Praxis der Achtsamkeit

Praxis der Achtsamkeit

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593506333
Untertitel:
Schlüsselbegriffe der Care-Ethik
Genre:
20. & 21. Jahrhundert
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Anzahl Seiten:
506
Erscheinungsdatum:
10.10.2016
ISBN:
978-3-593-50633-3

Der Spruch "yes, we care" zeigt: Gesellschaftlich gibt es ein großes Interesse an Achtsamkeit, Sorge und Verantwortung. Dennoch lässt die philosophische Ethik diese scheinbar privaten Themen meist unberücksichtigt. Das Buch eröffnet neue Perspektiven, indem es die in verschiedenen europäischen Ländern entwickelte Ethik der Achtsamkeit und Sorge - "Ethics of Care" - transdisziplinär präsentiert. Im Zentrum stehen die Fragen, wie Versorgung gelingend zu gestalten ist und wie der Umgang mit menschlicher Verletzbarkeit und Abhängigkeit unser politisches Zusammenleben bestimmt.
Mit Beiträgen unter anderem von Marian Barnes, Sophie Bourgault, Mieke Grypdonck, Helen Kohlen, Sandra Laugier, Christoph Rehmann- Sutter, Andrew Sayer, Christina Schües, Hilal Sezgin und Helena Sensöta.

Autorentext
Elisabeth Conradi ist Professorin für Philosophie und Gesellschaftstheorie an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart und lehrt auch am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen. Frans Vosman ist Professor für "Ethics of Care" an der Universität für Humanistische Studien in Utrecht.

Klappentext
Der Spruch "yes, we care" zeigt: Gesellschaftlich gibt es ein großes Interesse an Achtsamkeit, Sorge und Verantwortung. Dennoch lässt die philosophische Ethik diese scheinbar privaten Themen meist unberücksichtigt. Das Buch eröffnet neue Perspektiven, indem es die in verschiedenen europäischen Ländern entwickelte Ethik der Achtsamkeit und Sorge - "Ethics of Care" - transdisziplinär präsentiert. Im Zentrum stehen die Fragen, wie Versorgung gelingend zu gestalten ist und wie der Umgang mit menschlicher Verletzbarkeit und Abhängigkeit unser politisches Zusammenleben bestimmt. Mit Beiträgen unter anderem von Marian Barnes, Sophie Bourgault, Mieke Grypdonck, Helen Kohlen, Sandra Laugier, Christoph Rehmann- Sutter, Andrew Sayer, Christina Schües, Hilal Sezgin und Helena Sensöta.

Leseprobe
Vorwort

Wer Europa hört, denkt wahrscheinlich keineswegs zuerst an die Wissenschaft, und Lesenden, die auf das Wort care stoßen, fällt vermutlich kaum Europa ein. Hingegen möchte das vorliegende Buch dazu einladen, über care in der Wissenschaft nachzudenken und europäische Stimmen der Care-Ethik in ihrer disziplinären Vielstimmigkeit zu vernehmen.
Der Band präsentiert gemeinsame Schlüsselbegriffe der niederländischen sowie flämischen Zorgethiek, deutschsprachigen Ethik der Achtsamkeit, französischen éthique du care, italienischen ethica della cura und der schwedischen Omsorgsetik. In dem Vorhaben, die innereuropäische wissenschaftliche Auseinandersetzung um die Care-Ethik voranzubringen und gleichzeitig ihren Status quo in Form von Schlüsselbegriffen zu dokumentieren, waren einige Schwierigkeiten zu meistern: Das Buch hat eine längere Entstehungsgeschichte. Sie begann mit einem Telefongespräch von Utrecht nach Stuttgart zu Beginn des Jahres 2010. Seither gab es eine Reihe wissenschaftlicher Kooperationen, die zur Gründung eines Netzwerkes von Forschenden im Gebiet der Ethics of Care beitrugen, das eine eigene Website betreibt. Forschende aus mehreren europäischen Ländern führten lange Gespräche via Skype und trafen sich regelmäßig zur Diskussion aktueller Forschungsergebnisse. So fand im Jahr 2012 an der Universität Utrecht in den Niederlanden eine Konferenz statt, die der Diskussion und Vernetzung diente. In dessen Folge entstand ein von Per Nordtvedt und Frans Vosman verantwortetes Themenheft der Zeitschrift Nursing Ethics (Nortvedt/Vosman 2014). Einige Mitglieder des Netzwerkes fanden im selben Jahr Gelegenheit, Forschende aus verschiedenen Kontinenten auf der von Marian Barnes an der University of Brighton mitorganisierten internationalen Tagung zu treffen. Aus dieser Tagung resultierte das Buch Ethics of Care. Critical advances in international perspective (Barnes u. a. 2015). Anlass zu weiterem Austausch bot im Jahr 2013 eine Tagung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. Diese mündete in einer Sonderausgabe des Journals Ethics & Social Welfare (Barnes/Conradi/Vosman 2015).
Überdies fand an der Universität Oxford im Herbst 2014 eine Ringvorlesung mit dem Titel Care practices: towards a recasting of ethics statt, deren Vorträge im Internet abrufbar sind. In Oxford trugen mehrere Forschende aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden vor, die auch im vorliegenden Buch publizieren. Viele der zu diesem Band Beitragenden trafen sich ferner im November desselben Jahres in Stuttgart zu einem Fachforum mit nachfolgender Theoriewerkstatt. Hier gewann das Vorhaben, ein Buch mit europäischen Stimmen in deutscher Sprache zu publizieren, klarer an Kontur. So wurden insbesondere deutschsprachige care-ethische Begrifflichkeiten umrissen und in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Für die Entstehung dieses Bandes war das gemeinsame Nachdenken im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen in den vergangenen Jahren von zentraler Bedeutung. Sie boten Anlass, die Ethik der Achtsamkeit weiterzuentwickeln.
Unser Dank gilt der ehemaligen Stiftung Stichting Zorgethiek.nu und der jetzigen Stiftung Stichting Critical Ethics of Care (beide: Utrecht, Niederlande), deren finanzielle Mittel die Übersetzungen einer Reihe von Artikeln ermöglichte. Denn die Hälfte der Beiträge dieses Bandes wurde aus dem Englischen, Flämischen, Niederländischen und Französischen übersetzt, sei es durch die Autoren selbst (Guus Timmerman, Frans Vosman), durch professionelle Übersetzerinnen (Deborah Hunsmann, Gudrun Wolfrath), durch Literaturkenner und Schreibexpertinnen (Amata Schneider-Ludorff, Henry Hardt, Katalin Bolyhos, Anne Gessler) oder über Versorgung Forschende (Annekatrin Skeide).
Unser Dank gilt auch Lea Heidenreich und Lea Klasen für akkurat und kompetent durchgeführte lektorierende Tätigkeiten sowie Sibylle Hasse für Endkorrekturen. Wir danken ebenso Judith Wilke-Primavesi und Isabell Trommer vom Campus Verlag für ihr Vertrauen in unser Projekt und ihre Geduld gegenüber den auftretenden Schwierigkeiten.
Wir danken Klaus Grunwald für kollegialen Beistand. Ausdrücklich gedankt sei auch Hans-Peter Kunz für seine tatkräftige Unterstützung und seinen versierten Rat. Catrin Dingler, die als Autorin dieses Buch bereichert hat, danken wir für ihr gekonntes Redigieren und Lektorieren mancher Artikel. Ganz besonderer Dank gilt Anne Cress, die ebenfalls nicht nur selbst als Autorin eines Beitrages in diesem Buch vertreten ist, sondern durch ihre sorgfältige Lektüre mehrerer Vorfassungen vieler Artikel sowie ihre Kommentare und Vorschläge auch maßgeblich zum Gelingen des Buches beigetragen hat.

Juli 2016
Frans Vosman, Utrecht, und Elisabeth Conradi, Stuttgart

Einleitung - Schlüsselbegriffe der Care-Ethik

Frans Vosman und Elisabeth Conradi

Yes, we care! - Dieser Spruch bringt die aktuelle Stimmung vieler Menschen in Europa gut zum Ausdruck. Sie offenbaren, dass sie für andere sorgen, behutsam mit ihnen umgehen und engagiert Beziehungen pflegen. Der Ausspruch thematisiert alltägliche Interaktionen, die bisher nur selten Gegenstand der öffentlichen Debatte wurden. Wer diesen Satz sagt und damit die Stimme erhebt, macht helfende Tätigkeiten publik und setzt sie auf die Agenda.
Das Satzgefüge erinnert an den Slogan "yes, we can", den Barack Obama 2008 in seinem Wahlkampf verwendete, um zu betonen, dass Gerechtigkeit, Wohlstand und Frieden denkbar und möglich seien. Damit eröffnet sich eine weitere Bedeutungsdimension: Diejenigen, die yes, we care! sagen, widerstehen nicht nur einer möglichen Ignoranz gegenüber ihrem Tun, sondern bewerten darüber hinaus auch das eigene und das kollektive Handeln. Dabei ist weder von einer Verpflichtung, noch von einer zukünftig erst zu übernehmenden Aufgabe die Rede. Vielmehr wird der Vollzug pflegend-sorgender Interaktionen selbstbewusst gutgeheißen und die Identität der Tätigen e…


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