Seniorenpolitik im Wandel

Seniorenpolitik im Wandel

Einband:
Paperback
EAN:
9783593393186
Untertitel:
Verbände und Gewerkschaften als Interessenvertreter der älteren Generation
Genre:
Politik & Wirtschaft
Autor:
Wolfgang Schroeder, Bettina Munimus, Diana Rüdt
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 11.2010
Anzahl Seiten:
515
Erscheinungsdatum:
30.11.2010
ISBN:
978-3-593-39318-6

Unter Mitarbeit von Thomas Koch

Obwohl die Deutschen unaufhaltsam altern, gibt es keine eigene Interessenvertretung für Ältere. Ob dies so bleiben wird, ist angesichts des demografischen Wandels und des nötigen Sozialstaatsumbaus eine zentrale Frage deutscher Politik. Die Studie untersucht erstmals, wie sich die seniorenpolitische Interessenvertretung entwickelt, und beleuchtet die Akteure sowie deren Antriebsmotive. Im Fokus stehen die Sozialverbände und die seniorenpolitischen Aktivitäten der Gewerkschaften.

Unter Mitarbeit von Thomas Koch Obwohl die Deutschen unaufhaltsam altern, gibt es keine eigene Interessenvertretung für Ältere. Ob dies so bleiben wird, ist angesichts des demografischen Wandels und des nötigen Sozialstaatsumbaus eine zentrale Frage deutscher Politik. Die Studie untersucht erstmals, wie sich die seniorenpolitische Interessenvertretung entwickelt, und beleuchtet die Akteure sowie deren Antriebsmotive. Im Fokus stehen die Sozialverbände und die seniorenpolitischen Aktivitäten der Gewerkschaften.

Autorentext
Wolfgang Schroeder ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Kassel und Fellow am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Leseprobe
II. Forschungsdesign Im Zentrum unserer Studie stehen die Veränderungen der Akteurskonstellation in der Seniorenpolitik. Im ersten Schritt wird die Untersuchung zunächst in einen analytischen Rahmen eingebettet und die zugrunde gelegten Arbeitshypothesen sowie die methodische Vorgehensweise werden erläutert. Die Interessenverbände älterer Menschen werden als Organisationstyp bestimmt, ihre Interessenvertretungslogiken erfasst und ihr Einflusspotenzial spezifiziert. Wir stellen die Kategorien vor, die der Analyse der beiden wichtigsten verbandlichen Akteure, Sozialverbände und Gewerkschaften, in diesem Politikfeld in ihrer Funktion als Interessenverbände für Ältere zu Grunde liegen. Ferner werden Konzepte zur Analyse des Wandels von Institutionen benannt, mittels derer sich graduelle bzw. inkrementelle Transformationsprozesse von Interessenverbänden identifizieren lassen. In diesem Abschnitt wird nur ein erster allgemeiner Literaturüberblick geliefert. Eine vertiefte Diskussion des Forschungsstands erfolgt im Rahmen der einzelnen Verbandsstudien. Obgleich der demografische Wandel und seine politischen und ökonomischen Auswirkungen seit einigen Jahren interdisziplinär und facettenreich untersucht worden sind, befindet sich die wissenschaftliche Erforschung der Interessenpolitik von Älteren und für Ältere in den deutschen Sozialwissenschaften noch am Anfang. Es liegen Untersuchungen über die Lebenssituation (z. B. der Alterssurvey), die Gesundheit (z.B. der Bundes-Gesundheitssurvey) oder das Einkommen (z.B. die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, Alterssicherungsberichte der Bundesregierung) älterer Menschen vor. Ebenso werden die Herausforderungen und Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Sozialversicherungssystem, insbesondere auf die Alterssicherung und die Reformnotwendigkeit des Wohlfahrtsstaates, diskutiert (u. a. Kerschbaumer/ Schroeder 2005, Micheel 2005, Nullmeier/Rueb 1993, Schludi 2005). Im Zusammenhang mit der Sozialstaatsdebatte und der Belastungsfähigkeit der Sicherungssysteme aufgrund der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung wird in den letzten Jahren verstärkt die Frage nach der zukünftigen Generationensolidarität gestellt (vgl. Motel-Klingebiel 2000, Nullmeier/ Wrobel 2005, etc.). Zwar steht in der Gerontologie die Frage nach der Lebensweise älterer Menschen seit jeher im Blickpunkt des Interesses, die explizite Auseinandersetzung mit der Organisation ihrer politischen Interessen wird indes erst in jüngster Zeit intensiviert. In der Literatur werden die Aspekte, die sich mit der organisationspolitischen Dimension der Seniorenpolitik von Sozialverbänden und Gewerkschaften befassen, - wenn überhaupt - nur rudimentär behandelt. Thomas von Winter analysiert Formen der politischen Interessenvertretung von vermeintlich schwachen Interessen der Rentner (Winter 1997). Eine Studie aus dem Jahr 1979 von Ralf Porst beschäftigt sich mit der Interessenvertretung älterer Menschen am Beispiel des Bundes der Ruhestandsbeamten und Hinterbliebenen (BRH) (Porst 1979). Im Zuge der Gründung von Seniorenorganisationen in CDU und SPD Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre sowie der Gründung der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) im Jahr 1989 wurde erstmals verstärkt das Augenmerk auf das politische Engagement Älterer gelegt (Klose 1993, Mackroth/Ristau 1993, 2000, Verheugen 1994). Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wird in zahlreichen Veröffentlichungen nach dem politischen Verhalten älterer Menschen, ihren parteipolitischen Einstellungen sowie nach ihrer Bereitschaft gefragt, sich politisch zu engagieren (vgl. Kohli u. a. 1997, Wolf/Künemund 1993, Walker/Naegele 1999, Schroeder u. a. 2008). Die Bewertung der gesellschaftspolitischen Auswirkungen des demografischen Wandels fällt indes höchst unterschiedlich aus: So stehen skeptischen Prognosen, wonach in Deutschland eine Entwicklung zur Gerontokratie Platz greifen könnte (Streeck 2006), durchaus optimistische Einschätzungen gegenüber, die demgegenüber die Chancen einer längeren Lebenserwartung hervorheben. Beispielhaft für diesen Befund sei die Akademiengruppe »Altern in Deutschland« erwähnt (Kocka u. a. 2009). Diese interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern hat für einen positiven Bedeutungswandel plädiert, die Herausforderungen durch den demografischen Alterungsprozess als Triebkraft für politische, gesellschaftliche, kulturelle und nicht zuletzt Veränderungen des Einzelnen zu nutzen, denn so könnten die »gewonnenen Jahre« nicht nur vom Einzelnen, sondern auch von der Zivilgesellschaft als demografische Chance genutzt werden. Studien zum politischen Engagement älterer Menschen richten ihr Interesse vorrangig auf den bürgerschaftlichen Aspekt (z.B. der Freiwilligensurvey von 1999). Hier sind die Arbeiten von Thomas Olk (2002, 2003, Olk/Heinze 2001), Harald Künemund (2004, 2006, 2007a, b) sowie Marcel Erlinghagen (2007, 2009) zu nennen. In diesem Kontext wird häufig auf die Rolle der »jungen Alten« eingegangen (Aner u. a. 2007, Schroeter/Zängl 2006). Die Gruppe der 55- bis 69-Jährigen wird als Träger des »zivilgesellschaftlichen Projekts« benannt, die vermehrt unterstützend eingreifen müsse, wenn der Staat »als nachsorgender und vorsorgender Sozialstaat« an seine Grenzen komme (Kocka 2007: 328). Durch ihre Bereitschaft mitzuwirken, könnten gerade die »jungen Alten« der Zivilgesellschaft wichtige Impulse geben und sie auf diese Weise stärken (ebd.: 330). Demgegenüber problematisieren Silke van Dyk und Stephan Lessenich den aktivierenden Charakter des hier zugrunde liegenden Altersbildes. Sie kritisieren die »neue, produktivistische Moralökonomie des Alter(n)s« als Entwicklung »vom Rentner zum Arbeitskraftunternehmer in der Aktivgesellschaft« (van Dyk/Lessenich 2009). 1. Interessenverbände älterer Menschen Interessenverbände älterer Menschen zählen zu den intermediären Organisationen, die sich »in einem Zwischenbereich zwischen der »Mikroebene« der »Orientierungen und Erwartungen der Mitglieder« einerseits und einer »institutionellen Makroebene« andererseits« befinden (Türk/Lemke/Bruch 2006: 269). Anders gesagt: Diese Verbände agieren als Interessenvertreter ihrer Mitglieder in einer Vermittlungsfunktion zwischen der mikropolitischen Lebens- und Sozialsphäre ihrer Mitglieder und den politischen und gesellschaftlichen Institutionensystemen der Makroebene (vgl. Müller- Jentsch 2003: 142). Folglich konstituieren sich Verbände älterer Menschen entlang der Hauptaufgabe, die Interessen und Bedürfnisse ihrer Mitglieder in den Feldern Rente, Pflege, Gesundheit oder auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gegenüber dem politischen System und den darin handelnden Akteuren geltend zu machen und durchzusetzen. Die interme…


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