Kein Platz an der Sonne

Kein Platz an der Sonne

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783593398112
Untertitel:
Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte
Genre:
Allgemeine Geschichtsbücher
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 09.2013
Anzahl Seiten:
524
Erscheinungsdatum:
05.09.2013
ISBN:
978-3-593-39811-2

Von Windhuk nach Tsingtau

Namibia gehört heute zu den beliebtesten Fernreisezielen der Deutschen vielleicht auch deshalb, weil es einst als »Deutsch-Südwestafrika« Kolonie war. Die Erfahrung von Tourismus und Globalisierung rückte in den vergangenen Jahren den europäischen Kolonialismus, der auch die deutsche Geschichte weit stärker als gemeinhin angenommen prägte, ins allgemeine Bewusstsein. Dieser Band legt eine Bilanz der Spurensuche nach Erinnerungsorten der oft unrühmlichen deutschen Kolonialgeschichte vor. In 30 Einzelbeiträgen präsentiert es Personen, Institutionen, Ereignisse und Vorstellungswelten: Albert Schweitzers Hospital Lambaréné, Hagenbecks Tierpark und die »Hunnenrede« Kaiser Wilhelms II. zählen hierzu ebenso wie der Berg Kilimandscharo, den der Deutsche Hans Meyer als erster Europäer bestieg, Bernhard Grzimeks Film »Serengeti darf nicht sterben« oder der »Sarotti-Mohr«. Ein unentbehrliches Buch für alle, die am deutschen Kolonialismus und am deutschen kollektiven Gedächtnis interessiert sind!

»Das Buch bietet einen neuen Blick auf den Kolonialismus in der deutschen Geschichte, vermittelt viele Informationen auf engstem Raum und regt mit seinen Bezugen zur Gegenwart den Leser zum Nachdenken an. Trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs sind die meisten Beiträge verständlich geschrieben, teilweise bieten sie sogar eine kurzweilige Lektüre.« Thomas Morlang, H-Soz-u-Kult, 01.02.2014 »Ein lesenswerter Band« Damals, 01.04.2014 »Eine hervorragende Zusammenstellung, die äußerst lesenswert ist und eine Lücke in der bisherigen Forschung zur Gedächtnisgeschichte Deutschlands schließt.« Sehepunkte, 01.04.2014 »Man (erfährt) in diesem Lesebuch ... viel über das facettenreiche und komplexe Verhältnis der Deutschen zu ihrer kolonialen Vergangenheit.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2013 »Wichtige Spurensuche« Südlink 167 »Der dringend notwendige Sammelband zeigt, wie koloniale Bilder und Ideen nach dem Ende der Schutzgebiete weiterlebten.« Matthias Dell, Deutschlandradio Kultur, 09.01.2014 »Das Buch zeigt überzeugend, wie Geschichte und historische Erzählungen Zugehörigkeit erzeugen oder verwehren.«, Migration & Bevölkerung, 04.09.2014 »Eine hervorragende Zusammenstellung, die äußerst lesenswert ist und eine Lücke in der bisherigen Forschung zur Gedächtnisgeschichte Deutschland schließt.« Afrika Süd, 01.11.2013

Vorwort
Von Windhuk nach Tsingtau

Autorentext
Jürgen Zimmerer ist Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg. Er ist Verfasser und Herausgeber zahlreicher Bücher und Aufsätze zur deutschen Kolonialgeschichte, zum Holocaust und zur Genozidforschung.

Klappentext
Namibia gehört heute zu den beliebtesten Fernreisezielen der Deutschen - vielleicht auch deshalb, weil es einst als »Deutsch-Südwestafrika« Kolonie war. Die Erfahrung von Tourismus und Globalisierung rückte in den vergangenen Jahren den europäischen Kolonialismus, der auch die deutsche Geschichte weit stärker als gemeinhin angenommen prägte, ins allgemeine Bewusstsein. Dieser Band legt eine Bilanz der Spurensuche nach Erinnerungsorten der oft unrühmlichen deutschen Kolonialgeschichte vor. In 30 Einzelbeiträgen präsentiert es Personen, Institutionen, Ereignisse und Vorstellungswelten: Albert Schweitzers Hospital Lambaréné, Hagenbecks Tierpark und die »Hunnenrede« Kaiser Wilhelms II. zählen hierzu ebenso wie der Berg Kilimandscharo, den der Deutsche Hans Meyer als erster Europäer bestieg, Bernhard Grzimeks Film »Serengeti darf nicht sterben« oder der »Sarotti-Mohr«. Ein unentbehrliches Buch für alle, die am deutschen Kolonialismus und am deutschen kollektiven Gedächtnis interessiert sind!

Leseprobe
Straßenumbenennungen: Schwarze Deutsche statt Kolonialheroen Straßenumbenennungen gehören neben Denkmalssetzungen und Denkmalsstürzen zu den auffälligsten und alltäglichsten erinnerungspolitischen Korrekturen. Gerade die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert kennt unzählige Beispiele. Fast ebenso wichtig wie der Name, der entfernt wird, ist derjenige, der ihn ersetzt, und die Debatten, die sich dabei entwickeln. Hier ist die Umbenennung des Berliner Gröbenufers in May-Ayim-Ufer 2010 von besonderem Interesse. Wie aus dem Beitrag von Clara Ervedosa in diesem Band hervorgeht, wurde mit May Ayim eine junge deutsche Frau geehrt, die nicht nur schon aufgrund ihrer Lebensdaten (1960-1996) jeder Verbindung zum formalen Kolonialismus des Deutschen Kaiserreiches unverdächtig ist, sondern auch für das Fortdauern kolonialer Strukturen in der (west)deutschen Nachkriegsgesellschaft sowie den Kampf dagegen steht. Sylvia Brigitte Gertrud Opitz, die sich selbst (später) May Ayim nannte, war Literatin und Aktivistin, u. a. der afro-deutschen Bewegung. Als Tochter eines ghanaischen Vaters und einer Weißen deutschen Mutter musste sie erleben, wie sie aufgrund ihrer Hautfarbe stigmatisiert und trotz ihrer Geburt und ihres Aufwachsens in Deutschland sowie ihres literarischen Schaffens in deutscher Sprache nie als richtig deutsch angesehen wurde. Gerade sie zur Namensgeberin an Stelle desjenigen preußischen Offiziers zu setzen, der mit der Gründung der brandenburgischen Station Groß-Friedrichsburg an der Küste des heutigen Ghana nicht nur zum Vorreiter deutscher Kolonialreichsgründung wurde, sondern auch den Startschuss zur offiziellen preußischen Beteiligung am Sklavenhandel gab, ist nicht nur späte Genugtuung einer zeitlebens durch die deutsche Mehrheitsgesellschaft Zurückgewiesenen, sondern auch ein Statement dafür, dass die Beteiligung Deutscher am Kolonialismus lange vor der ersten offiziellen Koloniegründung 1884 begann und auch nicht mit dem Verlust der überseeischen Kolonien im Frieden von Versailles (1919) oder dem Ende der "Ostkolonisation" 1945 endete: Rassismus gegen Schwarze Menschen ist historisch mit dem Kolonialismus verbunden und Zeugnis der Langlebigkeit kolonialer rassistischer Stereotypen. Bemerkenswert an dieser Namensänderung ist jedoch nicht nur, wer neu geehrt wurde, sondern auch, dass es gegen die Umbenennung und zur Verteidigung des alten Namens langjährige Debatten gab, in der nicht nur aus praktischen Gründen gegen die Umbenennung polemisiert, sondern auch der Versuch unternommen wurde, Otto von der Gröben zu verteidigen. Manche Motive mögen auch ihre Berechtigung gehabt haben, nämlich das als Gröbenufer bekannte Terrain als Erinnerungsort der deutschen Teilung zu erhalten, aber dass sich ein namhafter Historiker wie Götz Aly (*1947) dazu verstieg, den Gründungsakt eines offiziellen preußischen und damit deutschen Einstieges in den Sklavenhandel als "Minikolonie" bzw. "Koloniechen" zu verharmlosen, ist Beleg nicht nur für die weite Verbreitung der kolonialen Amnesie, sondern wohl auch für eine zumindest unterschwellige Romantisierung und Verharmlosung des Kolonialismus. Keiner käme wohl auf die Idee, etwa das erste nationalsozialistische Konzentrationslager in Dachau ein "KZchen" zu nennen, nur weil es noch mörderischere Lager gegeben hat. Die kleine Hexe und die jüngste Debatte um das N-Wort Eine noch weit stärkere Initiative zur Beibehaltung rassistischer und kolonialer Traditionen lässt sich seit Ende 2012 beobachten. Eine nicht geringe Zahl von Menschen engagiert sich seitdem für die Beibehaltung des N-Wortes in Kinder- und Jugendbüchern. Auslöser der Debatte war ein Interview von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (*1977), in dem sie erklärte, sie würde beim Vorlesen für ihre Tochter etwaig auftauchende N-Wörter "synchron" durch andere ersetzen. Kurz darauf hatte der Thienemann Verlag angekündigt, künftig bei Neuauflagen von Kinderbüchern wie dem Klassiker Die kleine Hexe von Otfried Preußler (1923-2013) das N-Wort und etwaige Komposita durch unverfängliche Begriffe auszutauschen. Dieser Entscheidung vorausgegangen war ein Brief des Journalisten Mekonnen Mesghena, der sich und seine Tochter d…


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