Im Strudel

Im Strudel

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783593513157
Untertitel:
Eine Umweltgeschichte der modernen Welt
Genre:
Vor- und Frühgeschichte
Autor:
Frank Uekötter
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
838
Erscheinungsdatum:
16.09.2020
ISBN:
978-3-593-51315-7

Rettet die Wale!

Vor 500 Jahren war der Eukalyptus ein in Australien heimischer Baum, der Dodo lebte friedlich auf einer Insel im indischen Ozean und Holz war das wichtigste Brennmaterial. Heute gibt es rund um den Globus Eukalyptusplantagen, der Dodo ist ausgestorben und die Welt verbraucht jeden Tag 95 Millionen Barrel Erdöl. Menschen und Materialien sind in nie gekanntem Umfang in Bewegung, die ökologischen Folgen unseres Lebensstils sind Schlüsselthemen der Weltpolitik. Doch nur wenigen Menschen ist klar, in welchem Ausmaß unser Reden und Handeln über Umweltfragen von der Vergangenheit geprägt ist. Die Krise der Gegenwart Klimawandel, Umweltverschmutzung, Artensterben versteht man aber erst dann wirklich, wenn man sie als Ergebnis einer langen, wechselvollen Geschichte begreift. Frank Uekötter verfolgt in dieser Umweltgeschichte der Moderne, wie sich ökologische Verwerfungen und Konflikte im Laufe der Jahrhunderte entwickelten. Er zeigt zudem die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren hinter den weltweiten Weichenstellungen auf, die von den reichen Gesellschaften des Westens geprägt wurden.

»Frank Uekötters Umweltgeschichte ist reich an Kenntnissen und faszinierenden Geschichten.« Christian Schwägerl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2020 »Wer sich nicht mit einfachen Wahrheiten zufriedengeben will, sollte dieses Buch lesen. Frank Uekötter blickt historisch weit zurück, denn der Raubbau an der Natur begann schon viele Jahrhunderte vor der Erfindung der Plastiktüte. [] Das Buch hat das Zeug zu einem Standardwerk.« ZDF heute, 19.12.2021 »Frank Uekötter, der wohl produktivste deutsche Umwelthistoriker, erklärt in Im Strudel eindrücklich und profund, welche diversen historischen Entwicklungslinien zu unserer heutigen Situation einer planetaren Krise führen konnten. In bewundernswerter Breite nimmt dieses Buch seine Leser:innen mit auf eine atemraubende Reise ... Ein überaus kluges und lesenswertes Buch« Simone M. Müller, h-soz-u-kult, 17.3.2022 »Uekötter schöpt aus einem bemerkenswerten Rechercheschatz, der Grundlage seiner scharfen, pointierten Analysen bildet, die er mit reichlich Anekdoten ausstattet. Er fürchtet sich dabei nicht vor Grautönen, die differenzierte Betrachtung liegt ihm jedenfalls näher, als plump Katastrophenstimmung zu verbreiten.« Benedikt Narodoslawsky, FALTER, 23.10.2020 »Ausgeruht, informativ, lesenswert.« Andrew Müller, taz, 02.03.2021 »Zusammenfassend erfährt die Leser*in dieser globalen Umweltgeschichte vieles darüber, wie sich der moderne Mensch [] seine Umwelt formte, welche Probleme er damit kurz-, mittel- und langfristig schuf und wie an verschiedenen Orten damit umgegangen wurde. [] Wer sich [] auf die Wege durch das Buch einlässt, bekommt auf assoziative, essayistische und spannende Art die Augen für viele neue Bezüge und Querverbindungen geöffnet.« Anselm Tiggemann, Sehepunkte, 15.04.2021 »Ein durch und durch lesenswertes Buch.« Gisbert Gemein, Geschichte für Heute. Zeitschrift für historisch-politische Bildung, 01/2023

Autorentext
Frank Uekötter ist Professor für Technik- und Umweltgeschichte an der Universität Bochum.

Leseprobe
Prolog: Eine neue Geschichte für ein junges Jahrhundert Geschichtsschreibung spiegelt stets die Erfahrungen ihrer Zeit, und Synthesen werden in besonderem Maße vom Strom der Ereignisse beeinflusst. Zu den Erfahrungen, die das vorliegende Buch geprägt haben, gehört zum Ersten ein Bündel von Entwicklungen, das heute üblicherweise als Globalisierung bezeichnet wird. Ein welthistorisches Projekt bedarf keiner langen Begründung in einer Zeit, in der die Welt intensiver und auf ganz unterschiedliche Weisen vernetzt ist als je zuvor. Glücklicherweise gab es in den vergangenen 20 Jahren auch einen Boom einschlägiger Forschungen und besonders einen Aufschwung wissenschaftlicher Studien, die sich mit Umweltproblemen jenseits der westlichen Welt beschäftigen. Die Zeiten sind vorbei, in denen eine Weltgeschichte von Europa oder Nordamerika ausgehen musste, weil der Stand der Forschung nichts anderes erlaubte. Zum Zweiten haben wir in den vergangenen Jahrzehnten gelernt, dass der Zustand unseres Planeten Anlass zu großer Sorge gibt. Es fehlt nicht an Erfolgen bei bestimmten Themen und an bestimmten Orten, aber die Gesamttendenz im Wechselspiel zwischen den Menschen und ihren natürlichen Umwelten ist offenkundig negativ. Anthropogener Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt, Verschmutzung, Ressourcenprobleme wir kennen den ökologischen Preis der globalen Modernität in großer Detailfülle und mit mehr Gewissheit als jemals zuvor. Wir wissen auch, dass sich die Probleme auf absehbare Zeit nicht von selbst lösen werden. Jeder weiß, dass ökologische Herausforderungen zu den Schlüsselfragen des 21. Jahrhunderts gehören. Keiner dieser beiden Aspekte ist grundsätzlich neu. Das Gewicht der ökologischen Krise und die globale Vernetzung der Probleme haben Umwelthistoriker seit den 1970er Jahren beschäftigt und angetrieben. Sie haben auch in Joachim Radkaus Natur und Macht und John McNeills Something New under the Sun ihren Niederschlag gefunden, den beiden großen Weltumweltgeschichten, die passenderweise im Jahr 2000 zum Beginn eines neuen Jahrtausends erschienen. Ich bin dieser Tradition zu großem Dank verpflichtet zweifellos mehr, als die Fußnoten dokumentieren , aber dieses Buch geht noch von einer dritten Erfahrung aus, die einen Bruch mit einem wesentlichen Teil der bisherigen Forschung markiert. Ökologische Herausforderungen sehen im 21. Jahrhundert anders aus als die Probleme, über die frühere Generationen von Forschern und Aktivisten schrieben. Als sich die heutige Umweltbewegung in den 1970er Jahren konstituierte und Wissenschaftler sich neu orientierten (darunter mit professionstypischer Verspätung auch die Historiker), standen meist die unbeabsichtigten Folgen des technisch-industriellen Fortschritts im Mittelpunkt. Das muss man den Zeitgenossen nicht rückblickend zum Vorwurf machen. Ich habe selbst in den 1990er Jahren meine Doktorarbeit über ein solches Folgeproblem die Luftverschmutzung in deutschen und amerikanischen Städten geschrieben. Aber nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte und speziell der Art und Weise, wie sich klassische Umweltprobleme mit Ernährungs- und Ressourcenkrisen verquickt haben, scheint es geboten, ökologische Themen als Teil des Gesamtprozesses der Ressourcenallokation in seiner ganzen Komplexität zu diskutieren. Das ist kein ganz neuer Gedanke. Es ist eine Rückkehr zu einem breiteren Verständnis von Umweltgeschichte, das sich in umwelthistorischen Darstellungen avant la lettre wie etwa Fernand Braudels Werk über das Mittelmeer und die mediterrane Welt zur Zeit Philipps II. niedergeschlagen hat, in dem Braudel im weiten Ausgriff auch die natürliche Umwelt in den Blick nahm. In diesem Buch geht es um viel mehr als um Nebenfolgen. Es geht um das Leben und Überleben auf einem kleinen und ziemlich komplizierten Planeten. Ökologische Herausforderungen sind im neuen Jahrtausend nicht nur größer, sondern auch schwerer zu verstehen als in früheren Zeiten. Akteure, Nationalstaaten, Prioritäten, sogar die Definition von Problemen Kategorien, die vor einer Generation noch selbstverständlich waren, sind heute unscharf und Gegenstand kontroverser Diskussionen. Es gibt im globalen 21. Jahrhundert augenscheinlich keinen Weg zurück zu einem gemeinsamen Verständnis ökologischer Herausforderungen. Mehr noch: Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass die Vorstellung eines weltumspannenden Konsenses stets mehr Wunsch als Realität war und dass sich dahinter eine kulturelle Hegemonie des Westens verbarg, die inzwischen unwiederbringlich der Vergangenheit angehört. In einem globalen Zeitalter müssen wir eine Umweltgeschichte der modernen Welt gleichermaßen vom Standpunkt des industrialisierten Westens und des Globalen Südens schreiben, des Politikers und des Konsumenten, des Experten und des Laien, des Sta…


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