Imperium

Imperium

Einband:
Paperback
EAN:
9783593395036
Untertitel:
Geschichte und Theorie eines politischen Systems
Genre:
Politische Ideengeschichte & Theorien
Autor:
Ulrich Leitner
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 11.2011
Anzahl Seiten:
305
Erscheinungsdatum:
30.11.2011
ISBN:
978-3-593-39503-6

Imperien sind ein zentrales Thema der Geschichts- und Politikwissenschaften. Mit den USA und dem Imperium Romanum analysiert Ulrich Leitner die zwei prominentesten "Imperien" der modernen politologischen und althistorischen Debatte. Dabei verbindet er erstmals beide Sichtweisen und entwickelt ein idealtypisches Modell des Imperiums, das in beiden Disziplinen angewendet werden kann.

"Wer sich mit Imperien beschäftigen will, kann bei Leitner lernen, worauf zu achten ist und wie man den Blick dafür schärft." Herfried Münkler, Historische Zeitschrift, 01.12.2013 "Ein gedankenreiches Buch, das als beachtliche, analytisch starke Leistung bezeichnet werden darf." Hans-Christof Kraus, Das Historisch-Politische Buch, 01.06.2013

Autorentext
Ulrich Leitner, Dr. phil., ist Mitarbeiter der Forschungsplattform »politik religion kunst. Plattform für Konflikt- und Kommunikationsforschung« der Universität Innsbruck.

Leseprobe
Soll der Begriff Imperium als analytischer Begriff der historischen und politologischen Terminologie dienen, muss er mit historischem Inhalt gefüllt werden. Es ist dabei naheliegend, das römische Imperium als Referenzmodell eines imperialen Systems zu verwenden. Imperium wird bekanntlich vom lateinischen Machtbegriff imperium abgeleitet. Er bezeichnete ursprünglich die höchste Amtsgewalt römischer Magistrate und grenzte diese gegenüber den niederen Magistraten mit potestas ab. Erst später trat der Begriff für die römische Macht nach außen auf (Nippel 1993: 63). In der römischen Kaiserzeit wird der Begriff zum Sinnbild römischer Macht und auf den gesamten Herrschaftsbereich (imperium populi Romani) übertragen. Im Kaiser kumulierten seit Augustus, dem ersten princeps, und rechtlich abgesichert seit der lex de imperio Vespasiani (69 n. Chr.) das imperium proconsulare maius und die tribunicia potestas. Damit vereinen sich die militärische Macht über die Legionen in den Grenzprovinzen, die politische Macht eines Volkstribuns und die religiöse Überhöhung eines pontifex maximus. Dass allerdings das Imperium Romanum als Paradebeispiel für einen als Imperium verstandenen Herrschaftsbereich zum common sense wurde, hat mehr mit seiner literarischen Selbstdarstellung und ihrer breiten Rezeption in der Antike - herauf über die mittelalterlichen Reiche, den Humanismus und Klassizismus - bis in die Gegenwart zu tun (Bichler 2006). Was die Imperiumsdebatte aus der historiografischen und literarischen Überlieferung verbunden mit einer sogenannten imperialen Idee macht, zeigt die folgende Einschätzung von Jedediah Purdy, die Einblick in die Vorstellung von Rom als Macht imperialen Charakters gibt: "The Roman Empire ruled not by terror but by extending the system of Roman law and, by degrees, the privilege and discipline of Roman citizenship across its vast tracts. What law did not accomplish, culture did: Roman fashions and especially the Latin language spread throughout the Western empire. Roman citizens might have a local language and local loyalties, but they where also members, by law and culture, of a universal imperium. They shared in a commerce that knitted together all the Roman regions. The empire's authority began in the sword, but it settled in the mind, the tongue, and even the soul. This made it an ideal of order and power long after its government had disintegrated." (Purdy 2002: 104) Purdys Einschätzung darf als Paradebeispiel für die allgemein vorausgesetzte Vorstellung über den römischen Machteinfluss gelten, die als Vergleichsbasis zur Analyse moderner politischer Systeme unter dem Aspekt des Imperiums herangezogen wird. Eine vergleichende Analyse, in der das Imperium Romanum als Idealtypus einer imperialen Macht eingesetzt wird, sollte aber vielmehr zunächst mithilfe von Kriterien feststellen, was ein Imperium als politisches System ausmacht, um mit diesen Kriterien im Sinne eines dritten Bezugspunktes an das Vergleichsobjekt USA heranzugehen und aufzuzeigen, wo es Ähnlichkeiten und wo es Unterschiede zur römischen Geschichte gibt. Die Beiträge der modernen Imperiumsdebatte wollen zwar durch die Untersuchung von verschiedenen Fallbeispielen zu allgemein anerkannten Kriterien kommen, die allen imperialen Strukturen gemein sind, führen diese Kriterien aber nicht zu einem abstrakten tertium comparationis zusammen. Bisher hat noch keine Analyse eine Definition des Imperiumsbegriffes hervorgebracht, die für einen historischen Vergleich politischer Systeme fruchtbar genutzt werden könnte. So wichtig der historische Vergleich für die Imperiumsdebatte auch ist, er wird methodisch wie inhaltlich nachlässig behandelt und basiert vorwiegend auf Verabsolutierungen und vorschnellen Verallgemeinerungen historischer Sachverhalte. Der Imperiumsbegriff wird zudem mit suggestiven Konnotationen belastet. Besonders auffällig wird dies vor allem in kürzeren Abhandlungen bei impliziten Verweisen auf die römische Geschichte. Eine Argumentation, die lediglich auf das Imperium Romanum verweist und mit landläufigen Assoziationen zur römischen Geschichte argumentiert, kann kaum den Anspruch eines fundierten Vergleichs erheben. Die Vergleichsstrukturen werden aber auch in den meisten Monografien nicht eindeutiger, die historischen Sachverhalten größeren Platz einräumen. Werden die Informationen aus den einzelnen Beiträgen herausgefiltert, zeigt sich eine undifferenzierte Argumentationsstruktur, die hinsichtlich des historischen Vergleiches zur römischen Geschichte von einigen dominanten Grundmustern geprägt ist, welche auf einer organologischen Deutung der römischen Geschichte basieren. Aus althistorischer Sicht hat Edward Gibbon ein solches Geschichtsbild in seiner klassischen Darstellung History of the Decline and Fall of the Roman Empire vertreten - nach wie vor eine der am häufigsten rezipierten und zitierten Studien zum römischen Imperium. Gibbon hatte bei einem Rombesuch im Jahre 1764 "die Ewigkeit gesucht und die Vergänglichkeit gefunden" (Demandt 1997a: 28). Von diesem Erlebnis lebt Gibbons Darstellung der römischen Geschichte, wie die folgende Aussage demonstriert: "Der Aufstieg einer Stadt", so schreibt Gibbon über Rom, "die zu einem großen Reich anschwoll, mag es, als einzigartiges Wunder, verdienen, daß ein Philosoph darüber nachsinnt. Der Niedergang Roms aber war die natürliche und unvermeidliche Folge unmäßiger Größe. Im Aufschwung war der Ursprung des Verfalls schon enthalten." (Gibbon 1970 [1781]: 34) Mit ihrer ausgeprägten Aufstiegs- und Verfallsmetaphorik schließen die Beiträge der modernen Imperiumsdebatte an das Geschichtsdenken Edward Gibbons an, was zwei schwerwiegende Folgen nach sich zieht:

Inhalt
Inhalt Imperium - Bewältigungsversuch von Epochendaten 7 I. Historisch orientierte Definitionen von Imperium 1. Idealtypische und historische Herrschaftsformen 23 1.1 Idealtypus versus historische Einzigartigkeit 24 1.2 Der historische Einzelfall - USA 31 1.3 Hegemonie und Imperium 47 1.4 Formal und Informal Empire 54 2. Vergleichsstrukturen und imperiale Ordnungsvorstellungen 63 2.1 Das formale Imperium Romanum 64 2.2 Das informelle Imperium Americanum 78 2.3 Imperiales Inneres versus imperiales Außen 88 2.4 Imperiale Interaktionen 102 3. Der moderne Begriff Imperium 115 3.1 Die Niedergangsmetaphorik 116 3.2 Das imperiale Bildprogramm 124 II. Systematische Definitionen von Imperium 4. Politologische Basisargumente 131 4.1 Das politische System 132 4.2 Das Verhalten von Staaten 144 4.3 Politischer Wandel und Transformation 152 4.4 Imperium als idealtypische Mächtehierarchie 158 5. (Alt-)Historische Basisargumente 163 5.1 Staat, Bürokratie und Imperium 164 5.2 Was ist imperial am Imperium Romanum? 174 5.3 Die formale und die ritualisierte Ordnung 192 5.4 Imperium als wechselseitiges Machtnetzwerk 203 III. Eine operationalisierbare Definition von Imperium 6. Der Idealtyp eines imperialen politischen Systems 211 6.1 Die imperiale Ordn…


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