Warum?

Warum?

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783593507453
Untertitel:
Eine Geschichte des Holocaust
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Peter Hayes
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
445
Erscheinungsdatum:
17.08.2017
ISBN:
978-3-593-50745-3

Warum geschah der Holocaust, die Ermordung von Millionen jüdischer Menschen während des Nationalsozialismus? Peter Hayes ist der erste Historiker, der die Frage nach dem Warum ins Zentrum eines Buches stellt. Hayes spannt den Bogen von den Ursprüngen des Antisemitismus bis hin zur Bestrafung von NS-Verbrechern nach 1945. So gelingt ihm ein kluger und präziser Überblick über die Vernichtung der europäischen Juden. Ein eindrucksvolles Buch, an dem künftig nicht vorbeizukommen sein wird.

"Das Buch spiegelt meine Überzeugung wider, dass der Holocaust genau wie jede andere menschliche Erfahrung erklärbar ist, auch wenn das nicht einfach ist." Peter Hayes

»Hayes' Werk ist [] eine herausragende Synthese. Es gelingt ihm, nüchtern, abwägend und verständlich den höchst umfangreichen, stark ausdifferenzierten Forschungsstand vorzüglich darzulegen. Dass er die Frage nach dem Warum? nicht abschließend klären kann, liegt angesichts der Komplexität der Geschichte des Holocausts auf der Hand. Sein Meilenstein der Vermittlung des Forschungsstands zum Holocaust verdient eine große Öffentlichkeit.« Bernward Dörner, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 18.05.2018 »Auf Emotionalisierungen und Moralisierungen verzichtet er, und sein Konzept geht auf.« René Schlott, Der Tagesspiegel, 27.12.2017 »Ein sehr klares, konsequentes, sehr gut geschriebenes und überzeugendes Buch.« Norbert Copray, Publik-Forum, 27.10.2017 »ein gut gegliedertes und überaus kenntnisreiches Werk« Armin Pfahl-Traughber, Humanistischer Pressedienst, 20.09.2017 »Hätten Luftangriffe auf die Vernichtungslager den Völkermord der Nazis stoppen können? Und warum unterblieben sie? Der Historiker Peter Hayes gibt Antworten auf diese und andere Fragen zum Holocaust.« Antonia Kleikamp, Die Welt, 25.08.2017 »Der US-Historiker Peter Hayes liefert eine gelungene Bestandsaufnahme der Holocaust-Geschichte. [] Das Buch atmet den Geist seriöser Gelehrsamkeit, ist dabei hervorragend geschrieben und angenehm zu lesen. Der Autor [] hält es mit der Logik, das macht es leicht, ihm zu folgen.« Wolfgang Benz, Süddeutsche Zeitung, 21.08.2017 »Hayes ist eine informationsreiche, den aktuellen Forschungsstand reflektierende und dabei gut lesbare Geschichte des Holocaust gelungen, die ihr Fundament aus der jahrzehntelangen wissenschaftlichen Auseinandersetzung des Autors mit der Geschichte des Nationalsozialismus, insbesondere des Holocaust, bezieht. Dieses Buch kommt gerade richtig in einer Zeit, in der der Rechtsradikalismus auflebt und die Verharmlosung nationalsozialistischen Gedankenguts in Teilen von Politik und Gesellschaft auf erschreckende Weise voranschreitet.« Rafael Arto-Haumacher, literaturkritik.de, 20.03.2018

Autorentext
Peter Hayes ist emeritierter Professor für Geschichte und Deutsch und für Holocaust Studies an der Northwestern University. Außerdem ist er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des United States Holocaust Memorial Museum. 2010 erschien von ihm (gemeinsam mit Eckart Conze, Norbert Frei und Moshe Zimmermann) "Das Amt und die Vergangenheit", 2004 "Die Degussa im Dritten Reich".

Leseprobe
Einführung Warum noch ein Buch über den Holocaust? Siebzig Jahre nach seinem Ende entzieht sich der Holocaust immer noch unserem Verständnis. Trotz (oder vielleicht wegen) der Produktion von rund 16 000 Büchern, die die Library of Congress unter diesem Schlagwort verzeichnet, trotz immer neuer Museen und Gedenkstätten, trotz jährlich neuer Filme zu dem Thema und trotz einer Vielzahl von Bildungsprogrammen und Kursen fehlt offenbar immer noch eine kohärente Erklärung, warum im 20. Jahrhundert eine so schreckliche Schlächterei im Herzen des zivilisierten Europas möglich war. So lauten die vielleicht am häufigsten im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendeten Adjektive denn auch "unvorstellbar", "unverständlich" und "unerklärlich". Diese Begriffe zeugen von einem Reflex, sich zu distanzieren, einem beinahe instinktiven Rückzug in Selbstverteidigung. Zu sagen, man könne den Holocaust erklären, erscheint gleichbedeutend mit seiner Verharmlosung. Wer bekennt, dass er ihn nicht begreifen kann, bekundet seine Unschuld - seine oder ihre Unfähigkeit, sich so etwas Schreckliches vorzustellen, geschweige denn, etwas Derartiges zu tun. Insofern ist es kein Wunder, dass Verständnislosigkeit die übliche Haltung angesichts der Monstrosität des Holocaust ist, auch wenn sie es verhindert, aus dem Thema zu lernen. Selbstschutz ist jedoch nicht der einzige Grund, warum es den Menschen immer noch schwerfällt, den Holocaust verstandesmäßig zu begreifen. Ein weiterer Grund ist die Komplexität der Aufgabe. Den Holocaust zu verstehen erfordert, zahlreiche mit ihm verbundene Rätsel zu lösen. Seit fast drei Jahrzehnten unterrichte ich amerikanische Studenten zu dem Thema, und in der Zeit habe ich viele Vorträge vor wissenschaftlichem und allgemeinem Publikum gehalten. Dabei bin ich zu der Einsicht gelangt, dass Menschen, die sich mit dem Thema herumschlagen, acht zentrale Fragen besonders schwierig finden. Manche betreffen Taten, andere betreffen Versäumnisse, und wieder andere betreffen beides. Alle erfordern eine Klärung, die berücksichtigt, dass sie miteinander verflochten sind, bevor man die Katastrophe verstehen und darüber Rechenschaft ablegen kann. Jedes Kapitel dieses Buchs untersucht eines dieser acht zentralen Themen, die in Form einer Frage angeschnitten werden. Das Buch als Ganzes spiegelt meine Überzeugung wider, dass sich der Holocaust genau wie jede andere menschliche Erfahrung erklären lässt, auch wenn das nicht einfach ist. Bei der Beantwortung dieser Fragen bringe ich ein Fachwissen ein, das bei Holocaust-Forschern eher ungewöhnlich ist. Ich bin gelernter Wirtschaftshistoriker. Das heißt nicht, dass ich primär materielle Gründe für den Mord sehe (tatsächlich sage ich, dass die materiellen Gründe gegenüber den ideologischen Motiven zweitrangig waren). Aber mein Hintergrund sensibilisiert mich für Zahlen und ihre Bedeutung, und ich nutze oft die Erklärungskraft von Zahlen. Ein weiteres Merkmal meiner Darstellung sind ihre dialektischen Ursprünge. Dieses Buch soll nicht eine These des Autors belegen, es ist vielmehr die Frucht eines Prozesses von Geben und Nehmen über viele Jahre des Lehrens und Vortragens hinweg, in denen ich gelernt habe, welche Aspekte des Themas die Menschen besonders dringlich geklärt haben wollen und warum. Deshalb habe ich mich bei meiner Lektüre und meinem Nachdenken darauf konzentriert, die verlässlichsten Quellen zu identifizieren, die die Forschung zu bieten hat, und mich dann bemüht, dieses Wissen möglichst gut zugänglich zu machen und möglichst einprägsam zu vermitteln. Neben dem Wunsch, Erklärungen zu geben, verfolgt dieses Buch noch ein weiteres Ziel: Es will die Wahrheit erzählen. Der verstorbene Historiker Tony Judt hat geschrieben: "Da es uns unmöglich ist, das Verbrechen [den Holocaust] zu erinnern, wie es wirklich war, laufen wir zwangsläufig Gefahr, es zu erinnern, wie es nicht war."1 Rund um das Thema sind zahlreiche Mythen entstanden. Manche sollen uns trösten, dass alles hätte ganz anders kommen können, wenn nur eine Person oder Institution tapferer oder klüger gehandelt hätte. Andere sollen bevorzugten oder überraschenden Tätern oder sogar Historikern neue Schuld aufladen. Dieses Buch zerstört viele Legenden - von der Vorstellung, der Antisemitismus habe Adolf Hitler in Deutschland an die Macht gebracht, bis zu der Überzeugung, viele Haupttäter seien nach dem Holocaust der Bestrafung entgangen. Im letzten Kapitel werden die verbreitetsten Mythen vorgestellt und entlarvt, einschließlich der immer wieder laut vorgetragenen Behauptung, der Holocaust habe gar nicht stattgefunden. Das Buch spannt folgenden Argumentationsbogen: Der Holocaust war das Produkt einer bestimmten Zeit und eines bestimmten Orts, nämlich Europas unmittelbar nach der industriellen Revolution, den Ersch…


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