God bless America

God bless America

Einband:
Paperback
EAN:
9783593507019
Untertitel:
Zivilreligion in den USA im 20. Jahrhundert
Genre:
Regional- und Ländergeschichte
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
387
Erscheinungsdatum:
31.05.2017
ISBN:
978-3-593-50701-9

"God bless the United States of America": In den USA ist das Religiöse in der Politik allgegenwärtig - während der Präsidentschaftswahlen oder bei wichtigen Reden des Präsidenten zur Außenpolitik wird regelmäßig Gott erwähnt. Aus europäischer Sicht wirkt diese religiöse Aufladung der politischen Botschaft meist befremdlich. Die enge Verbindung von Religion und Politik, die sogenannte Zivilreligion, nimmt dieser Band für das 20. Jahrhundert in den Blick. Der Fokus liegt hierbei auf Ritualen, etwa den Wahlkämpfen und patriotischen Feiertagen, auf Kriegen wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg oder dem Vietnamkrieg sowie auf ethnischen und religiösen Gruppen, z.B. den Afro-Amerikanern, Latino-Amerikanern und Evangelikalen.

God bless the United States of America: In den USA ist das Religiöse in der Politik allgegenwärtig - während der Präsidentschaftswahlen oder bei wichtigen Reden des Präsidenten zur Außenpolitik wird regelmäßig Gott erwähnt. Aus europäischer Sicht wirkt diese religiöse Aufladung der politischen Botschaft meist befremdlich. Die enge Verbindung von Religion und Politik, die sogenannte Zivilreligion, nimmt dieser Band für das 20. Jahrhundert in den Blick. Der Fokus liegt hierbei auf Ritualen, etwa den Wahlkämpfen und patriotischen Feiertagen, auf Kriegen wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg oder dem Vietnamkrieg sowie auf ethnischen und religiösen Gruppen, z.B. den Afro-Amerikanern, Latino-Amerikanern und Evangelikalen.

»Sämtliche Beiträge rangieren auf hohem Niveau, die empirischen Erträge sind beträchtlich und die Publikation ist insgesamt durchweg mit Gewinn zu lesen. Zweifellos bietet sie damit auch Orientierungs- und Erklärungsangebote für aktuelle Probleme und Fragestellungen.« Andreas Linsenmann, Neue Politische Literatur, 19.05.2020

Autorentext
Heike Bungert ist Professorin für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Münster. Jana Weiß ist dort Post-Doktorandin am Historischen Seminar.

Leseprobe
Einleitung: Zivilreligion(en) - Alte Herausforderungen, neue Perspektiven Heike Bungert und Jana Weiß US-Präsidenten reden regelmäßig über Gott und beenden Ansprachen mit "God Bless America", der Bitte um Gottes Segen; Geistliche sprechen bei politischen Veranstaltungen Gebete; und Soldaten ziehen für Gott und Vaterland in den Krieg. Diese scheinbar fehlende Differenzierung zwischen Religion und Politik in den USA wirkt auf bundesdeutsche Beobachter oft ein wenig befremdlich. Vor 50 Jahren nannte der Soziologe Robert N. Bellah das Phänomen der Vermischung von Religion und Politik Zivilreligion und entfachte mit seinem Aufsatz "Civil Religion in America" eine interdisziplinäre Debatte. Bis in die späten 1970er Jahre wurde über die sogenannte Zivilreligion in der (Religions )Soziologie, der Theologie, der Politik- und in Ansätzen auch in der Geschichtswissenschaft leidenschaftlich diskutiert, wobei das Konzept sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung stieß. Während sich die Diskussion in den folgenden zwei Jahrzehnten abschwächte, ist sie nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 erneut aufgeflammt. Dementsprechend reiht sich der vorliegende Sammelband Zivilreligion in den USA in die Wiederaufnahme und Neubewertung des Konzepts ein. Da der letzte deutschsprachige Sammelband, der sich mit dem Phänomen der Zivilreligion beschäftigt, 16 Jahre alt ist, erscheint es sinnvoll, das Konzept erneut in die deutsche Diskussion einzubringen, die sich derzeit, auch im Zusammenhang von zunehmender Einwanderung und Flüchtlingskrise, verstärkt mit dem Thema Religion und Politik befasst. Der vorliegende Band stellt die Ergebnisse eines Workshops des "Centrums für Religion und Moderne" und des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vom Sommer 2014 vor, die um weitere Beiträge erweitert und für eine größere Verbreitung teilweise ins Deutsche übersetzt wurden. Der Band will einen Überblick geben, wo, wann und wie sich Zivilreligion in den USA im 20. Jahrhundert manifestierte. Die vorgelegten neueren Forschungsarbeiten zur Zivilreligion beschäftigen sich insbesondere mit dem Inklusions- und Legitimationspotenzial der US-amerikanischen Zivilreligion. So wird unter anderem ein genauerer Blick darauf geworfen, wie verschiedene religiöse und ethnische Gruppen eine übergreifende, nationale Zivilreligion diskutierten, und wie und ob sie selber Zivilreligion verwendeten. Auch wird der Frage nachgegangen, inwieweit Zivilreligion für die Kriegslegitimation im 20. Jahrhundert eingesetzt wurde. Schließlich soll die Nutzbarkeit des Konzepts aufgezeigt werden. Doch bevor einführend ein Überblick über den inhaltlichen Aufbau des Sammelbands gegeben wird, gilt es zunächst, die Diskussionen über die Definitionen und Funktionen der Zivilreligion in den USA und Deutschland vorzustellen und einzuordnen. Das Konzept der Zivilreligion Das Konzept von Zivilreligion ist umstritten. Es wird unterschiedlich defi-niert und ausgelegt. Ausgangspunkt: Robert N. Bellah Erstmals fand das Konzept einer Zivilreligion Erwähnung bei Jean-Jacques Rousseau 1762, der eine Zivilreligion als notwendig für den Erhalt der nationalen Ordnung erachtete. Doch es ist insbesondere Robert N. Bellah, auf den sich alle Wissenschaftler beziehen, so auch die Autoren in diesem Band. Bellah definierte Zivilreligion als "a genuine apprehension of universal and transcendent religious reality [] revealed through the experience of the American people". Für den Soziologen ging die US-amerikanische Zivilreligion zurück auf die protestantischen Ursprünge des Landes, auf die Aufklärung, auf die religiöse Vielfalt in den USA und auf die Trennung von Staat und Kirche. Als "a collection of beliefs, symbols, and rituals with respect to sacred things and institutionalized in a collectivity" beruhe die Zivilreligion auf jüdisch-christlichen Symbolen, Metaphern, Ritualen und Wertvorstellungen wie den biblischen Archetypen von Exodus, Opfertod und Wiedergeburt, dem auserwählten Volk, dem gelobten Land und dem neuen Jerusalem. Durch die Verbindung von Gott und Nation werden dem US-amerikanischen Regierungssystem laut Bellah ein göttlicher Ursprung, göttlicher Schutz und eine göttliche Mission bescheinigt. Als zentraler Motor der US-amerikanischen Erinnerungskultur inkorporiert die Zivilreligion Ereignisse und Personen der US-amerikanischen Geschichte: die Ankunft der Puritaner, um die Stadt auf dem Hügel zu erbauen; die Loslösung der Kolonien vom Britischen Empire im Zuge der Amerikanischen Revolution (1775-1783) als Auszug des Volkes Israel; den ersten US-amerikanischen Präsidenten George Washington als Moses; und den Bürgerkriegspräsidenten Abraham Lincoln als Christus. Bellah sieht Zivilreligion in US-amerikanischen Institutionen verkör-pert, woraus ein zivilreligiöses Bekenntnis zu Unabhängigkeitserklärung, Verfassung, Sternenbanner, Präsidentenamt, aber auch politischen Idealen wie Freiheit und Demokratie resultiert. Gerade zu Wahlkampf- und Kriegszeiten sei Zivilreligion besonders präsent, wie auch einige Beiträger betonen. Viele Namen, ein Phänomen? Die Diskussion in den USA Bellahs Thesen entfachten eine rege Debatte innerhalb der US-amerika-nischen Wissenschaft. Vereinzelt lehnten Forscher die Existenz einer Zivilreligion komplett ab oder sahen nur einzelne Elemente einer religiösen Deutung der Nation in den USA. Häufig wurden hingegen alternative Begriffe in die Diskussion eingebracht, die wiederum indirekt die Charakteristika der Zivilreligion schärfer umrissen. Der Religionssoziologe Will Herberg sprach vom American Way of Life als einer Art unterschwelliger Volksreligion, als Glauben an den Glauben. Laut Herberg verbindet die US-amerikanische Gesellschaft ein "common faith of Americans", der die steigende Religiosität in den 1940er und 1950er Jahren bei gleichzeitiger Säkularisierung erklärt. Der Begriff Amerikaner e…


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