Terror vor Europas Toren

Terror vor Europas Toren

Einband:
Paperback
EAN:
9783593502908
Untertitel:
Der Islamische Staat, Iraks Zerfall und Amerikas Ohnmacht
Genre:
Sachbücher Politik
Autor:
Wilfried Buchta
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Anzahl Seiten:
413
Erscheinungsdatum:
30.04.2015
ISBN:
978-3-593-50290-8

Unter der schwarzen Fahne des Propheten

Der Vormarsch der Milizen des selbsternannten Islamischen Staats gehört derzeit zu den beherrschenden Nachrichtenthemen. In ihm zeigt sich eine neue Qualität des Terrors, der mit dem Export des Heiligen Kriegs, des Dschihad, auch nach Europa überzuschwappen droht. Doch wie konnte es zu dieser bedrohlichen Entwicklung kommen? Wilfried Buchta, ein ausgewiesener Kenner der Region, zeichnet die fatalen Ereignisse im Nahen Osten nach. Er beleuchtet dabei die Rolle der wichtigsten Akteure und Machtfaktoren und erklärt, welche Handlungsoptionen dem Westen heute noch bleiben.

"Buchta ist ein ausgezeichnetes Buch über den Irak gelungen. Dies ist ein neues kenntnisreiches Standardwerk für Leser, die sich tiefergehend mit dem Zerfall des Staates beschäftigen wollen." Jan Kuhlmann, Deutschlandradio Kultur, Lesart, 30.05.2015 »Ein nüchterner und sachlicher Ton durchzieht das Buch, das rein formal schon durch großen Informationsreichtum und klare Strukturierung auffällt.« Armin Pfahl-Traughber, Interventionen, 01.08.2015 "Wer sich über die dem Zeitungsleser meist nicht mehr durchschaubaren Vorgänge gründlich informieren will, ist mit dieser wichtigen Neuerscheinung gut beraten." Hans Niedermayer, Medienprofile, 08.06.2015 »Ein überragendes Buch, das nur wärmstens empfohlen werden kann.« Ludwig Watzal, International "eine hervorragende Analyse der Kalifat-Grundlagen" Martina Doering, Berliner Zeitung, 21.05.2015 "»Terror vor den Toren Europas« ist eine echte Entdeckung, ein Buch, an dem sich andere Werke über die Region messen lassen müssen." Moritz Behrendt, zenith online, 12.06.2015 »Wilfried Buchta gehört zu den besten Kennern der jüngsten Entwicklungen im Iran und im Irak. Ein herausragendes Buch.«, Das Parlament, 28.09.2015 "Buchta ist ein faszinierendes Buch gelungen, das tiefe Einblicke in die Umbrüche des Nahen Ostens bietet.", Internationale Politik und Gesellschaft, 18.08.2015 »Buchta ist mit seinem Werk ein schwieriges Unterfangen erfolgreich gelungen. Er hat es geschafft, die komplexe Situation des zerfallenden Irak aus innen- und außenpolitischer Perspektive zu entwirren. Für Leser, die sich mir dem Nahen Osten beschäftigen, ist dieses Buch daher sehr empfehlenswert.« Dinah Elisa Khwais, POLITISCHE STUDIEN, 30.09.2015 "Fast alle bekannten Nah-Ost-Kenner haben in den letzten Wochen ein Buch über das Terrorphänomen Islamischer Staat (IS) veröffentlicht. (...) Das umfangreichste und hintergründigste Buch hat zweifellos Wilfried Buchta geschrieben." Jörg Armbruster, vorwärts, 06.05.2015

Autorentext
Wilfried Buchta ist promovierter Islamwissenschaftler. 2005 bis 2011 arbeitete er als politischer Analytiker für die UN-Mission im Irak. Als Zeitzeuge hat der Kenner der Region und ihrer Geschichte die politischen Ereignisse, die zum Erstarken der Terrormiliz Islamischer Staat geführt haben, täglich hautnah miterlebt.

Leseprobe
Eins
Wie Phönix aus der Asche:
Die Rückkehr des "Islamischen Staates"
Der Angriff auf Mossul im Juni 2014
Der 9. Juni 2014 markiert einen Wendepunkt in der langen Geschichte blutiger Auseinandersetzungen im Nahen Osten. An diesem Tag - einem Donnerstag, an dem sich die Muslime überall auf der Welt auf den religiösen Ruhetag der Woche vorbereiteten - begann die dschihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) unter ihrem Anführer Abu Bakr al-Baghdadi einen gut vorbereiteten Angriff auf die irakischen Regierungstruppen in und um Mossul. Für die von Schiiten dominierte Regierung in Bagdad kam die von 1.500 ISIS-Kämpfern ausgeführte Blitzoffensive gegen Mossul, die Hauptstadt der fast rein sunnitischen Provinz Ninawa, wie aus heiterem Himmel. Die militärische Gesamtstärke des ISIS hat man für Juni 2014 auf 6.000 Mann geschätzt - eine verschwindend kleine Zahl, zumal wenn man sie mit Bagdads Streitkräften vergleicht. Diese wiesen damals - zumindest auf dem Papier - eine Mannschaftsstärke von 350.000 Mann auf, von denen 50.000 Soldaten in Mossul stationiert waren. Dass der "David" des ISIS ungeachtet des Überraschungsmoments etwas gegen den "Goliath" aus Bagdad würde ausrichten können, wäre keinem Beobachter in den Sinn gekommen.
Al-Baghdadis Vorgänger, der Jordanier Abu Musab al-Zarqawi, hatte die Organisation 1999 unter dem Namen "Gotteseinheit und Heiliger Krieg" (al-tauhid wa al-jihad) gegründet, bevor er in den Kampf gegen die US-Besatzungsmacht zog, die das Land an Euphrat und Tigris nach dem Irakkrieg von 2003 beherrschte. Nachdem Zarqawi gegenüber dem Führer von Al-Qaida, Usama Bin Ladin, einen Treueschwur (baia) abgelegt hatte, entschloss er sich im Oktober 2004, seine Organisation in "Al-Qaida im Irak" (AQI) umzubenennen. Mit der zumindest nominellen Anbindung an die legendäre Al-Qaida von Bin Ladin verfolgte Zarqawi ein ganz bestimmtes Ziel: Er wollte sein Renommee unter anderen dschihadistischen Gruppen im Irak heben und ihnen Sympathisanten und Kämpfer abspenstig machen. Sein Kalkül ging auf, machte ihn jedoch zu einem Hauptgegner der US-Truppen im Irak: Im Juni 2006 gelang es US-Spezialeinheiten, Zarqawi zu töten. Sein erster Nachfolger, Abu Omar al-Baghdadi (2006-2010), setzte jedoch den Kampf fort und benannte die Organisation in "Islamischer Staat im Irak" (ISI) um. Seit 2008 militärisch erheblich geschwächt, verlor ISI stark an Einfluss im Irak. Nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im April 2011, in dem es neuen Bedarf an Kämpfern für den Heiligen Krieg, den Dschihad, gab, verlagerte ISI deshalb einen Großteil seiner Aktivitäten nach Syrien. Zu dieser Zeit benannte Abu Bakr al-Baghdadi die Organisation, dem erweiterten Wirkungsgebiet entsprechend, in "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) um. Mit der Blitzoffensive gegen Mossul stieg ISIS wie Phönix aus der Asche und kehrte machtvoller und effektiver als je zuvor wieder in sein Stammland zurück.
Bei seiner Offensive stützte sich ISIS nicht nur auf Geheimberichte lokaler Informanten, sondern auch auf die massive Hilfe mehrerer hunderttausend lokaler Sympathisanten und Unterstützer. Wie war das möglich? Mossul, mit knapp zwei Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Irak, war seit den 1960er Jahren eine Hochburg der Anhänger des Regimes von Saddam Hussein. Und sie blieb es bis heute. Ein großer Teil der Führungskader der Saddam ergebenen Baath-Partei sowie der Militärkräfte und Nachrichtendienste stammte aus Mossul und seinem Umland. Nach dem Irakkrieg und dem Fall Saddam Husseins im April 2003 tauchten Tausende von Baath-Kadern in den Untergrund ab, sehr viele von ihnen in Mossul. Unter ihnen waren auch Saddam Husseins Söhne Qusay und Uday. Aufgespürt von US-Spezialeinheiten, lieferten sie sich in Mossul im Juli 2003 mit ihren amerikanischen Verfolgern ein letztes tödliches Gefecht.
Von 2006 bis 2008 tobte im Irak ein konfessioneller Bürgerkrieg zwischen bewaffneten Milizen der Schiiten und Sunniten, den beide Seiten mit großer Grausamkeit führten. Sein Hauptschlachtfeld war die sechs Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Bagdad. In diesem urbanen Häusermeer, das nach Fläche und Einwohnerzahl fast doppelt so groß ist wie Berlin, kam es während jener zwei Jahre zu blutigen religiösen Säuberungen ganzer Stadtviertel. Am Ende der Kämpfe hatten die Schiiten Bagdads ihre Wohngebiete und ihren Einfluss auf Kosten der unterlegenen Sunniten erheblich ausgedehnt - mit der Folge, dass schätzungsweise mehr als eine Million Sunniten, freiwillig oder gezwungenermaßen, Bagdad verließen. Mehrere hunderttausend verbitterte und verarmte Sunniten fanden in Mossul eine neue Heimat oder wurden dort im Einklang mit uralten Traditionen tribaler Solidarität von Stammesverwandten aufgenommen. Ihr Zuzug vergiftete noch vollends die bereits vorhandene Atmosphäre in Mossul und den anderen sunnitischen Provinzen im Nordirak - dort herrschte eine Stimmung, die von tiefem Misstrauen, Ablehnung und Hass gegenüber der sch…


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