Freiheit statt Sozialismus

Freiheit statt Sozialismus

Einband:
Paperback
EAN:
9783593392899
Untertitel:
Rezeption und Bedeutung Friedrich August von Hayeks in der Bundesrepublik
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Iris Karabelas
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 09.2010
Anzahl Seiten:
250
Erscheinungsdatum:
30.09.2010
ISBN:
978-3-593-39289-9

Der österreichische Ökonom und Sozialphilosoph Friedrich August von Hayek gilt den einen als geistiger Vater eines neoliberalen Marktfundamentalismus, den anderen als unbeirrbarer Verfechter der Freiheit. Iris Karabelas stellt die Rezeption des umstrittenen Wirtschaftstheoretikers in der Bundesrepublik erstmals umfassend dar. Dabei zeigt sie, dass Hayeks Ideen nicht selten instrumentalisiert wurden, eigneten sie sich doch hervorragend als Waffe im ideologischen Kampf gegen die Linke. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wünschenswert gerade heute eine Versachlichung der ideologisch aufgeladenen Diskussion um den Neoliberalismus ist.

Autorentext
Iris Karabelas, Dr. phil., Historikerin, promovierte an der Universität Tübingen und ist Referentin für Forschungspolitik der Max- Planck-Gesellschaft in München.

Klappentext
Der österreichische Ökonom und Sozialphilosoph Friedrich August von Hayek gilt den einen als geistiger Vater eines neoliberalen Marktfundamentalismus, den anderen als unbeirrbarer Verfechter der Freiheit. Iris Karabelas stellt die Rezeption des umstrittenen Wirtschaftstheoretikers in der Bundesrepublik erstmals umfassend dar. Dabei zeigt sie, dass Hayeks Ideen nicht selten instrumentalisiert wurden, eigneten sie sich doch hervorragend als Waffe im ideologischen Kampf gegen die Linke. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wünschenswert gerade heute eine Versachlichung der ideologisch aufgeladenen Diskussion um den Neoliberalismus ist.

Leseprobe
Die Geschichte von Hayek und den Deutschen in den Jahren 1949 bis 1990 war eine von Wechselhaftigkeit und zugleich Kontinuität geprägte Geschichte: wechselhaft, weil sich recht unterschiedliche Gesellschaftsgruppen und Personen Hayek zuwandten; kontinuierlich, weil Hayek dadurch zu keinem Zeitpunkt in Vergessenheit geriet. Gleichwohl haben die vorangegangenen Kapitel verdeutlicht, dass sich in der Rezeptionsgeschichte Hayeks durchaus Zeitspannen unterschiedlicher Intensität ausmachen lassen. Die vergleichsweise stärkste Resonanz erfuhr Hayek in den Nachkriegsjahren und in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre. Mit den Ordoliberalen in Wissenschaft und Politik einerseits und Franz Josef Strauß, Hans Filbinger und Alfred Dregger andererseits wandten sich prominente Persönlichkeiten Hayek zu, die in den genannten Zeitphasen maßgeblich auf die ideelle und praktische Politikgestaltung einwirkten. Die "gesellschaftliche Gestaltungskraft" (Lutz Raphael und Heinz-Elmar Tenorth) von Hayeks Ideen variierte also je nach Zeitkontext und ihn rezipierenden Personen. Am meisten Zuspruch erfuhr dabei sowohl in den ersten Nachkriegsjahren als auch ab Mitte der 1970er-Jahre Hayeks Idee von der Unvereinbarkeit des Planungsgedanken mit dem Freiheitsideal, die bereits 1944 die Kernaussage seines bekanntesten Werkes, des Wegs zur Knechtschaft, dargestellt hatte. Hayeks Rezipienten setzten sich aus verschiedenen Motiven mit ihm und seinen Ideen auseinander. Die Ordoliberalen stellten die erste Gruppierung in Deutschland dar, die Hayek mit großem Interesse begegnete. In den 1920er-Jahren sahen sie in Hayek noch vornehmlich einen wichtigen Gesprächspartner im Zusammenhang mit ihrem Vorhaben, die deutsche Nationalökonomie in Abgrenzung zur Historischen Schule als theoretisch betriebene Wissenschaft neu zu begründen. Angesichts der anwachsenden Machtfülle des Nationalsozialismus während der 1930er-Jahre bestimmten allerdings bald kaum mehr nationalökonomische Fachfragen, sondern Fragen politisch-ideologischer Natur ihren Dialog mit Hayek. Entsprechend wandelte sich auch ihre Sicht auf Hayek. Spätestens seit dem Colloque Walter Lippmann im August 1938 in Paris, zu dessen Teilnehmern sowohl Hayek als auch einzelne Ordoliberale zählten, betrachteten die Ordoliberalen Hayek vornehmlich als Neoliberalen, der wie sie um eine Neuausrichtung wirtschaftsliberalen Denkens bemüht war. Das Kernstück dieses neuen Liberalismus bildete die Überzeugung von der freiheitlich-marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung als bestmöglicher Wirtschaftsordnung. Aus Sicht der Ordoliberalen sollte daher auch in Deutschland nach Kriegsende die freiheitlich-marktwirtschaftliche und nicht wie von vielen gefordert die sozialistisch-planwirtschaftliche Wirtschaftsordnung etabliert werden. Für ihr Bemühen darum stellte Hayek insbesondere nach Veröffentlichung des Wegs zur Knechtschaft einen wichtigen Fürsprecher einer am Ideal der Freiheit ausgerichteten Wirtschaftsordnung dar. Aus diesem Grund versuchten sie ihm vor allem in den ersten Nachkriegsjahren durch Vorträge und Publikationen in Deutschland Gehör zu verschaffen. Nachdem sich die Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft durchgesetzt und etabliert hatte, veränderte sich jedoch das Bild mancher Ordoliberaler von Hayek. Während Eucken, Müller-Armack und Erhard ihn weiterhin als einen Vertreter der freiheitlich-marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung und insofern als einen Gleichgesinnten wahrnahmen, glaubten Röpke und Rüstow in den späten 1950er-Jahren in Hayek keinen Neoliberalen mehr, sondern einen Vertreter des Laissez-faire-Liberalismus zu erkennen, den sie ja eigentlich gemeinsam zu überwinden beabsichtigt hatten. Denn stets dann, wenn sie für eine Einhegung der Marktwirtschaft durch den Staat plädierten, erinnerte Hayek an das Ideal der Freiheit, das der Staat wahren und nicht durch falsche Eingriffe bedrohen solle. Die 1960er-Jahre brachten für die Rezeption Hayeks neue Voraussetzungen mit sich. Die Bundesrepublik hatte sich als demokratischer Rechtsstaat einschließlich einer Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft konsolidiert. Der Ordoliberalismus hatte allerdings inzwischen sowohl in der Volkswirtschaftslehre als auch in der wirtschaftspolitischen Beratung seine vorherrschende Position verloren. An seine Stelle war der Keynesianismus gerückt, der ein gänzlich neues Verständnis von den Aufgaben des Staates in der Wirtschaft mit sich brachte. Sicherlich hatte der bundesrepublikanische Staat bereits in den 1950er-Jahren nicht immer strikt ordnungspolitisch agiert, als er meist im Zeichen des Wiederaufbaus zahlreiche sozialpolitische Maßnahmen ergriffen und dadurch einen Beitrag zur Belebung der Konjunktur geleistet hatte. Gleichwohl fand die Überzeugung, auf Grundlage wissenschaftlicher Expertisen keynesianischer Machart den Konjunkturverlauf gezielt steuern zu können, erst in den 1960er-Jahren in der Bundesrepublik parteiübergreifend einen Nährboden. Hayek lehnte den Keynesianismus wie bereits dessen Ursprungslehre von John Maynard Keynes entschieden ab, da er seiner Überzeugung nach wie die sozialistische Lehre auf dem Planungsgedanken beruhte und somit gleichermaßen eine freiheitsgefährdende Geisteshaltung darstellte. Ähnlich abneigend wie Hayek standen in der Bundesrepublik der 1960er-Jahre nur wenige dem Keynesianismus gegenüber. Zu ihnen zählten die Schülerinnen und Schüler der Ordoliberalen, die daher hoch erfreut auf die ansonsten kaum bemerkte Berufung Hayeks 1962 an die Universität Freiburg reagierten. Aus ihrer Sicht stellte Hayek den seit Euckens Tod ersehnten Ökonomen dar, der die ordoliberale Tradition fortzuführen imstande war und dadurch dem keynesianischen Zeitgeist in Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschaftspolitik entgegenzutreten vermochte. Gerade Hayeks Arbeiten aus den 1960er-Jahren zur Entwicklung einer Theorie der kulturellen Evolution legen jedoch nahe, dass er sich ausgerechnet in seiner Zeit als Ordinarius an der Universität Freiburg vom Euckenschen Forschungsprogramm dezidiert entfernte. Diese Arbeiten machten ihn allerdings wiederum für Staatsrechtslehrer interessant, da er sich darin intensiv mit der Frage befasste, wie die Entstehung von Ordnungen in komplexen Gesellschaften zu verstehen sei. Der Dialog Hayeks mit einzelnen Vertretern der Smend-Schule machte jedoch ebenso die Grenzen seiner Rezeption in diesem Kreis deutlich. Anders als noch in seinem …


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