Die Große Depression

Die Große Depression

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593501628
Untertitel:
Die Weltwirtschaftskrise 1929-1939
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Jan-Otmar Hesse, Roman Köster, Werner Plumpe
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Anzahl Seiten:
242
Erscheinungsdatum:
02.10.2014
ISBN:
978-3-593-50162-8

War die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre vermeidbar? Haben Politiker wie Heinrich Brüning in Deutschland oder Herbert Hoover in den USA durch ihr Handeln die Krise verschärft und damit Millionen von Menschen in Armut gestürzt? Oder haben sie schlimmer noch den Aufstieg extremistischer Regierungen befördert? Können wir aus der Weltwirtschaftskrise lernen und durch »richtiges« Handeln in der Finanzkrise von heute einen vergleichbaren Absturz verhindern?
Ökonomische Krisen so eine der Thesen der drei Autoren kehren zwar einerseits immer wieder, sind andererseits aber schwer kalkulierbar, da jede ihre eigene spezifische Prägung hat. Ihre Ursachen, Mechanismen und Folgen lassen sich aber beschreiben und daraus kann man Schlüsse ziehen. In diesem Buch wird am Beispiel der Weltwirtschaftskrise, die auf den Zusammenbruch der New Yorker Börse von 1929 folgte, deutlich: Aus einer Abfolge volkswirtschaftlicher Einzelkrisen entstand in einer international verflochtenen Wirtschaft ein ökonomischer Flächenbrand, der trotz oder wegen der Bemühungen der Politik rasch in die entlegensten Winkel der Welt ausstrahlte und die herkömmliche Ordnung zerstörte.

»Insgesamt legen die Autoren eine sehr solide, einführende Monografie vor. In der umfangreichen Literaturliste [] ist der deutsche und englischsprachige Forschungshorizont facettenreich abgebildet. Im Fließtext und im Anhang wird das Werk durch zahlreiche Tabellen und etliche erhellende Diagramme abgerundet.« Markus Rasiller, Praxis Geschichte, 15.01.2017 "Das Buch kommt in schnörkelloser Sprache daher, enthält eine Fülle von Fakten, liefert damit Argumentationshilfen auch für die Gegenwart, aber warnt vor dem Glauben, aus der Geschichte eine richtige Politik entwickeln zu können." Michael Braun, Deutschlandfunk, 26.01.2015 "Ein Buch für alle, die Wirtschaft verstehen, im aktuellen Diskurs mitreden und neue Fehler vermeiden wollen.", Börse Online, 04.12.2014

Autorentext
Werner Plumpe ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität in Frankfurt am Main. Von 2008 bis 2012 war er Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands.

Leseprobe
Vorwort Die Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit war, daran besteht kein Zweifel, wegen ihres Ausmaßes und ihrer Folgen das gravierendste Ereignis der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Sie hat nicht nur unser Verständnis der modernen Wirtschaftsentwicklung geprägt und dabei eine tiefe Skepsis hinterlassen, dass solche tiefen globalen Wirtschaftskrisen jederzeit wiederkehren können. Auch die Erwartungen an die wirtschaftliche Rolle des Staates haben sich fundamental gewandelt. Der liberale Optimismus des 19. Jahrhunderts jedenfalls ist seither geschwunden. Im Gegenteil: Heute verlangen die Bürger vom staatlichen Handeln Schutz, sei es durch kluge vorbeugende Maßnahmen oder durch umfassende Hilfen angesichts der sozialen Folgen von Wirtschaftskrisen. So richtete man während der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise rasch umfassende Erwartungen an die Adresse des Staates - und das nicht etwa nur aus dem Lager der Anhänger sozialpolitischer Maßnahmen, sondern auch von Seiten der Unternehmer. Die Forderungen wurden auch damit begründet, dass der Staat ein Desaster wie die Entwicklung nach 1929 um fast jeden Preis verhindern müsse. Schließlich war die Erfahrung der Weltwirtschaftskrise auch deshalb so einschneidend, weil sie in der Tat ein weltweites Phänomen war und nicht ohne weiteres auf regionale Besonderheiten oder nationale Fehlentwicklungen zurückgeführt werden konnte. Gerade ihre Globalität begründete ihre Wirkung und bestimmt unser Denken seither. Umso erstaunlicher ist es, dass - trotz einer nicht mehr zu überschauenden Fülle an Forschungsbeiträgen - Darstellungen, die den ökonomischen und wirtschaftshistorischen Forschungsstand zusammenfassen und eine entsprechende Erläuterung der Ursachen, des Verlaufes und der Folgen der Krise geben, zumindest im deutschen Sprachraum selten geblieben sind. Dies mag mit Paul A. Samuelsons fast resignierender Beobachtung zu tun haben, nach der die Weltwirtschaftskrise sich vor allem einer unglücklichen Verkettung verschiedener Faktoren verdankt, die eine einfache Darstellung erschweren; allein die Zusammenfassung der bisherigen Literatur zu den Krisenursachen steht vor dem Problem, in einem nicht leicht zu entwirrenden Dickicht konkurrierender Interpretationen den roten Faden zu entdecken. Andererseits aber ist die Bedeutung der Krise zu groß, um nicht zumindest den nachfolgenden Versuch zu wagen. Mit dem vorliegenden Buch beabsichtigen wir keine Enzyklopädie der Großen Depression zu schreiben. Wir legen vielmehr eine typisierende Darstellung einer Krise sowohl in ihrer Regelhaftigkeit als auch in ihren jeweiligen nationalen Besonderheiten vor. Daher betrachten wir vor allem jene Staaten und Regionen genauer, die sich im Fokus der Krise befanden, während Länder, die von der Krise kaum oder gar nicht betroffen waren (wie etwa Japan), eher am Rande bleiben. Auch lässt die historische Wirtschaftsstatistik ein zugleich umfassendes und detailliertes quantitatives Bild des Krisenverlaufes bisher nicht zu, und es war außerhalb unserer Möglichkeiten, hier durch eigene Arbeit Abhilfe zu schaffen. Aber die vorliegenden statistischen Befunde sind bei allen Vorbehalten auch nicht so schlecht, dass sie nicht für die Argumentation hätten herangezogen werden können. Der Aufbau der Studie ist entsprechend unserer typisierenden Argumentation angelegt. Wir beginnen mit einer allgemeinen Übersicht über die Krise und diskutieren danach deren Überraschungswert für die Zeitgenossen, deren Erwartung an die konjunkturelle Entwicklung noch weitgehend durch die ökonomischen Vorstellungen des liberalen 19. Jahrhunderts und die sich von dort herleitenden politischen Vorstellungen geprägt war. Die Krise war - und das ist uns sehr wichtig - eben nicht nur ein tiefer Einschnitt in der wirtschaftlichen Leistung; sie traf die wesentlichen Akteure der Zeit auch unvorbereitet, auf dem falschen Fuß, und machte sie teilweise hilflos. An diese Eröffnung schließt sich ein Kapitel zu den strukturellen Belastungen der Weltwirtschaft der Zwischenkriegszeit an, in dem einerseits die Folgen des Krieges, andererseits die Folgen jener Maßnahmen betrachtet werden, die ergriffen wurden, um die Nachkriegswirtschaft zu stabilisieren. Dabei ragt der Goldstandard als internationale Währungsordnung in jeder Hinsicht heraus. Rekonstruiert, um an die Vorkriegsprosperität anknüpfen zu können, wurde er zu einer Art tragischem Band der Weltwirtschaft, über das sich die Krise global ausbreiten konnte. Diesen Überlegungen folgt dann die Betrachtung der Krise in einzelnen Ländern nach der Reihenfolge, in der sich die Länder von den "goldenen Fesseln" (Barry Eichengreen) befreit haben, beginnend mit Deutschland, Großbritannien bzw. dem britischen Empire und fortsetzend mit den USA und Frankreich. Zwei Schlaglichter auf Länder, die dem Goldstandard nicht unterworfen waren, China und schließlich die Sowjetunion, beschließen dieses Kapitel. Das ist, wie gesagt, kein vollständiges Panorama der Weltwirtschaftskrise - so bleibt nicht nur Japan am Rande, sondern auch Lateinamerika. Diese Auswahl ermöglicht aber doch einen klaren Blick auf die maßgeblichen regionalen Krisenverläufe, durch die wiederum die Darstellung der Krise als Weltwirtschaftskrise Kontur gewinnt. Dieser Krisengeschichte folgt dann eine pointierende Diskussion der Krisenursachen, namentlich auch eine Rekonstruktion der bis heute geführten Auseinandersetzungen um das Wesen der Krise und der mit einer jeweiligen Diagnose verbundenen Erwartungen an das wirtschaftspolitische Handeln des Staates. Seit der Weltwirtschaftskrise war Krisendiagnostik in der großen Mehrzahl der Fälle immer beides: Ursachenanalyse und Therapievorschlag, zum Teil untrennbar ineinander verschmolzen. Das zeigt noch die gegenwärtige Krisendebatte, die sich auf die Weltw…


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