Die Rettung der Welt

Die Rettung der Welt

Einband:
Paperback
EAN:
9783593506166
Untertitel:
Entspannungspolitik im Kalten Krieg 1950-1991
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Wilfried Loth
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Anzahl Seiten:
375
Erscheinungsdatum:
30.09.2016
ISBN:
978-3-593-50616-6

Im Kalten Krieg standen sich sowjetkommunistische Parteidiktaturen und westliche Demokratien unversöhnlich gegenüber. Zugleich mussten die Verantwortlichen beider Seiten darauf bedacht sein, einen Krieg zu verhindern - denn er wäre mit Atomwaffen geführt worden und hätte mit der Vernichtung der Menschheit zu enden gedroht. Bemühungen zum Abbau der Konfrontation, zur Sicherung einer friedlichen Austragung des Systemgegensatzes und zur Stärkung der Kooperation zwischen Ost und West gab es daher seit Beginn des Ost-West- Konflikts, immer wieder unterbrochen von Spannungsschüben, von Abkapselung und Verhärtung. Auf der Grundlage neuer Quellen verdeutlicht Wilfried Loth, wie die Entspannungspolitik zur Überwindung des Kalten Kriegs und zum Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums führte. Er zeigt die Mechanismen auf, die den Abbau des Eisernen Vorhangs ermöglichten, und analysiert das Handeln der wesentlichen Akteure dieses weltgeschichtlichen Konflikts.

»In Zeiten, in denen intensiv darüber diskutiert wird, ob der Begriff Kalter Krieg das gegenwärtige Verhältnis zwischen dem Westen und Russland angemessen beschreibe, kommt dieses Buch gerade recht. [] Loth [erzählt] elegant und mit vielen anschaulichen und prägnanten Zitaten wichtiger Akteure.« Werner Bührer, Süddeutsche Zeitung, 05.12.2016 »Wilfried Loth [ist] einer der besten Kenner des Kalten Krieges« Gregor Schöllgen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2016 »Wilfried Loth [hat] ein relevantes, lesenswertes Buch zur Entspannungspolitik geschrieben. Es legt die postrevisionistische Interpretation des Kalten Krieges, nach der dieser Epochenkonflikt vor allem von Fehlperzeptionen angetrieben worden sei, nochmals prägnant dar.« Arvid Schors, H-Soz-Kult, 17.01.2017 »Insgesamt eine dichte, fundierte und interessante Darstellung, die sehr empfohlen werden kann.« Rolf Badstübner, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 24.04.2017 »Loths Buch ist eine gelungene Zusammenfassung der Geschichte der Entspannungspolitik im 20. Jahrhundert, die sowohl interessante Fakten aus den Beziehungen zwischen Ost und West neu aufbereitet als auch den Kalten Krieg in eine weltpolitische Dimension stellt.« Detlef Nakath, Neues Deutschland, 19.10.2016 »Ein aufschlussreiches, spannendes Buch.« Johannes Loy, Westfälische Nachrichten, 11.05.2017

Autorentext
Wilfried Loth ist emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Duisburg-Essen.

Leseprobe
Prolog: Helsinki, 1. August 1975
Die Zeremonie dauerte 17 Minuten. Am 1. August 1975, nachmittags kurz nach 17 Uhr Ortszeit, unterzeichneten 35 Staats- und Regierungschefs aus Europa, den USA und Kanada in der Finlandia-Halle im Zentrum von Helsinki die Schlussakte der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa", in einer Kurzformel KSZE genannt. Da das Protokoll die Delegationsleiter in alphabetischer Reihenfolge nach der französischen Bezeichnung der Teilnehmerländer platziert hatte, an einem langen, leicht gerundeten Tisch gegenüber dem Auditorium, leisteten die Repräsentanten der beiden deutschen Staaten ("Allemagne") als erste ihre Unterschrift, zunächst Bundeskanzler Helmut Schmidt und dann der Erste Sekretär der SED, Erich Honecker. Weiter ging es mit US-Präsident Gerald Ford ("Amérique") und dem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky ("Autriche"). Während ein Regierungschef nach dem anderen das in grünes Leder gebundene, 100 Seiten umfassende Dokument unterschrieb, jeder auf einer neuen Seite, herrschte im Saal gespannte Stille, unterlegt vom Blitzlichtgewitter der Fotografen. Nachdem als letzter der jugoslawische Präsident Josip Broz Tito ("Yougoslavie") seinen Namen unter das Dokument gesetzt hatte, erklärte der gastgebende finnische Staatspräsident Urho Kekkonen den Unterzeichnungsakt für beendet. Die Delegierten erhoben sich von ihren Sitzen, lang anhaltender Beifall setzte ein, dann schloss Kekkonen die Konferenz mit einem Appell an die Teilnehmerstaaten, die in der Schlussakte festgehaltenen Absichtserklärungen auch in die Tat umzusetzen.
Damit fand ein Unternehmen seinen vorläufigen Abschluss, auf das die Sowjetunion lange Jahre vergeblich hingearbeitet hatte. Im Januar 1954 hatte der damalige sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow zum ersten Mal eine Europäische Sicherheitskonferenz vorgeschlagen, die eine Lösung der Streitfragen europäischer Sicherheit auf der Grundlage des Status quo der Nachkriegsordnung bringen sollte. 1965 hatte der Warschauer Pakt dazu aufgefordert, in einer gemeinsamen Konferenz "Maßnahmen zu erörtern, die die kollektive Sicherheit in Europa gewährleisten".1 1966 hatte er seinen Vorschlag mit Anregungen zum Rückzug der Militärbündnisse sowie zur wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Zusammenarbeit verbunden. 1969, im "Budapester Appell" des Politisch-Beratenden Ausschusses der Warschauer Pakt-Staaten, war betont worden, dass diese Zusammenarbeit der europäischen Staaten "unabhängig von ihrer Gesellschaftsordnung" und "auf der Grundlage der Gleichberechtigung, der Achtung der Unabhängigkeit und der Souveränität der Staaten"2 erfolgen solle.
Der Westen hatte sich zu einer solchen Konferenz aber erst bereitgefunden, nachdem die Bundesrepublik Deutschland in den Verträgen von Moskau und Warschau 1970 den Verzicht auf Gewaltanwendung und die Anerkennung der Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen in Europa mit der Sowjetunion und der Volksrepublik Polen bilateral geregelt hatte und 1971 auch eine Berlin-Regelung gefunden worden war, die den Status quo der westlichen Enklave inmitten der DDR sicherte. Außerdem hatten die Westmächte durchgesetzt, dass über einen zentralen Aspekt der europäischen Sicherheit separat verhandelt wurde: die Reduzierung der Truppenbestände in Mitteleuropa, über die die betroffenen Staaten der NATO und des Warschauer Pakts seit 1973 auf der Konferenz über "Mutual Balanced Force Reduction" (MBFR) in Wien verhandelten.
Als die Tagesordnung der KSZE im Winter 1972/73 festgelegt wurde, hatten die Westmächte darüber hinaus erreicht, dass nicht nur Fragen der Sicherheit und der Zusammenarbeit im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Bereich behandelt wurden, sondern auch Fragen der Freizügigkeit, der Erleichterung der Kontaktmöglichkeiten zwischen Ost und West, humanitäre Probleme und eine Verbesserung des Informationsflusses. In dem Schlussdokument, das den Staats- und Regierungschefs im Sommer 1975 zur Unterzeichnung vorlag,3 wurden die hier zu treffenden Maßnahmen dann ziemlich konkret beschrieben: "wohlwollende Prüfung" von Anträgen auf Verwandtenbesuche und Familienzusammenführung, allgemeine Erleichterung von Reisen und Gruppenbegegnungen, verbesserter Austausch von Printmedien, Rundfunk-, Fernseh- und Filmproduktionen, bessere Arbeitsbedingungen für ausländische Journalisten, breiter Austausch in allen Bereichen der Kultur.
Für die kommunistischen Regime war die Zustimmung zu diesen Grundsätzen äußerst heikel. Sie konnte nur erreicht werden, weil der sowjetische Parteichef Leonid Breschnew unbedingt einen positiven Abschluss der Konferenz zustande bringen wollte - ein Dokument, mit dem er den Westen auf das Prinzip der Entspannung und der wirtschaftlichen Kooperation verpflichtete und das er auch zu Hause als Erfolg präsentieren konnte, möglichst noch vor dem 22. Parteitag der KPdSU, der für den Februar 1976 vorgesehen war. Die sowjetische Seite akzeptierte daher auch, dass in den einleitenden zehn Grundsätzen zur Regelung der Beziehungen zwischen den Teilnehmerstaaten ausdrücklich die "Enthaltung von der Androhung oder Anwendung von Gewalt" untereinander genannt wurde - eine Barriere gegen jede militärische Intervention nach Art der Niederschlagung des "Prager Frühlings" im August 1968, auf deren Errichtung insbesondere Rumänien gedrängt hatte. Ebenso nahm sie nach langem Widerstreben schließlich hin, dass ein Recht auf Veränderung der Grenzen "durch friedliche…


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