und sein Ratgeber hatten sich in einen Handel mit Dämonen eingelassen und Gottes höchsten Priester umgebracht.
Guthwulf saß mit vielen anderen am Tisch, aber in dieser Sekunde fühlte er sich so einsam wie ein Mann auf windgepeitschtem Berggipfel. Er konnte die last so vieler Täuschungen, so großer Fur…


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