Verflochtene Staatlichkeit

Verflochtene Staatlichkeit

Einband:
Paperback
EAN:
9783593501802
Untertitel:
Globalisierung als Governance-Geschichte
Genre:
Politische Ideengeschichte & Theorien
Autor:
Gunnar Folke Schuppert
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
411
Erscheinungsdatum:
31.08.2014
ISBN:
978-3-593-50180-2

Staatlichkeit im Wandel

Die Geschichte der Globalisierung beschäftigt sich besonders mit der weltweiten Intensivierung von Wirtschaftsbeziehungen und der Vernetzung der Finanzmärkte. Dieses Buch lässt die Globalisierung viel früher beginnen: mit der Ausbreitung des Christentums und des Islam in Antike und Mittelalter sowie mit dem Aufbruch der europäischen Handelsnationen nach Ostasien und der weltweiten »mission civilisatrice et religieuse« in der frühen Neuzeit. So kommen im Zusammenspiel von Staat, Kommerz und Religion neue Akteure der Globalisierung in den Blick, etwa die »Staatlichkeitsunternehmer« des frühen Kolonialismus und die katholischen Missionsgesellschaften. Aus Sicht der Governance-Forschung entsteht so ein vielfältiges, bisher noch nicht präsentiertes Bild der Globalisierung.

Autorentext
Gunnar Folke Schuppert lehrte als Professor Staats- und Verwaltungswissenschaft an den Universitäten Hamburg, Augsburg und Berlin (HU). 2003 bis 2011 war er Inhaber der Forschungsprofessur für »Neue Formen von Governance« am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Klappentext
Die Geschichte der Globalisierung beschäftigt sich besonders mit der weltweiten Intensivierung von Wirtschaftsbeziehungen und der Vernetzung der Finanzmärkte. Dieses Buch lässt die Globalisierung viel früher beginnen: mit der Ausbreitung des Christentums und des Islam in Antike und Mittelalter sowie mit dem Aufbruch der europäischen Handelsnationen nach Ostasien und der weltweiten »mission civilisatrice et religieuse« in der frühen Neuzeit. So kommen - im Zusammenspiel von Staat, Kommerz und Religion - neue Akteure der Globalisierung in den Blick, etwa die »Staatlichkeitsunternehmer« des frühen Kolonialismus und die katholischen Missionsgesellschaften. Aus Sicht der Governance-Forschung entsteht so ein vielfältiges, bisher noch nicht präsentiertes Bild der Globalisierung.

Leseprobe
Danksagung Für vielfältige Hilfe beim Entstehen des Buches habe ich mehrfach zu danken. Meine studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Lisa Brahms, Max Breitling, Jenny Dorn, Max Ellner, Aline Hirseland und Sonja Kaufmann haben mit großem Engagement die zum Teil mühsamen Arbeiten der Literaturbeschaffung und des Korrekturlesens bewältigt; Anna Schulze hat mich darüber hinaus bei der Durchsicht und Straffung des Textes mit sicherem Gespür für seine Schwächen beraten. Cornelia Vetter hat wie immer meine Bleistift-Vorlage in einen verlagstauglichen Text verwandelt. Ihnen allen danke ich von Herzen. Ein herzlicher Dank gebührt auch Stephan Leibfried als Sprecher des Sonderforschungsbereiches "Staatlichkeit im Wandel", der Teile des Bu-ches hilfreich-kritisch kommentiert hat und insbesondere Dieter Wolf als für die Sfb-Schriftenreihe Verantwortlichem: Seine Anregungen haben mir sehr geholfen. Stephan Leibfried danke ich zudem für die Unterstützung bei der Auswahl und dem Finden des Umschlagbildes. Es handelt sich um das Frontispiz einer frühen Neuauflage des Traktats Mare Liberum von Hugo Grotius (1583-1645) - zuerst 1609 anonym und ohne Frontispiz veröffentlicht. Diese Dissertation war ein ausgekoppeltes Kapitel aus dem Gutachten, das Grotius 1604/05 über das Prisenrecht (De jure praedae) für die Ostindische-Kompanie erstattet hatte. Eine Ausgabe mit Bild finden wir 1633. Die teilweise durch den jetzigen Buchtitel verdeckte Inschrift auf den Segeln lautete nun: Hugo Grotius, (De) Mari Libero. Et P. Merula de Maribus, Lugd. Batavorum: Ex officina Elzeviriana, anno 1633. Gutachten und Buch zielten gegen die monopolistischen Handelsan-sprüche der Portugiesen in Ostasien. Der Untertitel der Dissertation lau-tete entsprechend Sive De jure, quod Batavis competit ad Indicana commercia. Abgebildet findet sich ein mit sieben Kanonen back- und steuerbords be-wehrtes Handelsschiff in Fahrt und mit Personal an Bord. Allerdings wur-den damals Handelsschiffe im Bedarfsfalle auch als Kriegsschiffe einge-setzt und manchen von ihnen kam dann funktionell die symbolische Be-deutung eines National- und Staatsschiffs zu, so in den Niederlanden dem Schiff Die Sieben Provinzen nach der Schlacht im Medway 1667 angeführt von Michiel de Ruyter. Bei dem Dreimaster - mit unsichtbarem Hecksegel, vorn mit abenteuerlichem Bugspriet mit gerefftem Vorsegel versehen und darüber unter einem dort undenkbaren Mastkorb eine Art "Ober-Reff" - dürfte es sich um ein Phantasieschiff handeln. Diese Streit-schrift für die Offenheit, die Internationalität der Meere findet 1635 ihren Widerpart im Mare Clausum des Engländers John Selden (1584-1654). Ihm zu Folge konnte See wie Land von den Nationen angeeignet werden. Das spiegelte den Interessengegensatz des Inselreiches England mit der aufstrebenden, über die Nordsee angrenzenden Händler- und Küstennation der Niederlande wieder. Der Zeichner des Frontispiz ist unbekannt (eventuell Cornelis Claeszoon). Das Bild steht für eine frühe Epoche im Streit um die Verfassung der Globalisierung, also der Wirt-schafts- und Politikbeziehungen im 17. Jahrhundert, und um die hegemo-nische Stellung mancher Nationen in dieser Ordnung. Es wurde mir - vermittelt über den Bremer Sonderforschungsbereich - von der Rare Books Division der Lilian Goldman Law Library der Yale University zur Verfügung gestellt, wofür ich zu danken habe. Gewidmet ist das Buch Michael Zürn, von dem ich viel über Govern-ance und Globalisierung gelernt habe. Geschrieben wurde es - wie sollte es anders sein - im trentinischen Pranzo. Gunnar Folke Schuppert Pranzo/Trentino im Frühjahr 2014 Einleitung: Der Staat als Chamäleon Beim Nachsinnen über den Staat an die Reptilienart des Chamäleons zu denken, ist aus mehreren Gründen naheliegend: einmal natürlich wegen der Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit des Chamäleons, das zur Tar-nung die Strategie der Mimese einsetzt, worunter man nach dem zu Rate gezogenen Fremdwörterlexikon (Wahrig 2002) die "äußere (schützende) Ähnlichkeit von Tieren in Gestalt oder Farbe mit leblosen Gegenständen der Umgebung" zu verstehen hat. Sprichwörtlich ist das Chamäleon daher zum Inbegriff von Personen geworden, die es verstehen, sich jeder Umgebung anzupassen. Dieses Anpassungskunststück ist bisher offenbar auch dem Staat gelungen, hat er sich doch durch die Jahrhunderte hindurch stets neuen Bedingungen und Zielen erstaunlich erfolgreich angepasst und ist er - wie gerade jetzt zu beobachten ist - von ungebrochener Aktivität. Dennoch - und dies ist die zweite Gemeinsamkeit mit dem Chamäleon - scheint es sich beim Staat um eine Organisationsform politischer Herrschaft zu handeln, die - glaubt man den vielen staatverabschiedenden Buchtiteln - vom Absterben bedroht ist. Zum Chamäleon lesen wir mit Interesse, dass - wie im entsprechenden Artikel des Internetlexikons Wikipedia zu lesen ist - nahezu alle 160 Chamäleonarten in ihrem natürlichen Lebensraum gefährdet sind, "weshalb sie unter das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen fallen und ihre Haltung somit meldepflichtig ist". Mit diesem Buch vertreten wir einen anderen Ansatz: Für uns sind Wandel und Rollenwechsel des Staates der historische Normalfall. Unser Anliegen ist es, diese Wandlungsfähigkeit des Staates zu untersuchen, die in seiner Fähigkeit zum Ausdruck kommt, verschiedene Rollen wahrzunehmen und verschiedene Gewänder zu tragen, je nachdem, wie es die Umwelt verlangt, der es sich anzupassen gilt. Dabei wollen wir nicht über den Wandel von Staatlichkeit "an sich" schreiben und auch kein Kolossalgemälde abliefern, das Aufstieg und Fall des Staates in 17 Farbtafeln beschreibt; was wir tun wollen, ist dem anpassungsfähigen Staat bei seinem chamäleonhaften Treiben zuzusehen und zu beobachten, welche Rollen er in bestimmten Kontexten einnimmt. Aus einer solchen Beobachtungsperspektive muss sich ein statisches Staatsbild als unzulänglich erweisen. Es kann also nicht darum gehen - …


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