Wandel durch Technik

Wandel durch Technik

Einband:
Paperback
EAN:
9783593395005
Untertitel:
Eine Theorie soziotechnischer Transformation
Genre:
Arbeits-, Wirtschafts- & Industriesoziologie
Autor:
Ulrich Dolata
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 07.2011
Anzahl Seiten:
169
Erscheinungsdatum:
31.07.2011
ISBN:
978-3-593-39500-5

Neue Kommunikationstechnologien, Internet, Gentechnik - drei Beispiele, die zeigen, dass Technik ein wesentlicher Faktor des Wandels moderner Gesellschaften ist. Wann, warum und wodurch können neue Technologien bestehende Strukturen und Regeln destabilisieren und soziale Veränderungen anstoßen? Wie lassen sich technikinduzierte Wandlungsprozesse soziologisch analysieren und erklären? Ulrich Dolata untersucht, wie neue Technologien auf gesellschaftliche Akteure und Sektoren treffen und wie diese sich schrittweise neu ausrichten und zum Teil radikal verändern müssen.

Neue Kommunikationstechnologien, Internet, Gentechnik drei Beispiele, die zeigen, dass Technik ein wesentlicher Faktor des Wandels moderner Gesellschaften ist. Wann, warum und wodurch können neue Technologien bestehende Strukturen und Regeln destabilisieren und soziale Veränderungen anstoßen? Wie lassen sich technikinduzierte Wandlungsprozesse soziologisch analysieren und erklären? Ulrich Dolata untersucht, wie neue Technologien auf gesellschaftliche Akteure und Sektoren treffen und wie diese sich schrittweise neu ausrichten und zum Teil radikal verändern müssen.

Autorentext
Ulrich Dolata war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, und ist heute Professor für Organisations- und Innovationssoziologie an der Universität Stuttgart.

Leseprobe
Kapitel 1 Wandel durch Technik: Eine Einführung I. Technik ist ein konstitutiver Bestandteil jeder modernen Gesellschaft. Als Artefakte, Großanlagen oder technische Infrastrukturen, als Programme, Methoden oder Verfahren ermöglicht und prägt sie soziale Zusammenhänge der unterschiedlichsten Art. Kein Industriezweig, kein Produktionsprozess oder Dienstleistungsangebot, keine Finanztransaktion, kein Verwaltungsablauf, kein Verkehr, kein Kommunikationsprozess, kein Krieg, kaum ein alltäglicher Vorgang wäre ohne Technik überhaupt oder auch nur annähernd in der gewohnten Form möglich. Technik greift tief in soziale Gegebenheiten der unterschiedlichsten Art ein, strukturiert und regelt sie. Das reicht von privat genutzten GPS-Systemen, deren Anordnungen sich die Autofahrerinnen und Autofahrer fasziniert ausliefern, über industrielle Produktions- oder Logistikprozesse, die maßgeblich um die eingesetzten Technologien herum organisiert werden, bis zu computergesteuertem Aktien- und Devisenhandel, der mittlerweile die Bewegung auf den weltweiten Finanzmärkten entscheidend mitprägt. Technik ist fraglos ein zentrales Struktur- und Regelungselement moderner, insbesondere der hoch entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Seit der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre verändern sich die technologischen (und wissenschaftlichen) Grundlagen dieser Gesellschaften rasant. Das liegt in erster Linie an all jenen digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien, die seit der Einführung der ersten, aus heutiger Sicht extrem funktionsschwachen und störanfälligen Personal Computer in schneller Folge das Licht der Welt erblicken, dabei immer leistungsstärker, multifunktionaler und vernetzter werden und sich mit außerordentlicher Dynamik in alle Bereiche der Gesellschaft verbreiten. Das Internet ist nur das prominenteste Beispiel einer Vielzahl radikaler Innovationen, die in diesem weit gefassten Technologiecluster in den vergangenen drei Jahrzehnten hervorgebracht worden sind und die neben unserem alltäglichen Leben weite Teile der industriellen Produktion und den Dienstleistungssektor, die Banken, Versicherungen und Finanzmärkte, die staatliche Verwaltung und das Wissenschaftssystem nachhaltig verändert haben. Daneben hat sich im selben Zeitraum mit den neuen Biotechnologien ein zweites größeres Technologiefeld etabliert, mit deren Methoden und Verfahren gezielte Rekombinationen biologischen Materials möglich geworden sind. Die Radikalität dieser neuen Möglichkeit, in die menschliche und außermenschliche Natur einzugreifen, steht der Digitalisierung nicht nach. Ihr Verwendungsbereich ist allerdings erheblich enger: Neue Biotechnologien haben sich seit Mitte der 1970er-Jahre vor allem in der Medizin, als neue Werkzeuge der Pharmaforschung und in Gestalt neuer gentechnisch hergestellter Therapeutika, Impfstoffe und Diagnostika etabliert. Daneben haben sie auch in der Agrochemie, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion größere Bedeutung erlangt. Beides - die Digitalisierung der Gesellschaft durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien und die gezielte Rekombination der Natur mithilfe neuer Biotechnologien - sind die wesentlichen Signaturen eines einschneidenden wissenschaftlichen und technologischen Umbruchs, der vor gut drei Jahrzehnten begonnen hat und dessen Ende noch immer nicht absehbar ist. Entwicklungen aus diesen beiden wichtigen Technologiefeldern werden im Laufe dieses Buches daher vor allem dann vorgebracht, wenn anhand von Beispielen konkretisiert werden soll, wie man sich gesellschaftlichen Wandel durch Technik, konkreter: substanzielle organisationale, strukturelle und institutionelle Veränderungen vorzustellen hat, die durch neue Technologien angestoßen, zum Teil auch erforderlich werden. Denn auch dies lässt sich kaum übersehen: Technik ist nicht bloß ein wichtiges Strukturmerkmal moderner Gesellschaften. Grundlegend neue Technologien sind auch ein wesentlicher Einflussfaktor ihres Wandels und können einen beträchtlichen Veränderungsdruck auf ihre Akteure, Strukturen und Institutionen entfalten. Neue Technologien spielen nicht nur bei der Neustrukturierung bestehender oder der Entstehung neuer Märkte eine entscheidende Rolle, die sie mit ihren Eigenheiten oft maßgeblich prägen - man denke nur an die Wirkungen von Digitalisierung, Datenkomprimierung und Internet auf die Musikindustrie oder auf andere Mediensektoren. Sie sind auch unabdingbare Grundlage und Auslöser größerer Umbrüche in der Struktur und Organisation von Produktionsprozessen, von Dienstleistungen oder von ganzen Wirtschaftssektoren (in den vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel des Telekommunikations-, des Pharma- oder des Musiksektors). Häufig müssen bestehende rechtlich-regulative Rahmenbedingungen an den Eigenheiten der neuen Technologien grundsätzlich neu ausgerichtet oder gänzlich neu formuliert werden (wie zum Beispiel das Urheberrecht an die Digitalisierung und das Internet oder die Entwicklung eines eigenständigen Gentechnikrechts für die biotechnologische Forschung und Produktion). Darüber hinaus kommen mit ihrer Entwicklung und Nutzung regelmäßig auch die involvierten Akteure und deren Beziehungen zueinander in Bewegung. Oft werden neue technologische Möglichkeiten zunächst von Newcomern oder Quereinsteigern (wie Microsoft und Intel oder in jüngerer Zeit Amazon und Apple) aufgegriffen, die damit bestehende Konkurrenzverhältnisse aufmischen und etablierte Akteure unter einen erheblichen Druck setzen können, sich rund um die neuen Technologien strategisch und organisational neu zu positionieren. Gleichzeitig sind neue Technologien häufig derart komplex, dass sich ihre Entwicklung, Produktion und Nutzung nicht mehr von einzelnen Organisationen allein bewältigen lässt, sondern die Etablierung und systematische Nutzung neuer Formen von Kooperation nicht einfach nur ermöglicht, sondern regelrecht erzwingt (wie zum Beispiel die Biotechnologie im Pharmasektor). Schließlich verändern neue Technologien auch das alltägliche Leben: Das waren früher zum Beispiel Haushaltsgeräte (Waschmaschine, Kühlschrank usw.) und sind heute vor allem informations- und Kommunikationstechnische Angebote (wie Smartphones, Netbooks, Internet), durch die sich neue Kommunikations-, Lebens- und auch Konsumstile ausprägen. Man muss also nicht bis zur industriellen Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts zurückgehen, die im Kern eine soziotechnische Revolution war, um zu sehen, dass einschneidende technologische Umbrüche ein entscheidender Einflussfaktor und Impulsgeber gesellschaftlicher Transformation sind. Das bede…


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