Traumpfade

Traumpfade

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783596103645
Untertitel:
Roman
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Bruce Chatwin
Herausgeber:
Fischer Taschenb.
Auflage:
18. Auflage
Anzahl Seiten:
400
Erscheinungsdatum:
10.07.2001
ISBN:
978-3-596-10364-5

Traumpfade das sind die unsichtbaren labyrinthischen Wege, die den australischen Kontinent duchziehen und entlang derer, so will es der Schöpfungsmythos der Ureinwohner, die Ahnen wanderten und mit ihren Liedern die Welt erschlossen. Chatwin geht diesen Fußspuren in seinem faszinierenden Buch nach, das, Roman und Reisebericht zugleich, ein Glücksfall der zeitgenössischen Literatur ist.

Arkady Wolschok, ein Australier russischer Herkunft, führt den Erzähler in die mysteriöse Welt der Aborigines ein. Der Kosmopolit mit Universitätsabschluss hat Java, Indien, Afghanistan und große Teile Europas bereist. Nun versucht er im trocken-heißen Nordterritorium Australiens beim Straßen- und Eisenbahnbau oder bei Ölbohrungen zu verhindern, dass die heiligen Stätten der Aborigines zerstört werden.

Autorentext
Bruce Chatwin, 1940 in Sheffield geboren, arbeitete als Journalist bei der SundayTimes, dann als Leiter der Abteilung für Impressionismus bei Sotheby's. Ausgedehnte Reisen seit 1962 führten ihn nach Afghanistan, in die Sowjetunion, nach Osteuropa, Westafrika, Lateinamerika und Australien. Chatwin starb 1989 in Nizza. Bei Fischer Taschenbuch sind bereits erschienen: Traumpfade, Auf dem schwarzen Berg, Der Traum des Ruhelosen, Der Vizekönig von Ouidah, Utz, Verschlungene Pfade, Was mache ich hier und Wiedersehen mit Patagonien.

Leseprobe
In Alice Springs, einem Netz verbrannter Wege, wo Männer in langen weißen Socken unaufhörlich in Landcruiser einstiegen oder aus Landcruisern ausstiegen, begegnete ich einem Russen, der damit beschäftigt war, eine Karte von den heiligen Stätten der Aborigines anzulegen.
Sein Name war Arkady Wolschok. Er war australischer Staatsbürger. Er war dreiunddreißig Jahre alt. Sein Vater, Iwan Wolschok, ein Kosake aus einem Dorf in der Nähe von Rostow am Don, war 1949 geschnappt und zusammen mit einer Zugladung weiterer »Ostarbeiter« zum Dienst in eine deutsche Fabrik geschickt worden. Eines Nachts, irgendwo in der Ukraine, sprang er aus dem Viehwaggon in ein Sonnenblumenfeld. Soldaten in grauen Uniformen jagten ihn die langen Reihen von Sonnenblumen auf und ab, aber er entkam ihnen. Irgendwo anders, verirrt zwischen modernen Armeen, traf er ein Mädchen aus Kiew und heiratete sie. Gemeinsam verschlug es sie in einen verschlafenen Vorort von Adelaide, wo er eine Wodkabrennerei aufzog und drei kräftige Söhne zeugte.
Der jüngste von ihnen war Arkady. Arkady war von seinem Temperament her keineswegs für ein Leben in der Abgeschiedenheit eines angelsächsischen Vororts oder für einen konventionellen Beruf bestimmt. Er hatte ein flaches Gesicht und ein sanftes Lächeln, und er durchquerte die hellen Weiten Australiens mit der Unbeschwertheit seiner rastlosen Vorfahren. Er hatte dichtes, glattes Haar von strohblonder Farbe. Seine Lippen waren in der Hitze aufgesprungen. Er hatte nicht den verkniffenen Mund so vieler weißer Australier aus dem Busch; auch verschluckte er seine Wörter nicht.


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