Kunst als Beruf

Kunst als Beruf

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593508306
Untertitel:
Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja
Genre:
Kulturgeschichte
Autor:
Maria Derenda
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
562
Erscheinungsdatum:
12.04.2018
ISBN:
978-3-593-50830-6

Was zeichnete eine professionelle bildende Künstlerin um 1900 aus? Käthe Kollwitz gehörte zu den wenigen Frauen, die schon von ihren Zeitgenossen als Künstlerin anerkannt wurden. Auch die aus Russland stammende Elena Luksch- Makowskaja verfolgte zielstrebig ihre künstlerische Karriere. Maria Derenda untersucht anhand zahlreicher Briefe, Tagebücher und autobiografischer Notizen die Vorstellungen von Arbeit und Beruf bei Kollwitz und Luksch- Makowskaja. Der Vergleich der beiden Künstlerinnen zeigt nicht nur deren unterschiedliches Berufsideal, sondern auch die Strategien, die beide nutzten, um sich innerhalb des männlich dominierten Kunstbetriebes zu etablieren.

Autorentext
Maria Derenda promovierte an der Universität Hamburg.

Leseprobe
1. Einleitung Im Rückblick auf ihre künstlerische Laufbahn beantwortete Käthe Kollwitz 1923 in ihren Erinnerungen die Frage, warum sie selbst und nicht ihre künstlerisch ebenfalls begabte jüngere Schwester Elisabeth Kollwitz professionelle Künstlerin geworden wäre, folgendermaßen: "Ich war ehrgeizig und Lise nicht. In mir war die Zielrichtung." Ihre elf Jahre jüngere Kollegin Elena Luksch-Makowskaja notierte in ihren autobiographischen Aufzeichnungen, für die sie den Titel Mnemosyne ausgewählt hatte: "Ich habe mich sehr früh entschlossen, Künstlerin zu werden, und glaubte an mich." Beide Frauen schrieben diese Zeilen als professionelle bildende Künstlerinnen und blickten damit auf die vergangenen Jahrzehnte ihres Schaffens zurück. Beide sahen ihre Laufbahn durch den bereits im Kindesalter ausgeprägten Wunsch motiviert, Künstlerin zu werden. Die Bedeutung der Kindheit für die künstlerische Laufbahn ist nur eines der Leitmotive in den autobiographischen Schriften, in welchen Elena Luksch-Makowskaja und Käthe Kollwitz alle ihre beschriebenen Erinnerungen auf ihre spätere Entfaltung hin ausrichteten. Das Werden der Künstlerin steht hier als übergeordneter Sinnzusammenhang im Mittelpunkt. Die Autobiographie dient dem Anliegen, sich als Künstlerin zu konstruieren. Luksch-Makowskaja und Kollwitz richteten die Struktur ihrer Argumentation ganz auf diesen übergeordneten Sinnzusammenhang aus. Aus ihrer Sicht hatten die beiden Frauen ihr Vorhaben bis zum Zeit-punkt der Niederschrift ihrer autobiographischen Aufzeichnungen verfolgt. Die aktive Phase ihres Schaffens dauerte von der Mitte des 19. bis ins zweite Drittel des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit konnten sich Berufskünstlerinnen erstmals gesellschaftlich etablieren. Sie traten nicht nur in einer bedeutsamen Zahl an die Öffentlichkeit, sondern waren auch zunehmend in institutionalisierte Netzwerke wie Künstlerinnenvereine oder Ausstellungsgemeinschaften eingebunden. Gemeinsam war diesen Institutionen der Einsatz für die Anerkennung des Kunstschaffens von Frauen in der Öffentlichkeit und damit die Verbesserung ihrer Ausbildungs- und Ausstellungssituation. Dennoch standen Frauen, die sich um 1900 für das Berufsfeld der bildenden Kunst entschieden, vor immensen Herausforderungen, da der Künstlerberuf primär männlich konnotiert war. Es gab kaum weibliche Vorbilder und somit auch keine etablierten beruflichen Orientierungsmuster und Handlungsspielräume. In der Ausbildung waren die Möglichkeiten für Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Künstlerkollegen stark eingeschränkt. Ihnen war das Studium an den Kunstakademien, also eine anerkannte, qualifizierende Ausbildung, verschlossen. Deshalb mussten sie auf Anstalten ausweichen, die auf private Initiative hin gegründet worden waren und deren Besuch kostspielig war. Diese standen jedoch im Ruf, primär auf den eigenen Profit und weniger auf die Qualität des Unterrichts und das künstlerische Talent der Schülerinnen zu achten, was die Repräsentanten des Kunstbetriebes bestärkte, die Kunstwerke von Frauen von vornherein als dilettantisch beurteilten. Und dennoch gab es professionelle Künstlerinnen, die an den Institutionen des Kunstbetriebes partizipierten. Zu ihnen gehörten Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja, die trotz der gesellschaftlichen Widrigkeiten eine entsprechende Ausbildung erhalten hatten, sich selbst als Künstlerinnen bezeichneten, von der Außenwelt als solche gedeutet wurden und an den Netzwerken des zeitgenössischen Kunstbetriebes partizipierten. Die vorliegende Untersuchung stellt den beruflichen Werdegang dieser beiden Frauen in den Mittelpunkt. Es wird danach gefragt, welche Vorstellungen Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja vom Künstlerinnenberuf und von künstlerischer Arbeit hatten. Ziel der Untersuchung ist es, am Beispiel von Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja die Vorstellungen von Arbeit und Beruf professioneller Künstlerinnen verschiedener Sozialisationsräume in einer zeitlichen Periode zu untersuchen, in der sich der Beruf der bildenden Künstlerin im öffentlichen Diskurs und auch auf der institutionellen Ebene - im Bereich von Kunstvereinen, Ausstellungswesen, Kunstkritik und Kunstgeschichte - etablierte. 1.1 Untersuchungsgegenstand Die Lebensläufe der beiden Frauen weisen Parallelen auf. Kollwitz und Luksch-Makowskaja waren annähernd gleich alt und gehörten einer Generation an, in der es im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten zwar mehr professionelle Künstlerinnen gab. Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen im russischen und deutschen Kunstbetrieb waren sie jedoch deutlich unterrepräsentiert. Beide Frauen wurden in ihren Ambitionen durch das Elternhaus gefördert und erhielten eine künstlerische Ausbildung. Mit der Heirat, die unmittelbar nach dem Ende der Ausbildungszeit folgte, wechselten Kollwitz und Luksch-Makowskaja den Wohnort und entfernten sich damit von ihren Elternhäusern. Ihre Ehemänner trugen in beinahe der gesamten Ehedauer den hauptsächlichen Anteil an dem Lebensunterhalt der Familie. Somit stellte der Verdienst aus der künstlerischen Arbeit von Kollwitz und Luksch-Makowskaja einen Zuverdienst dar, der unregelmäßig erfolgte. Diese finanzielle Absicherung erlaubte es den beiden Frauen, künstlerisch frei zu arbeiten und bei kommerziellen Aufträgen wählerisch zu sein. Die Kinder von Kollwitz und die älteren beiden Söhne von Luksch-Makowskaja wurden in den ersten Jahren der Ehe geboren, in denen die Künstlerinnen sich im Kunstbetrieb zu etablieren suchten. Das Thema der Mutterschaft als Motiv ihrer Arbeiten spielt bei Kollwitz und bei Luksch-Makowskaja eine herausragende Rolle. Beide bewegten sich in Kreisen, die sich von den Vorgaben der akademischen Kunstvorstellungen lösten, Luksch-Makowskaja mit ihren kunstgewerblichen Arbeiten und Kollwitz mit der Druckgraphik. Beide Künstlerinnen - Elena Luksch-Makowskaja in Wien und St. Petersburg und Käthe Kollwitz in Berlin - partizipierten an der Secessionsbewegung, die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts die Kunstmetropolen Westeuropas und Russlands erfasste. Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja waren also annähernd gleichaltrig, waren verheiratet und hatten Kinder. Sie genossen eine Förderung bei ihren beruflichen Bestrebungen im Elternhaus und anschließend eine professionelle künstlerische Ausbildung. Sie verorteten sich während ihrer beruflichen Etablierung in den modernen Strömungen des Kunstbetriebes und sie behaupteten im letzten Lebensdrittel, ein Leben als professionelle Künstlerin verbracht zu haben. Diese Parallelen bewegen sich jedoch - schon allein durch die primär männlich dominierte Deutung und Ausgestaltung des Kunstbetriebes - jenseits der "Normalerwerbsbiographie" einer Künstlerin und verweisen auf die Möglichkeiten der Verknüpfung zwischen künstlerischem Beruf und Leben, künstlerischer Arbeit und Familie für Frauen. Es geht dabei also um die historischen Bedingungen der Profession und Professionalisierung und die Nutzung dieser Handlungsspielräume durch die Individuen. Genau gesagt wird danach gefragt, wie Käthe Kollwitz und Elena Luksch-Makowskaja angesichts der individuellen Voraussetzungen ihre Handlungsspielräume nutzten, um sich als Küns…


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